Netflix-Chef in Berlin: Reed Hastings als Stargast auf Media Convention
Der Streamingdienst gewinnt fast fünf Millionen Nutzer hinzu. Netflix-Chef Reed Hastings führt das Wachstum auf die Popularität von Eigenproduktionen wie "Daredevil" zurück.
Man hat das Gefühl, Netflix ist überall. Netflix ist ein Streamingdienst, bei dem die Filme und Serien direkt aus dem Internet laufen. Die Nutzer zahlen dafür eine Abogebühr. Selten hat ein Fernsehsender respektive ein Streamingdienst in so kurzer Zeit so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie das weltweit operierende Unternehmen mit Sitz in Kalifornien, das seit einem halben Jahr auch in Deutschland mit seinen fiktionalen Angeboten präsent ist. In diesen Tagen mit der neuen 13teiligen US-Serie „Daredevil“. Für die Marvel-Comicverfilmung wird auf überlebensgroßen Plakaten in großen Städten geworben.
Der Fokus auf solche Eigenproduktionen scheint sich für Netflix auszuzahlen. Der Dienst verzeichnet dank eigener Serien und der rasanten internationalen Expansion einen kräftigen Kundenzulauf. Alleine im ersten Quartal 2015 stieg die Nutzerzahl um rund 4,9 Millionen auf weltweit über 62 Millionen. Der Umsatz kletterte im Jahresvergleich um 24 Prozent auf 1,57 Milliarden Dollar (1,47 Milliarden Euro). Der Gewinn sank von 53,1 auf 23,7 Millionen Dollar, wie Netflix mitteilte. Ein Grund dafür war der starke Dollar, der die Auslandseinnahmen bei der Umrechnung in die US-Währung niedriger erscheinen lässt. Netflix startete zuletzt im März in Australien und Neuseeland und will bis Ende 2016 weltweit verfügbar sein, zurzeit in mehr als 40 Ländern.
Netflix-Chef Reed Hastings führt das Wachstum der Nutzerzahlen auf die Popularität von Eigenproduktionen zurück. Zuletzt starteten die dritte Staffel der Polit-Serie „House of Cards“ mit Kevin Spacey sowie neue Serien wie „Bloodline“. Unter anderem wurde Adam Sandler für vier Filme verpflichtet.
Hastings und Netflix stehen für eine TV-Revolution, horizontales Erzählen und Experimente mit neuen Serienformaten. Die Serie "House of Cards", die auf Anhieb drei Emmys erhielt, ohne je im Fernsehen gezeigt worden zu sein, und andere prämierte Serien wie "Orange is the New Black" werden als Beweis dafür angesehen, dass auch Internet-TV anspruchsvollen Content produzieren kann und zu ernstzunehmenden Konkurrenten der klassischen Fernsehsender geworden sind. Video-Streaming-Dienste wie Netflix, Amazon Prime oder Sky Go sind mittlerweile vielleicht sogar anspruchsvoller als das klassische Fernsehen.
In Deutschland wird „House of Cards“ allerdings zunächst auf Sky gezeigt. Dafür hat Hastings bei der Media Convention, die parallel zur re:publica Anfang Mai in Berlin stattfindet, als „Stargast“ seinen großen Auftritt. Veränderte Sehgewohnheiten überall – der Netflix-Chef weiß, wo seine zukünftigen Abonnenten sind. Es ist der erste öffentliche Auftritt von Hastings in Deutschland seit dem deutschen Start von Netflix im September 2014.