Studie zum Online-Verhalten: Rebellion gegen Facebook & Co.
Soziale Medien gehören zum Alltag von Kindern und Jugendlichen. Jetzt zeigt eine englische Studie: Schüler reagieren auf Beleidigungen, Fake News und Suchtgefahr.
Wenn sich die Ergebnisse aus England auf Deutschland übertragen lassen, dann fühlt sich auch hier eine Mehrheit der Schülerinnen und Schüler durch die Nutzung sozialer Medien stark unter Druck, wenn nicht desillusioniert. Eine Umfrage, die die Digital Awareness UK und die Konferenz englischer Schulleiter in Auftrag gegeben hatte, zeigt, dass fast zwei Drittel der befragten neun- bis elfjährigen Schulkinder nichts dagegen hätten, wenn soziale Medien wie Facebook oder Snapchat niemals erfunden worden wären. Viele Teilnehmer der Studie sagten, soziale Medien würden ihr emotionales Wohlbefinden negativ beeinflussen.
Wie der „Guardian“ berichtet, wächst deswegen die Gegenwehr gegen die „dunklen“ Seiten der Technologie, vor allem Missbrauch und Fake News werden genannt. 71 Prozent der Schüler von staatlichen und privaten Einrichtungen sagen, sie hätten sich phasenweise „digital entgiftet“, sprich Handy oder Smartphone aus der Hand gelegt, um den sozialen Medien zu entkommen.
Welche Erfahrungen sie genau vermeiden wollen? 57 Prozent gaben an, sie hätten beleidigende Kommentare bekommen; 56 Prozent meinten, sie seien in großer Gefahr, süchtig zu werden; 52 Prozent beklagen, die Nutzung der sozialen Medien ließe sie an ihrem Aussehen zweifeln oder daran, wie interessant ihr Leben sei. Wie in der Erwachsenenwelt trägt der andere an diesen Missständen mehr Schuld als man selbst: 60 Prozent beschuldigen Freunde, dass diese „Fake-Versionen“ von sich selbst in den sozialen Medien kreierten. Nicht überraschend: 85 Prozent betonen, sie würden sich so darstellen, wie sie wirklich sind.
Geschätzt wird Storytelling
Nun ist es nicht so, dass englische Schüler nur Nachteile in der Technologie erkennen. Geschätzt werden die Möglichkeiten zum Storytelling, also das Erzählen von Geschichten, Erlebnissen und Abenteuern, wie es bei Snapchat Stories möglich ist. Fake News irritieren und ärgern, wenn man nicht weiß, ob eine Nachricht oder eine Information stimmt oder nicht. Für eine Welterfahrung von Kindern und Jugendlichen ein sehr gewichtiger Punkt. So steht denn auf der Liste, wie sie die sozialen Medien verbessern würden, der Aspekt „weniger Fake News“ sehr weit oben, übertroffen nur von dem Wunsch nach „weniger Werbung“ (71 Prozent). „Mehr kreativer Inhalt“ (55 Prozent) und „größere Privatsphäre“ werden als weitere Verbesserungswünsche angeführt.
Befragt zu den Ergebnissen der Studie und zu eigenen Erfahrungen, sagten verschiedene Schulleiter dem „Guardian“, dass soziale Medien wie das Internet von den Schülern nicht als „Feinde“ angesehen würden – „sie sind enorm positiv für sie“ –, die große Herausforderung für die Schüler bestehe darin, die richtige Balance bei der Nutzung der sozialen Medien zu finden. Die Schule müsse ihnen dabei dringend helfen. Charlotte Robertson, Mitbegründerin von Digital Awareness UK, einer Organisation, die die Sicherheit im Online-Sektor voranbringen will, nannte die Ergebnisse einerseits ermutigend, andererseits einen „Weckruf“. Ermutigend, weil die Schüler smarte Strategien entwickeln würden wie „digitales Entgiften“, um die Kontrolle über ihren Gebrauch und Missbrauch der sozialen Medien zu gewinnen. „Weckruf“, weil die Internetkonzerne den Bedürfnissen der jungen Leute mehr Beachtung schenken sollten. Die Schüler von heute werden die Richtungen bestimmen, in die die Online-Industrie gehen wird. Denn das zeigt die Studie unter 5000 Schülerinnen und Schülern sehr deutlich: Der Druck, den sie im digitalen Zeitalter spüren, ist enorm, und es gibt erste Anzeichen einer Rebellion gegen die ständige Versuchung und die permanenten Versuchungen, online zu gehen, online zu sein. Missbrauch, Fake News, all das Verstörende, das sich im Netz, in den sozialen Medien findet, wird auch von den Schülern selber produziert und provoziert. Das ist ihnen schon klar, wie die Studie belegt.
Die digitale Gesellschaft ist gefordert
Wie damit umgehen, was dagegen tun? Das kann nicht nur die Neun- bis Elfjährigen beschäftigen. Die Umfrage lässt keinen Zweifel daran, dass es nicht reicht, wenn die „digitalisierte Generation“ mit den sozialen Medien alleingelassen wird. Die digitale Gesellschaft ist gefordert. In Deutschland besitzen 38 Prozent der Acht- und Neunjährigen Handy oder Smartphone, bei den Zwölf- und 13-Jährigen sind es bereits 80 Prozent. Das ist vergleichbar mit den Zahlen aus Großbritannien. Verwunderlich wäre es, wenn die englische Studie nicht den deutschen Verhältnissen entsprechen würde.
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