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(Ringbahn S42) - Bei den Berlinern beliebt, im RBB weniger. Die Ringbahn wurde für eine Ranking-Show abgewertet.
© Doris Spiekermann-Klaas

Manipulation von TV-Sendungen: RBB schickt Berliner Ringbahn aufs Abstellgleis

Bei der Manipulation einer Ranking-Show hat der RBB die Berliner Ringbahn vom zweiten auf den 13. Platz abgewertet. Begründung: Sie sei eher "Teil des täglichen Leidensweges als eines Erlebnisses".

Das Ansehen der S-Bahn ist in der Berliner Bevölkerung offenbar besser als beim Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Als der ARD-Sender für seine Rankingshow „21 Dinge, die man in Berlin erlebt haben muss“ die Zuschauer über das Internet nach ihren Favoriten befragte, landete die Berliner Ringbahn auf einem hervorragenden zweiten Platz. Doch nach Ansicht der zuständigen RBB-Redaktion konnten sich die Zuschauer mit diesem Votum nur geirrt haben. Aus dem zweiten Platz des Online-Votings wurde in der Sendung gerade noch ein Platz im Mittelfeld. Mehr als Rang 13 war nach Ansicht des RBB zu viel für die Ringbahn.

Die Ringbahn ist ein "problembehaftetes Berliner Wahrzeichen"

Am Dienstag hatte der RBB – so wie vor ihm bereits NDR, WDR und HR – eingestanden, dass es bei Rankingshows des Senders Manipulationen gegeben hatte. Noch am Freitag hatte der Sender dies mit Verweis auf die Reihe „30 Favoriten“ ausgeschlossen. In den Augen der RBB-Redaktion für die 21 Erlebnisse war die Ringbahn jedoch „das in den vergangenen Jahren durchaus problembehaftete Berliner Wahrzeichen für viele Menschen eher Teil eines täglichen ,Leidensweges‘ als eines ,Erlebnisses‘“, wie ein Sprecher des RBB dem Tagesspiegel sagte. An die Stelle der Ringbahn setzte der Sender die Robbenfütterung im Zoo. „Dieser erste redaktionelle Eingriff hat in der Folge dann weiteren Veränderungen aus ähnlichen Gründen den Boden bereitet“, erklärte der Sprecher. Konkret wurde zum Beispiel ein Treffen an der Weltzeituhr vom dritten auf den 16. Platz geschoben, im Austausch gegen das Neuköllner Stadtbad. In der Sendung „21 Dinge, die man in Brandenburg erlebt haben muss“ blieben immerhin die Spitzenplätze unangetastet. Dafür wurde ab Platz zwölf wild gewürfelt. So gehörte nach Ansicht der Zuschauer ein Besuch beim Pferdegestüt in Neustadt an der Dosse an 14. Stelle der herausragenden Erlebnisse in Brandenburg. In der Show wurde daraus jedoch der letzte Platz. Allerdings stellt sich bei den RBB-Rankings nicht nur die Manipulationsfrage, sondern auch die nach der Relevanz. Wenn bei 21 vorgegebenen Möglichkeiten 350 Stimmen eingehen, sind Zufallsgewinner statistisch unvermeidlich.

Im September können sich die ARD-Intendanten mit dem Thema beschäftigen

Die Zukunft des RBB-Formats ist hingegen definitiv ungewiss, wobei „die grundsätzlichen Entscheidungen nach Bekanntwerden der Eingriffe noch alle offen sind“, wie der Sprecher weiter sagte. Möglicherweise werden sich die Intendanten der ARD ohnehin grundsätzlich mit dem Ranking-Thema beschäftigen. Die Möglichkeit dazu haben sie auf der nächsten regulären ARD-Intendantentagung, zu der der Saarländische Rundfunk für den 15. und 16. September geladen hat.

Denn nicht nur in Berlin und Brandenburg fragte man sich nach den Eingeständnissen, welche weiteren Manipulationen noch ans Licht kommen werden. Vom Bayerischen Rundfunk aus München gab es jedenfalls Entwarnung: Man habe nach den Vorfällen beim ZDF – dort hatte es massive Manipulationen in den Shows „Deutschlands Beste“ im Juli gegeben – die Formate überprüft und festgestellt: „Im BR gibt es keine Ranking-Shows wie bei ZDF oder NDR“ und somit auch keine Manipulationen, wie der Sender auf Nachfrage sagte.
Der Südwestrundfunk (SWR) sendet rund 20 Formate dieser Art. Eine Sprecherin versicherte dem Tagesspiegel, dass keine dieser Sendungen verändert oder manipuliert worden seien. Der SWR gehe „mittlerweile mehr und mehr zu redaktionellen Rankings über“, wobei die Reihenfolge durch den zuständigen Redakteur festgelegt werde. Dies ist zwar sicherer gegen Manipulationen, lässt jedoch den Zuschauer nicht teilhaben.

Der Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) erklärte auf Nachfrage, dass es nicht zu redaktionellen Veränderungen in den Ranking-Formaten des Senders gekommen sei. Die zwei Sendungen, die in Frage kämen, „Geschichte Mitteldeutschlands - Das Ranking“ (2012) und „Kulthits“ (2014), sind zudem kein regelmäßiger Programmbestandteil des Senders im Gegensatz zu den Ausstrahlungen der anderen Sendeanstalten, erklärte ein Sprecher.

Eines können die Senderverantwortlichen jedenfalls nicht: die Verantwortung auf außenstehende Produktionsfirmen abwälzen. Bei den Rankingshows handelt es sich anscheinend ausnahmslos um Eigenproduktionen, wie NDR, SWR, HR und RBB angaben. Lisa Fritsch, Kurt Sagatz

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