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Sonja Schwetje ist Chefredakteurin des privaten Nachrichtensenders n-tv in Köln.
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Zu meinem ÄRGER: Snapchat übt Kotau vor Saudis

n-tv-Chefredakteurin Sonja Schwetje ärgert sich über eine Niederlage für die Pressefreiheit und freut sich den Kölner Kardinal Woelki

Frau Schwetje, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Traurig fand ich die Meldung, dass Snapchat offenbar vor den Machthabern Saudi-Arabiens eingeknickt ist. Das soziale Netzwerk hat das Angebot des katarischen Nachrichtensenders Al Dsashira geblockt – angeblich verstießen die Inhalte gegen die Gesetze des Landes. Darin liegt eine tragische Ironie. Während hierzulande die großen Plattformbetreiber ihrer Verantwortung, strafrechtlich relevante Inhalte zu löschen, oft nur zögerlich nachkommen, wird hier ein gesamter Sender gesperrt. Vor dem Hintergrund der Spannungen zwischen Katar und Saudi-Arabien drängt sich der Verdacht auf, dass hier keineswegs einzelne Inhalte geprüft und beanstandet wurden, sondern es sich um pauschale Zensur handelt. Dass sich ausgerechnet eine Plattform, die bei jungen Leuten sehr beliebt ist, zum Handlanger einer repressiven Regierung macht, ist nicht nur ein weiteres Armutszeugnis für den Zustand der Pressefreiheit weltweit. Es ist auch das Gegenteil dessen, was soziale Medien oft als Daseinsberechtigung angeben: Nämlich Informationen und Meinungen ungefiltert und grenzüberschreitend in die Öffentlichkeit zu bringen.

Kindersuchmaschine "Blinde Kuh"

Gab es auch etwas, worüber Sie sich freuen konnten?

Dass man bei der Kindersuchmaschine „Blinde Kuh“ Beiträge zur Bundestagswahl findet (www.blinde-kuh.de). Das ist nicht selbstverständlich, da diese Zielgruppe ja überhaupt nicht zur Wahl geht. Umso wichtiger ist es, den künftigen Wählerinnen und Wählern schon mal einen Eindruck zu geben, worum es geht. Außerdem sind die angebotenen Erklärstücke eine gute Unterstützung für Eltern, Lehrer oder einfach jeden, der Kindern dieses komplexe Thema bedarfsgerecht nahebringen möchte.

Welches Video können Sie denn empfehlen?

Obwohl ich nicht katholisch bin, finde ich die Video-Ansprache von Rainer Maria Kardinal Woelki authentisch und inspirierend (https://www.domradio.de/video/wort-des-bischofs-123). Dass er überhaupt diese Form der Kommunikation wählt, zeugt von der Bereitschaft, auf Menschen zuzugehen und sie in ihrer Lebenswelt abzuholen. Eine zwingende Voraussetzung, um Unentschlossene zum Nachdenken anzuregen. Dieser Herausforderung stellen auch wir uns als Journalisten Tag für Tag. Aufmerksamer und respektvoller Umgang miteinander ist darüber hinaus konfessionsunabhängig und sollte auch in heißen politischen Diskussionen nicht hintenüberfallen.

Sonja Schwetje ist Chefredakteurin des privaten Nachrichtensenders n-tv in Köln.

Sonja Schwetje

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