Debatte um Meinungsfreiheit: Soll Edward Snowden bei Twitter rausgeworfen werden?
Edward Snowden im Visier: Der Republikaner George E. Pataki fordert einen Rauswurf des "Verräters" beim Kurznachrichtendienst Twitter.
Dass dieser Eintritt bei Twitter nicht geräusch- und folgenlos vonstatten geht, war abzusehen. Seit kurzem ist der ehemalige US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden mit einem eigenen Twitterkonto @snowden im Internet, schon fordert ein Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner einen Rauswurf des "Verräters" beim Kurznachrichtendienst.
Der Reihe nach. "Can you hear me now?" (Könnt ihr mich jetzt hören?) lautete Snowdens erster Tweet am Dienstagabend, der gleich zehntausende Male weiter getwittert wurde. In Snowdens Twitter-Biografie heißt es: "Früher habe ich für die Regierung gearbeitet. Jetzt arbeite ich für die Öffentlichkeit."
Snowden stellt sich dort als Mitglied des Verwaltungsrats der Stiftung Pressefreiheit vor. Die von Snowdens Vertrautem, dem US-Journalisten Glenn Greenwald, betriebene Online-Enthüllungsplattform "The Intercept" bestätigte, dass @snowden authentisch sei. Snowdens Anwalt Ben Wizner teilte demnach mit, dass sein Mandant das Twitterkonto persönlich verwalten werde.
Snowden hatte als externer IT-Mitarbeiter der National Security Agency (NSA) Dokumente über die weltweiten Überwachungsprogramme an sich gebracht und über Greenwald und andere Journalisten verbreiten lassen. Damit kam das enorme Ausmaß der weltweiten US-Spähaktivitäten ans Licht.
"Keine Plattform für Terroristen und Verräter"
Bis Donnerstagmorgen hat sein Account über 1,16 Millionen Follower angesammelt, laut einem Analysedienst leben gut 40 Prozent davon in den USA. George E. Pataki, Ex-Gouverneur des Staates New York und Anwärter auf die Präsidentschaftskandidatur der Republikaner hat derzeit 53 000 Follower. Jetzt will Pataki Snowden loswerden.
Als Snowden seinen Account am Dienstagabend mit der Frage "Könnt Ihr mich jetzt hören?" eröffnete, antwortete Pataki. "Twitter ist eine großartige amerikanische Firma, die Terroristen und Verrätern keine Plattform bieten sollte." Dabei sprach er Twitter-Mitgründer Jack Dorsey direkt an: "@Jack, macht @Snowden heute noch dicht." Dafür gab es noch mal Hunderte Retweets - und ein paar heftige Kommentare. "Meinungsfreiheit zu zensieren ist unamerikanisch", twitterte einer. Oder: "Nein, eine großartige amerikanische Firma gibt Stimmen die Chance zu sprechen, statt sie zum Schweigen zu bringen."
Dass Twitter Patakis Wunsch nachkommt, ist aber eher unwahrscheinlich - der Dienst stattete Snowden schnellstens mit dem begehrten Häkchen aus, das einen verifizierten Account kennzeichnet. Derzeit hält sich Snowden in Russland auf, das ihm Asyl gewährte. In seiner Heimat droht ihm ein Prozess wegen Spionage und Geheimnisverrats.