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Komiker Olli Dittrich als Hans-Georg («Schorsch») Aigner, der in wichtigen historischen Situationen Fußball-Idol Franz Beckenbauer vertrat.
© dpa
Update

ARD-Spontan-Satire mit Olli Dittrich: Schorsch Aigner erklärt Franz Beckenbauer und den WM-Skandal

Eine Parodie ist eine Parodie ist eine Parodie: Olli Dittrich spielt Schorsch Aigner spielt Franz Beckenbauer: Aus aktuellem Anlass ist der Comedian wieder in die Rolle des "Kaisers" geschlüpft - und salbadert über das "Fifa-Märchen"

Eine Party beim Scheich vom Katar. Mit Franz Beckenbauer. Viele Minz-Schnäpse. "Franz, du bist ein Womanizer", sagt der Scheich zu Deutschlands bestem Fußballer aller Zeiten. "Mein Harem steht dir zur Verfügung."

So oder so ähnlich wird es vor der ominösen Vergabe der Fußball-WM an 2006 an Deutschland wohl gewesen sein - wenn es nach einer ARD-Sendung geht, die am Donnerstag Abend kurzfristig ins Programm genommen wurde: "Das FIFA-Märchen: Fragen an Schorsch Aigner. WDR-Exklusivinterview für Das Erste – von und mit Olli Dittrich und Tom Theunissen."

Olli Dittrich also wieder mal in seiner Paraderolle als Doppelgänger von Franz Beckenbauer, als Schorsch Aigner, als jemand, der in wichtigen historischen Situationen Fußball-Idol Franz Beckenbauer vertrat, sogar auf dem Fußballfeld, was Dittrich ja schon ausführlicher mit Leben erfüllte und nun aus aktuellem Anlass reanimiert wurde.

Wer wusste davon?

Wir alle wissen: Schwarze Kassen, eine mutmaßlich gekaufte WM 2006, Steuer-Razzia beim DFB - immer neue Enthüllungen erschüttern die Fußballwelt. Wohin flossen die ominösen 6,7 Millionen Euro? Wozu diente das Geld? Und wer wusste davon?

Während sich der damalige WM-Chef Franz Beckenbauer trotz schwerer Vorwürfe weiterhin schweigsam gibt, bringt nun also im Fernsehen einer Licht ins Dunkel, so die ARD, und offenbart zum ersten Mal seine Insiderinformationen über den WM-Skandal: "Schorsch" Aigner.

Das Ganze dauert 18 Minuten und ist auf Dauer mäßig unterhaltsam. Ein Reporter bekommt die Erlaubnis, Schorch Aigner und seine Frau Elfriede auf der Flucht vor den Journalisten im Flugzeug zu begleiten, aber nur, wenn er den Zielort geheim hält. Eine Parodie ist eine Parodie ist eine Parodie - nach einer gewissen Zeit erschöpft sich der zweifellos vorhandene mimetische Reiz, Olli Dittrich in alle Beckenbauerschen, sorry, Aignerschen Gehirnwindungen zu folgen.

Während Elfriede Aigner auf ihrem Flugzeugsitz im Smartphone herum tippt, salbadert Schorsch Aigner über Gefälligkeiten, den so genannten "Sand-Deal", ein Gelage Anfang 2000 beim "Scheich Zwielicht" von Katar ("Elfriede, hör mal weg"), der mal Fifa-Präsident werden wollte. Aigner gibt zu, dass es bei den Ja-Stimmen für die WM in Deutschland 2006 nicht mit ganz rechten Dingen zugegangen ist. Irgendwann sagt er: "Ich bin stumm wie ein Grab." Und das gilt dann in dieser Negation am Ende auch für das Stück Spontan-Comedy im Ersten, das von der Idee her witziger war als die etwas verwirrende Umsetzung. Olli Dittrich kann mehr.

Auch wenn rund 400 000 Zuschauer mehr einschalteten als bei der großen Schorsch-Aigner-Sendung im Sommer, fielen die Quoten eher mäßig aus. Mit 1,88 Millionen Zuschauern kam die Beckenbauer-Parodie ab 22 Uhr 45 nur auf einen Marktanteil von 9,4 Prozent.

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