"Das Muli": Premiere für die neuen Tatort-Ermittler aus Berlin
Meret Becker und Mark Waschke feiern als neue Berliner „Tatort“-Ermittler Kinopremiere. Der Film "Das Muli" zeigt die persönlichen Abgründe der beiden Kommissare - und dass Berlin mehr ist als eine austauschbare Kulisse.
Wirklich wohl scheinen sich die beiden im flackernden Blitzlichtgewitter nicht zu fühlen, aber das Posieren vor den Kameras – das muss jetzt sein. Schließlich will jeder wissen: Wer sind die beiden Schauspieler, die künftig die neuen Berliner „Tatort“-Ermittler verkörpern? Also drehen sich Meret Becker und Mark Waschke mal nach rechts, mal nach links und lächeln ein bisschen. Er im lässigen Sakko, sie im schwarz-weißen Abendkleid. Premierenzeit im Berliner Kino „Babylon“: In ihrem ersten Fall jagen die beiden als Nina Rubin und Robert Karow zum ersten Mal über die Leinwand.
Als der Vorhang endlich zur Seite gleitet, wird schnell klar: Das hier wird kein Wohlfühl-„Tatort“. Und: Die beiden Kommissare haben nicht nur einen Fall zu lösen, sie kämpfen auch mit ihren ganz persönlichen Dämonen. Rubin und Karow werden zu einem Tatort gerufen, an dem es zwar ein über und über mit Blut beschmiertes Badezimmer, aber keine Leiche gibt. Während Karow den Fall bald mit der Drogenszene in Verbindung bringt, schnüffelt Rubin in der Vergangenheit ihres neuen Kollegen herum.
Berlin - mehr als eine austauschbare Kulisse
90 Minuten, schnelle Schnitte – und immer wieder Berlin von oben im Zeitraffer. Denn die dritte Hauptrolle in diesem „Tatort“ soll die Stadt selbst spielen, wie RBB-Intendantin Dagmar Reim verkündet. Beim anschließenden Gespräch auf der Premierenfeier sagt RBB-Filmchefin Cooky Ziesche, dass das auch einer der größten Unterschiede zu anderen „Tatorten“ sei. „Die Stadt ist hier nicht nur eine austauschbare Kulisse.“ Der Showdown des Films findet etwa im leeren Flughafenhotel des BER statt. An den Bahnhof Zoo verschlägt es die Kommissare ebenso wie zur Müllaufbereitung in Britz. Auch der stillgelegte Spreepark, das ahnt der Zuschauer, wird noch eine wichtige Rolle spielen. Regisseur Stephan Wagner bezeichnet den Film als eine Art Roadmovie. Mit dem Aufflackern der Stadt in fast jeder Szene wollen die Macher wohl auch dem Berlin-Hype der vergangenen Jahre gerecht werden.
Großes Augenmerk hat der Sender zudem auf die Charaktere der Kommissare gelegt. „Die Figuren sollten etwas haben, das hinter ihrer äußeren Erscheinung liegt, eine Abgründigkeit, einen Schmerzpunkt“, erklärt Ziesche. Das war auch die Vorgabe, die Drehbuchautor Stefan Kolditz 2013 bekam, als die RBB-Redaktion wegen eines Neukonzepts an ihn herantrat. So sollten sich Rubin und Karow von ihren Vorgänger-Kommissaren Ritter und Stark abheben. Deren persönliche Hintergründe spielten im Berliner „Tatort“ kaum eine Rolle, im Vordergrund standen die Fälle. Das wird jetzt anders.
"Ein sympathisches Arschloch"
Die erste Szene zeigt Nina Rubin verschwitzt und mit glasigem Blick auf einer Party. Kurz darauf hat sie Sex im dunklen Hinterhof, bevor sie nach Hause zu ihrer Familie in den Wedding eilt und die Brötchen auf den Tisch stellt. Ihr neuer Kollege Robert Karow hütet anscheinend ebenfalls ein dunkles Geheimnis. Er gibt sich teils spöttisch, teils barsch und ist Rubin immer einen Schritt voraus. „Ein sympathisches Arschloch. Das hat Neuigkeitswert innerhalb der ARD“, sagt Filmchefin Ziesche. Kolditz ergänzt: „Die extremen Abgründe in den Figuren darf und muss man dem Zuschauer zumuten.“
Hauptdarstellerin Meret Becker war die Vielschichtigkeit ihrer Figur wichtig. „Ich will, dass das eine Kommissarin wird, die Berlin sehr verkörpert“, erklärt sie, als nach dem Film alle Darsteller auf der Bühne versammelt sind. Im Team fühlt sich Becker sichtlich wohler als im Blitzlichtgewitter der Fotografen.
„Tatort: Das Muli“, ARD, 22. März um 20 Uhr 15
Maria Fiedler