TV-Duell Merkel - Schulz: So gut waren die Moderatoren
Zwei Spitzenpolitiker, vier Moderatoren: Leider konnte keiner der Fernsehprofis dem "TV-Duell" am Sonntagabend einen Stempel aufdrücken. Aber das sieht das Format ja auch nicht vor.
Sonntagabend 20 Uhr 15. "TV-Duell" zwischen Angela Merkel (CDU) und Herausforderer Martin Schulz (SPD). Mutmaßlich 15 bis 20 Millionen Zuschauer gleich auf vier Kanälen, das TV-Event-Event zur Bundestagswahl. Viel Bühne und Ansporn auch für die Moderatoren Sandra Maischberger (ARD), Claus Strunz (Sat1), Peter Kloeppel (RTL) und Maybrit Illner (ZDF). In 95 Minuten bissen die sich die Zähne an den Politikern aus. Viel Parteiprogramm, wenig spontaner Dialog. Ein wenig Hitze und Irritation brachte nur das Thema Erdogan.
Sandra Maischberger. In blütenweißer Bluse, wie Kollegin Illner. Erstaunlicherweise ihr erstes "TV-Duell". Meisterte die ersten Fragen zum Thema Migration souverän, ließ sich bei dem Anfangs-Thema vom Kollegen Strunz fast ein bisschen die Butter vom Brot nehmen. Stellte mittendrin die einigermaßen überraschende Frage, ob denn die beiden Kandidaten am Sonntagmorgen in der Kirche war (nein, waren sie nicht). Machte zum Ende hin nötigen Druck mit Ja/Nein-Fragen.
Claus Strunz. Wie zu erwarten: Gab den Energischsten unter den Moderatoren, auch in Nachfragen bei Merkel ("Sie haben ja rechts von der CDU viel Platz gelassen"). Die vorher angedeutete Geheimfrage, wenn's denn im Disput zwischen Merkel und Schulz nicht so recht zündet, ersparte sich der Sat1-Mann. Auch eine Frage an Angela Merkel, ob sie Martin Schulz scharf findet (Ähnlich Knallhartes brachte Strunz am Mittwoch bei seinem Haussender Sat1, mit den Gästen Christian Lindner und Alice Weidel). Begann stark, baute etwas ab.
Maybrit Illner. Die Erfahrene, moderierte bereits das fünfte "TV-Duell". Kam ein bisschen schwer in die Elefanten-Frage-Runde, dafür hintenraus mit gewohnt viel Ironie, Augenzwinkern und Strenge, was die Einhaltung der Zeitkonten betraf.
Peter Kloeppel. Der RTL-Mann hat alles gesehen, alle "TV-Duelle" seit 2002 mit-moderiert, viele davon mit Merkel. Das hilft ganz gut, mit dem gelegentlichen Fragen-an-sich-abperlen-Lassen und dem Was-mach'-ich-eigentlich-hier?-Blick der Kanzlerin umzugehen. Brachte auch diverse Ja/Nein-Fragen, was dem Format gut tat, auch wenn sich Merkel eher nicht an Ja/Nein hielt.
Fazit: Vielleicht ist es ja doch nicht die Krone einer Moderatoren-Karriere, am "TV-Duell" teilnehmen zu dürfen, was am Ende auf Fragen-Abhaken und Redezeitkonten-Überwachung hinausläuft, trotz einiger Spitzen bei den Themen Flüchtlingspolitik und Türkei/EU. Richtig austoben werden sich die vier Moderatoren dann wieder in ihren eigenen Polit-Formaten, auf ARD, ZDF, RTL und Sat1.