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Plot-Lücken: Warum weiß Bran Stark alles, doch niemand will mit ihm sprechen?
© Helen Sloan/HBO

Staffelfinale von "Game of Thrones": Schnelle Flotte für Cersei Lennister

Mal eben 1000 Schiffe auf der Eiseninsel bauen? In voller Rüstung durch die eisige See schwimmen? Fans ärgern sich über Logikfehler in „Game of Thrones“.

Zeit ist in Westeros relativ. Über fast sechs Staffeln hinweg haben die Zuschauer von „Game of Thrones“ Geduld gelernt. Die Protagonisten kämpften sich über Folgen hinweg von einem Schauplatz zum nächsten oder schmiedeten im dunklen Kämmerlein fiese Intrigen. Es wurde mal hier gemeuchelt und sich mal da ausgezogen, immer jedoch blieb viel Luft, die durchlebten Dramen zu verarbeiten. Der Winter stand so lange vor der Tür, dass man schon fürchten musste, er fängt sich angesichts der endlosen Warterei in der Kälte noch eine Grippe ein.

Mit der siebten Staffel, die am heutigen Montag ihr Finale erlebt (20 Uhr 15, Sky), haben es die eisigen Winde aus dem Norden dann doch noch über die Mauer geschafft und seither gehen die Uhren in der von George R. R. Martin erdachten Fantasy-Welt deutlich schneller. Viele Fans sind erfreut, dass nun auch mal Ereignisse eintreten, über die zuvor immer nur geredet wurde. Daenerys Targaryen will sich endlich den Eisernen Thron unter den Nagel reißen, dafür hat sie mehrere Armeen und drei Drachen über den großen Teich gebracht. Während der Krieg um die Macht in Westeros tobt, marschieren aus dem ewigen Eis die Weißen Wanderer samt Zombieheer auf die sieben Königslande zu.

Nicht mehr ganz bei der Sache: George R.R. Martin

Mit dem gestiegenen Erzähltempo hielten die Plot-Lücken in die Geschichte Einzug, die es in dieser Form und Häufung bei „Game of Thrones“ vorher kaum gegeben hat. Da werden beispielsweise von Bösewicht Euron Graufreud und seinen Eisenmännern mal eben 1000 Schiffe in der Pause zwischen Staffel sechs und sieben auf ihren kargen und ziemlich holzfreien Eilanden zusammengebaut, die Cersei Lennisters Macht stützen sollen. Ihr Bruder Jamie und Jon Schnee erweisen sich als regelrechte Wasserratten, die auch dann nicht ertrinken können, wenn sie schwere Rüstungen tragen oder im Eissee planschen. Und Bran Stark sieht zwar alles, was gestern, heute und morgen so in der Welt passiert, er kann sich nur leider nicht vernünftig ausdrücken, weshalb keiner mehr mit ihm sprechen mag.

Die Romanvorlage hinkt der Serie inzwischen hinterher, was in Staffel sieben nur zu deutlich wird. Und die Macher D. B. Weiss und David Benioff haben offenbar nur eine grobe Richtung von Martin vorgegeben bekommen. Natürlich ist das mit der Logik in einer Welt, in der Drachen, Zombies, Gestaltwandler und Zauberer leben, so eine Sache. Aber die Serie hat es über Jahre hinweg geschafft, in sich plausibel zu wirken. Dass es sich um Fantasy handelt, konnte so schon mal ignoriert werden und die wendungsreiche Story Zuschauer fesseln, die mit Fabelwesen und Schlachtengemälden ansonsten nicht viel anfangen können. Doch inzwischen wirkt „Game of Thrones“ aller Quotenerfolge zum Trotz bisweilen unfreiwillig komisch, etwa dann, wenn Schmiedelehrling Gendry einen Spurt durch die Eiswüste hinlegt, der jeden Dopingfahnder auf den Plan rufen würde. Wenigstens ist damit ein für alle Mal klargestellt, dass Gendry schneller läuft als er rudert. Zeit ist eben relativ im winterlichen Westeros. Jörg Leopold

Jörg Leopold

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