Antennenfernsehen de luxe: So lohnt sich der Wechsel zu DVB-T2
Mehr als HD-Bilder: Mediatheken, Internet-Sender, Video-on-demand-Angebote: Mit der richtigen Technik lohnt sich der Wechsel DVB-T2.
Handball-Fans hätten sich darüber besonders gefreut: Mit der richtigen Set-Top- Box für das neue Antennenfernsehen DVB-T2 hätten sie die Spiele der Handball-Weltmeisterschaft in Frankreich, die nur im Internet gestreamt wurde, auf dem großen Fernsehgerät verfolgen können statt nur am kleinen PC- oder Laptop-Monitor. Was paradox klingt, ist bei näherer Betrachtung einleuchtend. Mit dem Wechsel vom alten Antennenfernsehen DVB-T zum HD-fähigen DVB-T2 geht eine Modernisierung der Technik einher. Vor allem die etwas teureren Empfangsgeräte sind vollgepackt mit Funktionen, mit denen nicht nur das klassische Fernsehen, sondern auch die Online-Mediatheken, eine Vielzahl von Internet-Sendern und einige Video-on-Demand-Angebote genutzt werden können.
Das alte Antennenfernsehen DVB-T wird in der Region Berlin-Brandenburg in der Nacht zum 29. März abgeschaltet. Bundesweit liegt der Anteil von DVB-T-Fernsehern bei zehn Prozent, in Ballungsgebieten ist er erheblich höher und liegt in Berlin bei gut einem Drittel. Anders gesagt: Ohne Anschaffung eines DVB-T2-Empfängers oder Umstieg zu einer anderen Empfangsart bleibt auf jedem dritten TV-Gerät in Berlin nach dem 29. März der Bildschirm schwarz.
Abgeschafft wird in gut zwei Monaten jedoch nicht nur die alte Technik, zugleich endet die Ära des Free-TV. Die rund 20 Programme der öffentlich-rechtlichen Sender werden zwar auch danach unverschlüsselt und ohne zusätzlichen Kosten über Antenne ausgestrahlt. Die Privatsender haben jedoch erfolgreich durchgesetzt, dass ihre HD-Programme – und nur die werden via Antenne übertragen – künftig kostenpflichtig werden.
Drei Monate Schnupperphase
Nach einer Schnupperphase von drei Monaten müssen für ein Abonnement von Freenet-TV – ein ziemlich unpassender Name übrigens – 69 Euro pro Jahr gezahlt werden. Und zwar pro Empfänger. Dafür stehen noch einmal 20 weitere Privatsenderprogramme in bester digitaler HD-Qualität zur Verfügung. Ein kompletter Kabelanschluss ist teurer – auch wenn Vodafone gerade mit einer von Verbraucherschützern als irreführende Werbung bezeichneten Aktion ein ganz anderes Bild zeichnen wollte, um DVB-T-Nutzer zum Umstieg auf Kabel-TV zu überzeugen. Satelliten-TV ist nur für den Empfang von TV-Sendern in der schlechteren Standardauflösung eine Alternative, HD-Fernsehen kostet auch bei dieser Technik. Zudem ist es nicht in jeder Wohnung möglich, eine Satellitenschüssel anzubringen. Und für TV via Internet wie mit Magine, Zattoo oder Waipu müssen ebenfalls Abonnements abgeschlossen werden, die mitunter sogar etwas mehr kosten als das Freenet-TV-Abo.
Wir haben die Set-Top-Box Technisat Digipal Isio HD genauer untersucht, die inzwischen sogar Testsieger eines Vergleichs der Stiftung Warentest wurde. Mit einem mittleren Online-Preis von 143 Euro ist sie zugleich das teuerste Gerät im Test. Für einen früheren Beitrag hatten wir vom DVB-T2-Plattformbetreiber Media Broadcast die Schwaiger-Box DTR 700HD zum Test erhalten, die jedoch große Probleme bei der Darstellung von Videos aus den Mediatheken und anderen Internetstreams hatte. Im Test der Stiftung Warentest schaffte es das 110 Euro teure Gerät dennoch auf den vierten von insgesamt 13 Plätzen. Insgesamt acht Boxen schnitten mit einem gut als Ergebnis ab.
Das gute Abschneiden von Testsieger Digipal Isio HD wird hingegen auch von unseren Erfahrungen bestätigt. Die derzeit sechs DVB-T2-Sender im Probetrieb überzeugen mit extrem scharfen HD-Bildern, der elektronische Programmführer bietet den nötigen Überblick und über die rote hbbTV-Taste gelangen wir direkt zu den Sender-Mediatheken – einen Internetanschluss vorausgesetzt.
Rund 80 Internet-Sender über die Box
Die Liste der Internet-Sender, die von Technisat in jeder Nacht aktualisiert wird, enthält darüber hinaus rund 80 Angebote, zu denen während der Handball-WM wie beschrieben auch die Seite der DKB gehörte, über die der Stream verschickt wurde. Die Liste enthält zudem einige interessante regionale Programme wie Potsdam TV, L-TV Lausitz, ODF Ostbrandenburg oder WMZ Frankfurt Oder. Das kostenpflichtige Video-on-Demand-Angebot Maxdome der ProSiebenSat1-Gruppe gehört ebenso dazu wie die Youtube-App. Die Anmeldung über die Fernbedienung ist zwar zeitraubend, danach lassen sich die Dienste jedoch bequem am großen Fernseher nutzen.
Das Aufzeichnen von Programmen auf einen USB-Stick funktioniert derzeit nur bei den öffentlich-rechtlichen Sendern, soll aber auch bei den Privaten nach dem offiziellen DVB-T2-Start funktionieren – wenn auch mit Einschränkungen. Die Privatsender haben die Vorspulfunktion außer Kraft gesetzt, sie wollen auch künftig an Werbung verdienen und nicht nur über die Freenet-TV-Abos.
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