Antisemitismus-Vorwurf: RBB trennt sich von Moderator Ken Jebsen
Erst haben sie ihn verteidigt, jetzt haben sie sich von ihm getrennt. Der RBB hat die Zusammenarbeit mit Moderator Ken Jebsen, der im Verdacht stand, sich antisemitisch geäußert zu haben, nun doch beendet.
Die zweite Chance währte nicht lang. Am Mittwoch beendete der Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB) die Zusammenarbeit mit Ken Jebsen, nachdem der Sender den umstrittenen Moderator der Fritz-Sendung „KenFM“ erst nach langen Gesprächen unter Auflagen wieder ans Mikrofon gelassen hatte. Die Affäre um die als antisemitisch verstandene Mail an einen Hörer – darin schrieb Jebsen unter anderem: „Ich weiß, wer den Holocaust als PR erfunden hat“ – hat allerdings noch weitere Auswirkungen. Stefan Warbeck gibt zugleich die Programmverantwortung des RBB-Jugendprogramms ab.
Jebsen, freier Mitarbeiter und seit zehn Jahren mit „KenFM“ auf Sendung, war am Mittwoch sowohl persönlich als auch schriftlich über das Ende der Zusammenarbeit informiert worden. „Die Sachlage hat sich geändert“, sagte RBB-Sprecher Justus Demmer dem Tagesspiegel. Jebsen habe in den beiden vergangenen Wochen gegen die gerade erst aufgestellten Spielregeln verstoßen.
Die öffentlich-rechtliche Anstalt sah sich darum zum Handeln gezwungen. Programmdirektorin Claudia Nothelle sagte, „der Sender hat Herrn Jebsen gegen den Vorwurf verteidigt, er sei Antisemit und Holocaust-Leugner. Allerdings mussten wir feststellen, dass zahlreiche seiner Beiträge nicht den journalistischen Standards des RBB entsprachen. Daraufhin haben wir mit ihm verbindliche Vereinbarungen über die Gestaltung der Sendung „KenFM“ getroffen. Diese hat er wiederholt nicht eingehalten.“ Jebsen selbst weist die Vorwürfe in einer Stellungnahme auf YouTube allerdings zurück (siehe folgendes Video).
Stefan Warbeck ist nach Senderangaben hingegen selbst auf die Programmleitung zugegangen und hat die Programmverantwortung für das RBB-Jugendprogramm Fritz auf eigenen Wunsch abgegeben. Er übernimmt damit vor allem die Verantwortung dafür, was bei „KenFM“ vor dem Eklat passiert ist. Einen Nachfolger bei Fritz gibt es noch nicht.
In der Sendung „KenFM“ liefen in den vergangenen Monaten mehrere nicht ausreichend redaktionell geprüfte und abgenommene Beiträge. Zudem hat der Moderator ohne Abstimmung mit der Redaktion Beiträge auf der Seite KenFM.de gestellt. Stefan Warbeck übernimmt für diese redaktionellen Versäumnisse die Verantwortung. Er sieht sich unter diesen Umständen nicht mehr in der Lage, das Programm angemessen zu leiten. Warbeck steht mit seiner Person für das ungelöste, generelle Problem, dass die Fritz-Mitarbeiter selbstreferenzielles Radio machen. Anleitungen, Hinweise von außen würden als unerwünschte Einmischung verstanden, heißt es im RBB.
Warbeck war seit 2005 Programmchef bei Fritz und arbeitet seit 1993 für das Radioprogramm. „Wir respektieren die Entscheidung und werden jetzt mit ihm über eine neue Aufgabe im RBB sprechen“, sagte Claudia Nothelle. Dass die Personalentscheidungen vom Mittwoch in einem zeitlichen Zusammenhang mit der aktuellen Debatte um Rechtsextremismus stehen, ist für Insider evident.
Kurt Sagatz