Fünf Pioniere sind ausgezogen: Scheitert "Newtopia"?
Neuer Eklat beim Sat-1-Experiment: Fünf der 15 Teilnehmer haben die Scheune verlassen - aus Unmut über das Nominierungsverfahren. Das Netz schäumt, der Sender verspricht Ersatz
Stirbt die Utopie oder stirbt "Newtopia"? Das Sat-1-Experiment steckt jedenfalls wieder in der Krise. Fünf der 15 Kandidaten haben gegen die Spielregeln rebelliert und die Scheune im brandenburgischen Königs Wusterhausen am Mittwoch verlassen, der Livestream auf der Website wurde für 30 Stunden unterbrochen. Seit Donnerstagmorgen läuft er wieder. Der Sender und die
Produktionsfirma Talpa teilten mit, die Unterbrechung sei erfolgt, weil sich nicht alle „Pioniere“ mit der Tatsache hätten anfreunden können, dass die monatliche Nominierung ein Teil von
„Newtopia“ sei. Nach gegenwärtigem Stand hätten die Kandidaten Andreia, Tatjana, Lennert, Hans und Conny „Newtopia“ verlassen, hieß es vom Sender.
Aurica müsse sich aus gesundheitlichen Gründen zurückziehen. „Ob gegebenenfalls noch weitere Pioniere Newtopia verlassen werden und wer an ihrer Stelle einziehen wird, werden wir
euch hoffentlich bald in einem Update mitteilen können“, hieß es auf der Website. In einer "Produktionspost an die Pioniere" am Donnerstagnachmittag schrieb das Produktionsteam: "Ihr wollt weiter gemeinsam den Aufbau von Newtopia vorantreiben und mit einem Mut und eurer Entschlossenheit eine neue Gesellschaft erschaffen. Um euch dabei zu unterstützen, werden in den nächsten Tagen neue Pioniere nach Newtopia kommen." Es sieht so aus, dass das TV-Experiment mehr mit sich und seinen Strukturen zu kämpfen als mit dem Aufbau einer neuen Gesellschaft. Aber vielleicht ist das "Newtopia" in heutiger Zeit? Das Scheitern, nicht das Gelingen einer Gemeinschaft? Und wenn sie nur an den Bedingungen der TV-Produktion scheitert. "Newtopia", das sollte nie vergessen werden, ist eine Utopie des Privatfernsehens.
In Medienberichten war laut dpa von Streitigkeiten und sogar von einer Schlägerei die Rede. „Dass einige Pioniere sich nicht damit anfreunden konnten, dass die Nominierung Teil von Newtopia ist, hat in den vergangenen Tagen unter den Pionieren zu regen Diskussionen geführt“, teilte eine Sat.1-Sprecherin mit. „Die Produktion versuchte, den Pionieren in Gesprächen bei der Lösung dieser Konflikte zu helfen. Inzwischen hat sich ein Großteil der Pioniere darauf verständigt, Newtopia unter den bestehenden Vereinbarungen neu aufzubauen.“
Diese Beruhigungspille wirkte erst einmal nicht. Im Netz war die Aufregung groß, vor allem unter denjenigen, die für den Empfang aller vier Livestreams 3,99 Euro im Monat bezahlen - sie sahen, während das Produktionsteam mit den „Pionieren“ verhandelte, dösende Kühe. Der Sender versprach ihnen als Ausgleich eine Gratis-Woche und erklärte: „Mitarbeiter der Produktion sind in die Scheune zu den Pionieren gekommen, um
zu versuchen, bei der Lösung der festgefahrenen Situation zu helfen. Diese lang andauernden Gespräche, teilweise in Gruppen, teilweise Einzelgespräche mit dem Set-Psychologen,
konnten wir aus produktionstechnischen Gründen nicht zeigen.“ Auf Twitter und Facebook blieb der Unmut bestehen: „Wer will das denn noch weiter schauen wenn man verarscht wird....
das ist bisher die schlechteste sendung die ich jeh gesehen habe“, schrieb Sabine Müller auf Facebook. Oder: „Thema verfehlt weil: #Newtopia ist KEINE neue Welt. Die Guten gehen, der
Rest macht sich breit. Das haben wir schon“, schrieb der Twitterer Ax Elb. Der Teilauszug der "Utopisten" passt zum Eklat vor drei Wochen. Im Livestream war einer nicht abgeschalteten Kamera wegen ein hitziges Gespräch zwischen einer Produktionsmitarbeiterin und den Kandidaten zu sehen, das nicht übertragen werden sollte. Darin erteilte die Talpa-TV-Beschäftigte den Bewohnern Vorgaben - sie wurde von ihrer Aufgabe entbunden.
Schwerer wiegt für Sat 1 die Entwicklung: Sie hat sich seit dem Start am 23. Februar mit beinahe drei Millionen Zuschauern halbiert, der Marktanteil in der für Sat 1 wichtigen Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren liegt deutlich unter der Richtmarke von zwölf Prozent. Das TV-Experiment ist auf ein Jahr angelegt. Mal sehen.
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