„Ekelhaft und menschenfeindlich“: Rezo legt sich mit dem Axel-Springer-Verlag an
Youtuber „Rezo“ erregte mit dem Video „Die Zerstörung der CDU“ 2019 viel Aufsehen. Im neuen Video richtet er sich an die Presse. Der „Bild“-Chef hat reagiert.
Der YouTuber Rezo hat sich mit deutlichen Worten in die Debatte um die Berichterstattung der "BILD-Zeitung" über eine angeblich falsche Studie des Virologen Dr. Christian Drosten eingeschaltet. Das Video "Die Zerstörung der Presse" wurde am Sonntagabend um 19:00 veröffentlicht und erreichte in kurzer Zeit fast 200.000 Aufrufe.
Darin kritisiert Rezo die Vorgehensweise einiger prominenter Medienhäuser wie dem Axel-Springer-Verlag mit seinen Zeitungen "BILD" und "Die Welt". Auch die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) nahm der Youtuber für ihre Berichterstattung in die Kritik.
Deren Arbeitsweise ähnele dem Youtuber zufolge in Teilen dem Vorgehen von Verschwörungsideologen, mit der er sich im ersten Teil des Videos auseinandersetzt. Als Beispiele nennt unter anderem Verfehlungen gegen den Opferschutz, reißerische und irreführende Überschriften sowie Falschmeldungen in Bezug auf seine Person.
In diesen Fällen würde nicht nach ethischem Verantwortungsbewusstsein gehandelt sondern nach der Prämisse: "Wenn es Klicks und Cash bringt - lass mal posten."
In Zeiten von Desinformation durch Prominente wie Atilla Hildmann oder Xavier Naidoo müssten die etablierten Medienhäuser deutlich machen, wie sie zu solchen Arbeitsmethoden stehen würden. "Wenn ihr schweigt, dann wissen eure Leser nicht, ob ihr das duldet, gut findet - oder selber auch so machen würdet." Sonst würden die etablierte Presse weiter zur Polarisierung in der Gesellschaft beitragen.
Rezo kann Ablehnung der etablierten Medien in Teilen der Bevölkerung nachvollziehen
Die seiner Einschätzung nach zunehmende Ablehnung der etablierten Medien in weiten Teilen der Bevölkerung könne er daher nachvollziehen. Einen Beleg für diese Behauptung liefert er in diesem Fall allerdings nicht. In einer 25-seitigen Quellensammlung, die in der Videobeschreibung verlinkt ist, finden sich dennoch mehr als 250 Verweise. Darunter auch eine Auswertung der Pressearbeit über sich selbst. Dafür wurden laut seinen Angaben zunächst über 400 Artikel gesichtet, die sich direkt mit ihm und seiner Arbeit auseinandersetzen und auf Fehler gecheckt.
Seine Analyse der überregionalen Zeitungen ergab, dass 67 Prozent der Artikel der "FAZ" Falschbehauptungen über ihn enthielten. Bei der "Welt" seien es 54, bei der BILD 52 Prozent. Auch den Tagesspiegel nimmt sich Rezo vor. Er hat Artikel des Tagesspiegels ausgewertet und für diese eine Fehlerquote von 29 Prozent Falschbehauptungen erklärt. In Minute 40 greift er eine Behauptung als falsch auf, Rezo "zelebriere die Zerstörung der CDU". Am besten schneidet die Tagesschau ab. Dort enthielten Rezo zufolge nur elf Prozent Fehler.
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Bei aller Kritik findet Rezo auch lobende Worte für die Presse. Er wisse, dass "es viele gibt, die unglaubliche Arbeit machen und mega abliefern." Auch die Arbeit der Öffentlich-Rechtlichen lobte er ausdrücklich. Die Nennung von Quellen in Online-Artikeln halte er für wichtig und verwies darauf, dass viele YouTuber diese Arbeit besser machen würde als einige Medien.
Der Youtuber empfinde es als "hochgradig ekelhaft und menschenfeindlich", dass "Bild"-Chefredakteur Julian Reichelt sich nicht zu seinem Gehalt äußern wolle, die Gehälter von anderen Unternehmenschefs allerdings in der Zeitung veröffentliche.
Er befürchte, dass er sich mit diesem Video viele Feinde machen und ins "Visier der mächtigsten Influencer diesen Landes" kommen könnte. Die Arbeitsweise von Journalisten der BILD solle man weiter misstrauen, sie sogar verachten. Dennoch dürfe man nicht alle in den selben Topf schmeißen.
Inzwischen hat "Bild"-Chef Reichelt auf twitter reagiert: "Bevor der ganze Irrsinn los geht, lieber @rezomusik : Ich bin dieses schreckliche Millenial-Social-Media-Deutsch so leid. „Die Zerstörung der...“ Jetzt Medien, vermutlich BILD. Sei froh, dass es Medien gibt, Rezo. Sei froh, dass nicht alle denken wie Du."
Allerdings weist Rezo direkt zu Beginn seines Videos darauf hin, dass es ihm gerade nicht um die "Zerstörung" der Presse geht, sondern um Missstände, die er ansprechen möchte. Auf Twitter wurde dies entsprechend aufgegriffen und kommentiert mit der Vermutung, dass der Bild-Chefredakteur nur die Überschrift über dem Video gelesen habe.
Man kann einiges an Rezos Video kritisieren, zum Beispiel, dass er Verschwörungstheoretikern durchaus weitere Munition liefert, um Medien als unglaubwürdig darzustellen. Eines muss man ihm lassen: Er hat ein gutes Gespür für den richtigen Zeitpunkt, seinen 1,35 Millionen Abonnenten und der breiten Öffentlichkeit so ein Video zu präsentieren.
(Rezo hat in seinem Video auch den Tagesspiegel erwähnt. Wir haben den Text dahingehend aktualisiert. Jetzt sind auch seine Einschätzungen zum Tagesspiegel enthalten.)
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