Internet-Erklärer macht Pause: Sascha Lobo erteilt Republica eine Absage
Sascha Lobo erklärt der Netzgemeinde, dass er in diesem Jahr keinen Vortrag auf der Republica halten wird. Die Begründung hat mit seiner Rede aus dem Vorjahr zu tun.
Der Auftritt von Sascha Lobo auf dem Berliner Republica-Kongress im vergangenen Jahr hätte ein Weckruf werden sollen. Lobo hatte der deutschen Internetgemeinde Versagen und eine Verweigerung gegenüber der Realität vorgeworfen. Die Internetszene sei eine „Hobbylobby“, die es aufgrund von festgefahrenen Feindbildern bei vielen ihrer Themen nicht geschafft habe, politische Verbündete zu finden, hatte er moniert. Eine solche Ruckrede wird es in diesem Jahr nicht geben. In einem Interview mit dem Magazin "Wired" bestätigte der bekannteste deutsche Internet-Blogger, er werde in diesem Jahr erstmals keine Rede auf der Republica halten. "Ich hatte das Gefühl, es könnte sinnvoll sein, mal eine Pause zu machen. Die Erwartungen auf andere Art zu brechen, als es von mir erwartet wird".
Sascha Lobo will die Erwartungen anders brechen, als von ihm erwartet wird
Seine Absage an die Republica, zu der sich im vergangenen Jahr rund 7000 Blogger, Aktivisten und Wissenschaftler in Berlin getroffen hatten, habe jedoch nichts mit Verbitterung zu tun, erklärte Lobo. Vielmehr begründete er seine Entscheidung mit den Snowden-Enthüllungen, die wie ein digitaler Meteoriteneinschlag eine weitreichende Wirkung hätten. "Leute, die begeistert weitermachen wie früher, halte ich nicht für netzoptimistisch, sondern für realitätsfern", sagte Lobo zu "Wired" und ergänzte: "Für mich ist der Impuls jetzt aber: Machen! Nicht nur reden. (...) Das heißt, dass ich mich auf mein Start-up und mein nächstes Buch zum Thema Plattform-Kapitalismus fokussiere. Seit 2014 gehört Lobo zu den Betreibern der Plattform Sobooks. Dort können Bücher im Browser angelesen, gekauft, kommentiert und geteilt werden.
Von rigorosen Methoden, um die Machtverhältnisse im Internet zu ändern, hält Lobo indes nichts. Dem Vorschlag von SPD-Vizekanzler Sigmar Gabriel zur Zerschlagung von Google erteilt er eine klare Absage. "Das wäre Unfug. Ein solcher Vorschlag ignoriert die Funktionsweise dieser Firma." Die Datensammel-Maschinerie von Google sei auf den Werbemarkt ausgerichtet. Da könne man nicht einfach den Arm abhacken und sagen: "Spiel jetzt mal weiter Tennis", begründete Lobo seine Haltung. Wegen der komplexen Geschäftsmodelle von Netzgiganten wie Google schlägt er hingegen eine Regulierung nicht gegen sie, sondern gemeinsam mit ihnen vor.