Senderstörung: Schlechte Stimmung bei Deutschlandfunk Kultur
Kürzungen und Einstellungen: Bei Deutschlandfunk Kultur herrscht miese Stimmung. Nun stellt sich Intendant Stefan Raue den Mitarbeitern in Berlin.
Explosive Stimmung am Hans-Rosenthal-Platz in Berlin: Am Donnerstag steht eine mit Spannung erwartete Betriebsversammlung beim Deutschlandfunk Kultur an. Deutschlandradio-Intendant Stefan Raue wird zugegen sein, er kann sich auf viel Gegenwind gefasst machen. Die Stimmung im Haus sei so schlecht wie nie zuvor, sagen Mitarbeiter der Kulturwelle. Der Grund: undurchsichtige Sparmaßnahmen, Kürzungen bei Personal und Inhalten, mithin die angekündigte Absetzung beliebter Sendungen wie „Kakadu“ sowie die offenbar schlechte Kommunikation zwischen Senderführung auf der einen und Personalrat und Redakteursausschuss auf der anderen Seite.
Der Unmut macht sich vor allem an Programmchef Andreas-Peter Weber fest. In der Kritik steht besonders sein Kommunikationsstil. Nachdem Personalrat und Redakteursausschuss bei einer Mitarbeitersitzung nicht zugelassen worden waren, hatte Weber am Montag Besserung gelobt und angekündigt, noch einmal über die Zukunft von „Kakadu“ reden zu wollen. Einen Tag später verkündete er im hauseigenen Medienmagazin „Mediasres“ das Ende der Kindersendung. „Mit Herrn Weber wird niemand mehr glücklich, man kann keinen Pudding an die Wand nageln“, ist aus dem Sender zu hören.
Keine weitere Abspielstation für Musik werden
Die Einstellung von „Kakadu“ in der bisherigen Form unter der Woche sorgt besonders für Unverständnis, schließlich handele es sich bei dieser Zielgruppe um die Hörer von Morgen. Auch der geplante Wegfall von „Studio 9 kompakt“, der abendlichen Sendung für Politik und Kultur, ist aus Sicht der Mitarbeiter von Deutschlandfunk Kultur nicht nachvollziehbar. „Wir sind nicht dafür da, eine weitere Abspielstation für Musik zu werden.“
Immer wieder ist von Konzeptlosigkeit die Rede: Bei der Programmreform 2014 von Deutschlandfunk Kultur sei, trotz Bedenken wegen der Kosten, eine Doppelmoderation am Nachmittag eingeführt worden, die nun wieder abgeschafft werde. Seit längerem werde zudem darüber verhandelt, wie Freie Mitarbeiter für verstärktes Online-Arbeiten, intern Konvergenzstrategie genannt, entschädigt werden sollten. Statt Geld seien Beschäftigungsgarantien in Aussicht gestellt wurden, nun kursierten Streichlisten von Freien, die künftig weniger oder überhaupt nicht mehr beschäftigt würden. Die Hoffnung, dass die Versammlung mit Intendant Raue die Situation entschärfen könnte, ist gering.
Fakt ist: Die Geschäftsführung des Deutschlandradios in Köln hat einen Sparkurs angekündigt. Der ganze Sender, bestehend aus Deutschlandfunk, Deutschlandfunk Kultur und Deutschlandfunk Nova, müsse bis zum Jahresende 500 000 Euro sparen, bei einem Jahresbudget von 60 Millionen Euro für die festen Mitarbeiter. Dass dabei auch über Programme zu diskutieren ist, wird kaum bestritten. Kritisiert wird bei der Einstellung der werktäglichen Ausgabe der Kindersendung „Kakadu“ aber beispielsweise, dass der Sender nicht mit offenen Karten spiele. Offiziell heißt es, man erwäge alternativ die Produktion eines Familienpodcasts, um auf neue Hörgewohnheiten zu reagieren.
"Unter finanziellem Einspardruck"
Das stünde im Widerspruch zu dem vom Programmdirektor Weber intern kolportierten Wort, der „Kakadu“ sei ein „Stolperstein“ im Programm von Deutschlandfunk Kultur. Klingt nicht gerade danach, als ob Weber daran glaube, dass ein „Kakadu“-Podcast – der in der Produktion ja auch Geld kostet – das Problem beheben würde. Ganz zu schweigen davon, ob ein Podcast die geeignete Darstellungsform für eine solche Kindersendung ist. Viele halten die Sache mit den etwaigen Podcasts sogar für ein Ablenkungsmanöver, um Gemüter zu beruhigen.
Eine einfache Verlagerung der bisher werktäglichen „Kakadu“-Sendungen in die Podcast-Welt sei nicht geplant, sagt der Sprecher des Deutschlandradios, Jörg Schumacher. „Kinder bleiben eine wichtige Zielgruppe für Deutschlandfunk Kultur.“ Darüber hinaus stünden alle programmstrategischen Planungen unter finanziellem Einspardruck, da Deutschlandradio seine Etats einhalten und bei Überschreitungen gebenenfalls gegensteuern muss. „Dies erfolgt bei Deutschlandfunk Kultur unter anderem durch die Reduzierung von einzelnen Schichten.“
Die Programmleitung stehe mit hiervon eventuell betroffenen freien Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Austausch. Was diese von all dem halten, können sie ihrem Intendanten Raue am Donnerstag in Berlin persönlich sagen.
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