Fakten-Check und Twitter-Kritik: So war der letzte "Tatort" aus Leipzig
Das Leipziger "Tatort"-Team Martin Wuttke und Simone Thomalla ist Vergangenheit. Waren sie vielleicht gar nicht so schlecht? Doch, waren sie, meinen jedenfalls die Twitter-Nutzer. Die Quote war trotzdem gut.
Schon seltsam. Sieben Jahre lang ist dem MDR für seine Leipziger "Tatort"-Ermittler nichts Rechtes eingefallen, und bei der letzten Folge am Sonntagabend haben sie es noch mal so richtig krachen lassen. Auch wenn der Ego-Trip von Kommissar Keppler alias Martin Wuttke und die Wiedervereinigung mit seiner Kollegin und Ex-Frau Eva Saalfeld (Simone Thomalla) fast spannender war als die Kindesentführung.
Der Krimi-Fall als solcher warf relativ wenig Fragen auf. Die Täterschaft war schnell geklärt. An der Wirklichkeit ließ sich die wilde Geschichte von Sascha Arango um die entführte Tochter christlicher Sektierer, den zwanghaften Kinderwunsch eines kidnappenden Mittelstands-Paares sowie die Tagträume und messianischen Wunschvorstellungen der ehemals miteinander verheirateten Kommissare auch schwer messen.
Selbst die von der Entführers-Frau schuldhaft herbei geführte Gasexplosion, bei der der Entführers-Mann in seinem Haus beim Zigarettenanzünden auf dem Klo ums Leben kam, wirkte surreal wie ein Traum von David Lynch. Genauso wie die Hundekacke, in die Keppler unentwegt trat. War das hier Leipzig oder Berlin? Oder etwa Hessen?
Leichte Ungereimtheiten auch bei dem Haus der Entführer mit dem geheimsten aller geheimen Menschen-Versteck in über 40 Jahren "Tatort". Selbst eine Hundertschaft Polizisten kann das entführte Mädchen nicht hinter der Saunawand entdecken. Schon merkwürdig.
Und überhaupt, muss bei einem "Tatort" nicht nach spätestens sieben Minuten eine Leiche auf dem Boden liegen?
Irritationen auch darüber, was die Darstellung der christlichen Sektierer, der Eltern des entführten Kindes, betrifft.
Fazit: Die Leipziger Ermittler hatten es und haben es auch bei ihrem Abschied vor 10,06 Millionen Zuschauern schwer, so anders, so inspiriert-verwegen das Buch auch war. So richtig beliebt waren Keppler und Saalfeld eh nie. Das gilt vor allem für Simone Thomalla.
Schade, dass bei der Stimmung die finale Solo-Performance von Martin Wuttke etwas unterging. Das hatte immerhin noch einmal große Kulisse. 10,06 Millionen Zuschauer schalteten am Sonntagabend den ARD-Krimi ein. Dieser theatralische "Tatort" war nicht so schlecht, wie es bei Twitter rüberkam. Da wurde zerpflückt und gefleddert.