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Ein ungewohntes Bild: 21 Jahre lang war Ex-Weltmeister Niki Lauda der Formel-1-Experte an der Seite von RTL-Moderator Florian König (links). Mit Beginn der neuen Saison teilen sich Nico Rosberg (rechts) und Timo Glock diese Aufgabe.
© RTL

Löcher-Jeans statt rote Kappe: So hofft RTL auf jüngere Formel-1-Zuschauer

Nico Rosberg und Timo Glock treten bei RTL in Niki Laudas Fußstapfen. Der neue Formel-1-Kanal F1 TV lässt derweil auf sich warten.

„Mercedes ist das Team, was zu schlagen ist. Ich würde auf Lewis Hamilton setzen“. Nico Rosberg, Formel-1-Weltmeister und neuer Experte von RTL, hat sich auf einen Favoriten für das Auftaktrennen am Sonntag in Australien festgelegt. RTL ist inzwischen der einzige deutsche Sender, der die Königsklasse des Motorsports im TV zeigt, nachdem sich Sky aus der Übertragung zurückgezogen hat.

Nicht mehr dabei ist auch Niki Lauda. Direkt nach dem Saisonfinale 2017 hatte er überraschend das Ende seiner Expertentätigkeit verkündet. 21 Jahre lang hatte der Österreicher den Zuschauern den Rennzirkus erklärt. An seine Stelle treten nun Nico Rosberg und der DTM-Fahrer Timo Glock, der bis 2012 in der Formel 1 gefahren ist. RTL sieht in der personellen Änderung zugleich die Chance für einen Generationswechsel. „Der durchschnittliche Formel-1-Zuschauer ist zwischen 45 und 50 Jahren alt und männlich. Die ganz jungen Menschen zu erreichen, die 14- bis 20-Jährigen , bleibt die größte Herausforderung“, weiß RTL-Sportchef Manfred Loppe. „Nico Rosberg und Timo Glock sind auf jeden Fall näher dran als viele andere, das fängt mit der Sprache an und reicht bis zum Outfit, Stichwort: Destroyed Jeans!“.

Feintuning bei der Arbeitsteilung

Wie die genaue Arbeitsteilung von Rosberg und Glock aussieht, steht noch nicht fest: „Wir sind da im Feintuning. Zielsetzung ist, dass Timo zehn Rennen macht und Nico auf sechs bis acht Rennen kommt. Ich hoffe, dass wir nach Australien mehr Klarheit haben.“ Im Moment sieht es so aus: Rosberg ist in Australien und in China dabei. Das zweite Rennen in Bahrain analysiert Glock, das vierte übernimmt Christian Danner. Den Deutschland Grand Prix bestreiten Rosberg und Glock zusammen, das gilt auch für das Finale in Abu Dhabi.

Die TV-Zuschauer müssen sich aber vor allem auch an die neuen, nach hinten verschobenen TV-Startzeiten gewöhnen. Das Rennen in Melbourne wird ab 7 Uhr 10 übertragen, in Europa geht es um 15 Uhr 10 los. „Je später der Tag, desto mehr Menschen schauen fern. Wir werden Gas geben, um einen größeren Teil der Zuschauer zu uns ziehen zu können“, sagte Loppe dem Tagesspiegel ohne eine Prognose abzugeben. Von den Zeiten eines Michael Schumacher, als bis zu 13 Millionen Zuschauer vor den Fernsehern saßen, ist man zwar weit entfernt. Aber 4,4 Millionen Zuschauer wie 2017 sind für RTL auch kein Pappenstiel.

Hinzu kamen im vergangenen Jahr 470 000 Zuschauer bei Sky, doch dieser Sender ist nun nicht mehr dabei. Die Pläne für eine stärkere Verlagerung der Formel 1 ins Pay TV sind am Veto unter anderem der Hersteller und Werbetreibenden gescheitert. Die Entscheidung für ein komplettes Free-TV-Angebot auf dem deutschen Markt folgte vielleicht auch einer strategischen Einsicht, meint man in Köln. Nach der Devise „Was nutzt dir ein Autohaus mit hochwertiger Auslage, wenn die Rollläden geschlossen sind und Eintritt verlangt wird.“

F1 TV startet erst später

Komplett Free-TV wird die Formel 1 allerdings auch im Jahr 2018 nicht sein. Der US-Medienkonzern Liberty Media will als Eigentümer der Rennserie einen eigenen Formel-1-Kanal als Pay-TV-Angebot ohne Werbeunterbrechungen launchen. Einen offiziellen Starttermin gibt es nicht. Nachdem es zu Melbourne offensichtlich nicht geklappt hat, wird nun spekuliert, dass F1 TV zum zweiten Rennen in Bahrain startet.

Noch befindet sich der Kanal in der Beta-Phase mit einer ausgewählten Testgruppe und läuft nur auf PCs und Laptops. Die Unterstützung mobiler Endgeräte wie Smartphones und Tablets soll später folgen. Auch eine eigene deutsche Kommentierung wird es anfangs nicht geben. Liberty Media greift dafür auf die RTL-Rennbegleitung zurück. Spannend wird sein, welches Audiosignal während der Werbepausen übertragen wird.

Liberty Media will mit dem Abo die Hardcore-Fans der Formel 1 ansprechen, sagte Frank Arthofer, der Digitalchef der Rennserie. Der Preis für das Paket steht fest. Der Luxus, zwischen verschiedenen Perspektiven und den Onboard-Kameras der 20 Formel-1-Boliden wählen zu können, soll monatlich acht Euro beziehungsweise 65 Euro mit dem Saisonpass kosten. Zusätzlich zur Live-Abdeckung von Training, Qualifying und Rennen werden die Pressekonferenzen und Interviews nach den Rennen gezeigt, auch Formel 3, GP3 und Porsche Supercup werden abgedeckt.

RTL-Experte Nico Rosberg will jedenfalls das Formel-1-Geschehen im Allgemeinen und die Form seines Ex-Rivalen Lewis Hamilton im Speziellen ganz neutral einordnen. „Ich bin auch nicht nachtragend und wir verstehen uns eigentlich wieder ganz okay. Vielleicht können wir auch fast wieder Freunde werden, da hätte ich nichts gegen mit der Zeit.“

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