Journalismus: Pulitzerpreis geht an Autoren der Weinstein-Enthüllungen
Vor einem halben Jahr deckten die "New York Times" und "New Yorker" die Vergehen von Filmproduzent Harvey Weinstein auf und traten die MeToo-Debatte los. Die Verdienste der Reporter werden nun gewürdigt.
Die drei Journalisten, die mit Berichten in der „New York Times“ und im „New Yorker“ die Affäre um Filmproduzent Harvey Weinstein aufdeckten, sind mit dem Pulitzer-Preis ausgezeichnet worden. Das verkündete Dana Canedy im Namen der Jury an der Columbia University in New York am Montag. Jodi Kantor und Megan Twohey sowie Ronan Farrow hatten mit ihren Berichten im Oktober 2017 die #MeToo-Bewegung losgetreten, in der sich Opfer sexueller Übergriffe zu Wort meldeten. Die Bewegung breitete sich in den Monaten darauf auf andere Branchen und in andere Länder aus.
Die drei hätten mit „explosivem, wirkungsvollem Journalismus Sexualtäter enthüllt, darunter auch Vorwürfe gegen einen der einflussreichsten Produzenten Hollywoods“, sagte Canedy. Durch die Berichterstattung seien die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen worden für „lang unterdrückte Vorwürfe über Nötigung, Gewalt und erzwungenem Schweigen der Opfer“. Die Folge sei eine „weltweite Abrechnung mit dem sexuellen Missbrauch von Frauen“ gewesen.
Farrow: Das ist nur der Anfang
Er sei dankbar für „jede mutige Quelle“ und die Unterstützung des „New Yorker“, als andere die Geschichte „begraben“ wollten, twitterte Farrow kurz nach Verkündung der Preisträger. „Dieser Moment wird als Abrechnung bezeichnet, aber wir haben erst angefangen, die Wahrheit über alten Machtmissbrauch zu sagen.“
Der TV-Sender NBC hatte Farrows Geschichte über Weinstein abgelehnt und war beschuldigt worden, Berichterstattung über sexuelle Übergriffe unterdrücken zu wollen. In den weiteren der 14 journalistischen Pulitzer-Kategorien wurden große, aber auch im Ausland weniger bekannte US-Medien ausgezeichnet. Die „New York Times“ gewann mit der „Washington Post“ in der Sparte „National“ für deren Berichterstattung zur russischen Einflussnahme im US-Wahlkampf und Verbindungen zum damaligen Kandidaten Donald Trump.
Auch Berichterstattung über die geplante Mauer an der US-Grenze mit Mexio („Arizona Republic“), die Heroin-Epidemie in Ohio („Cincinnati Enquirer“) und Dylan Roof, der in einer Kirche in Charleston neun Afroamerikaner erschoss („GQ“), wurden ausgezeichnet. Die Pulitzer-Preise gelten als die höchste Auszeichnung der Medienbranche und wurden am Montag zum 102. Mal vergeben. Sie sind vergleichbar mit den Oscars in der Filmindustrie. Neben den 14 journalistischen Kategorien gibt es sieben Sparten für die Bereiche Literatur, Musik und Theater. (dpa)