Comedy mit Bastian Pastewka: "Pastewka" ist zurück
Bastian Pastewka macht wieder Späße in Serie - nun allerdings bei Amazon Prime, nicht mehr bei Sat1.
Er ist schlank geworden. Bastian Pastewka, nach eigener Aussage mit 44 im besten Alter für die „Midlife-Krise“, traut aber dem Braten nicht: „Für mich wurde der Jojo-Effekt erfunden“, sagt er am Rande der Pressekonferenz von Amazon Prime in München, bei der die Wiederkehr seiner Serie „Pastewka“ nach vier Jahren Pause verkündet wurde.
Der Jojo-Effekt bezieht sich also nicht nur auf Pastewkas Body Mass Index, sondern auch auf seine Comedy-Karriere, die er nun vom analogen Fernsehen in die die angeklickte Ausstrahlung des Online Händlers Amazon verlegt. Im Sommer diesen Jahres sollen die Folgen der neuen, achten Staffel gedreht werden, nachdem sich Sat1 vor vier Jahren außerstande sah, „Pastewka“ fortzusetzen.
Für Sat1 gibt es wohl kein Happy End in dieser Geschichte, denn Bastian Pastewka beherrscht das Stilmittel des vergifteten Lobs. Mit Sat1 sei er „im Guten“ auseinander und der Redakteur sei „reizend“ gewesen, nur haben „wir ihm von Zeit zu Zeit so eine Folge erklären müssen“. Das kann ihm bei seinem neuen Auftraggeber nicht passieren. Denn Christoph Schneider, Geschäftsführer Amazon Video Deutschland, outet sich als „Hardcorefan“ von Pastewka und lässt ihn, beziehungsweise den Produzenten Brainpool mit dem Ableger Minestrone TV, gewähren mit der Begründung: „Man kauft ja auch nicht einen Sternekoch ein, um später bei ihm die Suppe nachzusalzen. Er muss nur dafür gerade stehen, wenn das Ergebnis nicht stimmt.“
Wie man das Ergebnis bewertet gehört zu den letzten medialen Geheimnissen unserer Zeit. Denn noch nie hat Amazon öffentlich gemacht, wie gut oder schlecht seine Serien angeklickt werden. Vom klassischen Quotendruck ist Bastian Pastewka mit seinem Team aber nun befreit und genießt das. Man schreibe die neuen Folgen gemeinsam und sei so nicht mehr auf die Geistesblitze einzelner angewiesen“, sagt Pastewka „und die schlechte Nachricht: Ich schreibe mit.“
„Wir haben den Eindruck, dass Amazon unbedingt Pastewka wollte."
Allein schon wegen des langen Vorlaufs solle die achte Staffel aus Köln nun weniger tagesaktuell sein. Auch die „Berichte“ von Medienevents würden nun stark zurückgefahren, „wir waren nun schon auf jeder Preisverleihung“, merkt Pastewka an. Dafür sollten „Trump und Putin an der Macht bleiben“ und die „vielen losen privaten Enden nun wieder aufgenommen und die zentrale Frage beantwortet werden: Warum hält es Anne (Sonsee Neu) so lange bei dem aus?“
Auch die weitere Crew mit Matthias Matschke als Bastians Halbbruder Hagen und Cristina de Rego als dessen Tochter Kim ist weiter dabei sowie auch Dietrich Hollinderbäumer, Sabine Vitua, Bettina Lamprecht und der rote Saab - der sogar in zweifacher Ausfertigung. Eine gewisse Konstanz gibt es auch auf der anderen Seite der Kamera: Tobi Baumann, der zuletzt eine halbe Staffel lang Regie bei „Pastewka“ geführt hatte, ist nun als Geschäftsführer von Brainpool TV verantwortlich für Brainpool Pictures, das „Pastewka“ produziert.
„Wir haben den Eindruck, dass Amazon unbedingt Pastewka wollte. Das gibt uns eine breite Brust auch bei Verhandlungen mit etwaigen Partnern im Free TV“, sagt er dem Tagesspiegel. Dass die sich eine sicher nicht allzu teuer produzierende Reihe wie „Pastewka“ nicht mehr leisten wollten oder konnten, führt zu der interessanten Frage, ob Amazon nicht so etwas wie die neue Rettungsinsel für ambitionierte TV-Projekte ist.
Schließlich verkündet Christoph Schneider auch stolz, dass die Fortsetzung von „Deutschland'83“, das bei RTL mit übersichtlichen Quoten lief, nun mit „Deutschland `86“ auf Amazon eine Fortsetzung erfährt. In wenigen Wochen (17. März) startet Matthias Schweighöfers Thrillerserie „You Are Wanted“ bei Amazon prime und Michael Herbigs „Bullyparade – Der Film“ wird im Herbst gestreamt.
Tobi Baumann, dessen Firma Brainpool nach den Abgängen von Stefan Raab und Anke Engelke über zu viel Aufträge nicht klagen konnte, hofft nun auch auf ganz neue Zuschauer: „Die Situation bei Amazon prime ist nun ähnlich wie beim Kino. Man entscheidet sich bewusst, Pastewka zu schauen, und wir sind nicht mehr abhängig vom lead in, also welche Serie am Freitag davor und danach läuft, wo wir zuletzt als halbstündiges Format allein auf weiter Flur waren, und ob uns nur jemand zufällig beim Bügeln weiterlaufen lässt.“
Wer „Pastewka“ nun fürs frei empfangbare Fernsehen erwerben wird, steht noch nicht fest. Gut vorstellbar, dass hier auch öffentlich-rechtliche Sender zuschlagen. Sie sollten sich nur darüber im Klaren sein, dass Michael Kessler nicht dabei sein wird. „Kessler kommt, die Quote steigt – das war immer ein ungeschriebenes Gesetz bei uns. Nun – ohne Sat1 - habe ich endlich die Freiheit zu sagen., ich mag ihn nicht, und er wird diesmal nicht dabei sein“, verkündet Bastian Pastewka vollmundig über den Dächern von München.
Ein mit Kessler abgesprochener Gag sei das gewesen, wird Pastewka später im internen Gespräch zugeben, aber in seiner Logik schlüssig: Um Quoten geht es ab sofort ja nicht mehr. Viele Alternativen finden sich übrigens auch nicht: „Es gibt ja kaum noch Comedyformate. Also wurde ich auch weniger angefragt.“
Jörg Seewald
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