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#MeToo-Debatte: Thomas Bellut (von links nach rechts), Maybrit Illner, Anne Wizorek und Patricia Thielemann in der Talksendung ""Maybrit Illner" zum Thema "Macht, Sex, Gewalt · der späte Aufschrei".
© dpa

ZDF-Talk "Maybrit Illner" zu #MeToo: Patricia Thielemann erschüttert über "Reaktionen" auf Wedel-Bericht

Die Debatte um Dieter Wedel geht weiter: Eine der Frauen, die ihm Vorwürfe machen, berichtet von einem "Shitstorm". ZDF-Intendant Bellut findet keine Hinweise im Sender.

Die frühere Schauspielerin Patricia Thielemann, die dem Regisseur Dieter Wedel sexuelle Übergriffe vorwirft, ist von vielen Reaktionen „erschüttert“. Sie habe einen Shitstorm bei Facebook bekommen und sei in Medien ständig kritisiert worden. „Das war eine verdammt schwere Zeit und zeigt, dass diese Debatte dringend geführt werden muss“, sagte Thielemann am Donnerstagabend in der ZDF-Talkshow „Maybrit Illner“. „Wenn selbst mir nicht geglaubt wird: Wie sollen sich Frauen, die in dem Beruf noch arbeiten, jemals an die Öffentlichkeit trauen?“

Mehrere Frauen werfen Wedel vor, sie während der gemeinsamen Arbeit sexuell belästigt oder sogar vergewaltigt zu haben. Der Regisseur wies alle Anschuldigungen zurück. Thielemann, die mittlerweile als Yoga-Lehrerin arbeitet, erklärte: „Ich hätte mich damals nie getraut, an die Öffentlichkeit zu gehen, weil mir sowieso niemand geglaubt hätte.“

Das ZDF hat bei seinen Untersuchungen bisher nach eigenen Angaben keine schriftlichen Hinweise gefunden, die die Vorwürfe sexueller Übergriffe bestätigen würden. Er sei aber noch nicht beruhigt, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut in der ZDF-Talkshow. Sein Haus untersuche den Fall „jetzt noch genauer“ und werde diese Nachforschungen „in einigen Tagen“ vorerst abschließen können. „Wenn wir etwas finden, werden wir das natürlich transparent machen“, so Bellut. Der Sender habe bereits erste Mails, „auch von Schauspielerinnen“, erhalten, sagte der Senderchef. Letztere wollten anonym bleiben, aber „genau berichten“. Wedel hatte für das ZDF bei den Mehrteilern „Der große Bellheim“ und „Der Schattenmann“ Regie geführt.

Thomas Bellut, der vor seiner Intendanz als Programmdirektor im ZDF arbeitete, berichtete auch von früheren Zeiten im Sender: "Ich erinnere mich, dass erst 1995 eine Frauenbeauftragte im ZDF eingesetzt wurde – was zu vielen Scherzen führte. Ich weiß nicht mehr, ob ich mich beteiligt habe."

Regisseur Schlöndorff: Sinneswandel in Hollywood

Filmregisseur Volker Schlöndorff („Die Blechtrommel“) glaubt an einen Sinneswandel in Hollywood durch die #MeToo-Debatte. Es werde sich sehr viel ändern, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Die einen kommen zu Fall, die anderen überlegen sich künftig zehnmal, wie sie agieren. Denn vor dem Fall haben alle Angst. Der Fall tut in Hollywood so weh, wie man es sich bei uns gar nicht vorstellen kann“, sagte er. „Wenn man raus ist, kommt man auf keinen grünen Zweig mehr. Das ist wie ein Todesurteil.“ Die #MeToo-Debatte um Sexismus und sexuelle Übergriffe war ins Rollen gekommen, als im Oktober Vorwürfe gegen Hollywood-Mogul Harvey Weinstein bekannt wurden.

Schlöndorff arbeitete selbst lange in Hollywood. „Ich habe davon selbst nie etwas mitbekommen. Aber es hat mich auch nicht überrascht, als ich es erfuhr“, sagte er. (mit dpa)

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