Medien: Showchef geht, Problem bleibt
Sender zieht Konsequenzen nach Manipulationen bei „Deutschlands Beste!“.
Showchef Oliver Fuchs verlässt das ZDF und übernimmt damit die Verantwortung für die Manipulationen bei der Rankingshow „Deutschlands Beste!“. ZDF-Intendant Thomas Bellut habe Fuchs’ Rücktrittsangebot angenommen, teilte das ZDF am Donnerstag mit. Ein Sender sprecher sagte, „Fuchs ist mit sofortiger Wirkung freigestellt“. Die interne Untersuchung hat laut Sender ergeben, dass der Showchef selbst keine Kenntnis von den Manipulationen hatte, das Fehlverhalten habe bei der Redaktion gelegen. Die für die beiden Showsendungen am 2. und am 3. Juli zuständige Teamleiterin wurde ihrer Führungsfunktion enthoben und abgemahnt. Eine weitere Redakteurin wurde ebenfalls abgemahnt. ZDF-Chef Bellut dankte Oliver Fuchs „für sein Engagement und seine Arbeit. Ich respektiere sein Angebot, persönlich die Verantwortung zu übernehmen“. Der Sender wird die Showreihe „Deutschlands Beste!“ nicht fortsetzen.
Bei ZDF-Mitarbeitern in Mainz wurde Fuchs’ Rücktritt als „Bauernopfer, aber ein hohes“ bezeichnet und zugleich die Stirn darüber gerunzelt, dass weder Fuchs noch der ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler etwas von den Usancen bei „Deutschlands Besten!“ gewusst haben sollen. Schließlich sei die Anstalt sehr hierarchisch aufgebaut.
Die Karriere des 46-jährigen Fuchs bei der öffentlich-rechtlichen Anstalt war sehr kurz. Er hat die Showredaktion erst im Oktober 2012 übernommen. Zuvor hatte er als CEO und Geschäftsführer die Eyeworks GmbH aufgebaut und geleitet, in dieser Funktion und schon vorher als Produzent für private wie öffentlich-rechtliche Programme (Ranking-)Shows geliefert wie „Die 10....“ (RTL), „Die beliebtesten...“ (ARD) oder „32Eins!“ (Sat 1). 2010 gewann er die „Goldene Kamera“ und den „Deutschen Fernsehpreis“.
Die Aufgabe für Oliver Fuchs war bei Amtsantritt klar umrissen, er sollte die festgefahrene Showunterhaltung wieder flottbekommen. Mit „Wetten, dass..?“ ist das nicht gelungen. Das Engagement des Talkers Markus Lanz als Nachfolger von Thomas Gottschalk ist missglückt, Europas einstmals erfolgreichste Fernsehshow erlebt im Dezember ihr Finale. „Die große Überraschungsshow“ mit Michelle Hunziker war nach einer Ausgabe beendet.
Auch deswegen wurde das „Besten“-Format reaktiviert und Johannes B. Kerner, der das ZDF verlassen hatte, um bei Sat 1 zu scheitern, zum Sender zurückgeholt. Am Donnerstag gab es vom ZDF keine klare Aussage darüber, ob mit dem Abgang von Fuchs auch das Comeback von Kerner beim Zweiten Deutschen Fernsehen schon wieder beendet sein könnte. Allerdings wurde auch bei dieser Personalie betont, dass Moderator Kerner von den Manipulationen bei „Deutschlands Besten“ nichts gewusst habe. Für Beobachter wie Insider ist es doch überraschend, wie wenige im ZDF – gebührenfinanziert und eigener Aussage nach intern und von den Gremien streng kontrolliert – darüber informiert sind, wer wie Primetime-Fernsehen macht.
Der Sender präsentierte Anfang diesen Monats im Zweiteiler „Deutschlands Beste!“ die angeblich nach Umfragen beliebtesten 50 Frauen und Männer. Für die Shows gab es drei Umfragen: eine des Instituts Forsa in zwei Stufen, eine via ZDF online und eine der TV-Zeitschrift „Hörzu“. Daraus habe aber keine repräsentative Umfrage erstellt werden können. Die Teamleiterin der Redaktion habe deshalb beschlossen, die Online- und die „Hörzu“-Umfragen nicht zu berücksichtigen, ohne die Vorgesetzten zu informieren. Dann habe die Redaktion eigenmächtig die Forsa-Liste verändert, eingeladene Gäste seien hochgestuft worden.
So kletterte Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei den Männern nachträglich von Platz 10 auf 6, Franz Beckenbauer von Rang 31 auf 9. ZDF-Moderator Claus Kleber stieg von Platz 39 auf 28, Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) fiel von Platz 6 auf 11. Bei den Frauen verbesserte sich Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft (SPD) von Platz 5 auf 4, Sängerin Helene Fischer stieg von Platz 10 auf 5 auf, Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) fiel von Rang 4 auf 6.
Der Mainzer Sender will dem Fernsehrat am 25. Juli Maßnahmen vorschlagen, „mit denen eine Wiederholung eines solchen Falls ausgeschlossen wird“. Vor allem aber: Was wird aus der Showunterhaltung im Zweiten Programm?
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