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Olaf Scholz (SPD), Spitzenkandidat seiner Partei bei der kommenden Bundestagswahl, steht in der ARD-Wahlarena zur Bundestagswahl in der Kulturwerft Gollan.
© dpa

Wahlfernsehen: Olaf Scholz ist der Quotenkönig

Keiner holt mehr Zuschauer als der SPD-Kandidat. Auch Annalena Baerbock muss sich über ihre TV-Präsenz nicht beklagen. Wo aber bleiben die 51 übrigen Parteien?

Olaf Scholz führt. Der Kanzlerkandidat der SPD und potenzielle Kanzler dieser Republik hat bei seinem Auftritt in der ARD-„Wahlarena“ am Dienstag 3,86 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer angelockt. Das sind fast eine Million mehr als die 2,99 Millionen, die Grünen-Konkurrentin Annalena Baerbock am Montag im Ersten interessieren konnte. Die Quoten passen ziemlich gut zu den prognostizierten Werten für beide Parteien bei der Bundestagswahl am 26. September. Das Fernseh-Wahl-Volk will erkennbar wissen, wer jener ist, der sie regieren will – und Olaf Scholz agiert mittlerweile mit Gestus und Habitus des Regierungschefs.

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Sollte CDU-Spitzenmann Armin Laschet bei seinem ARD-Auftritt und alle drei in den „Klartext“-Veranstaltungen des ZDF vergleichbare Zahlen einfahren, ist die Wahl für Scholz, gegen Laschet und mit Baerbock im Schlagschatten gelaufen. Einschaltquoten gewinnen so die Qualität von Wahlprognosen.

Die privaten Fernsehsender nehmen am Wettbewerb teil. Ob RTL oder ProSieben, bei dieser Wahl haben die kommerziellen Veranstalter Infotainment und Entertainment auf eine Stufe gestellt, es gibt ernstzunehmende Befragungen der Spitzenkandidaten. „Am Tisch mit... Annalena Baerbock“ sahen 550.000 Menschen bei RTL, die „Bundestagswahl-Show“ bei ProSieben mit der grünen Kandidatin verfolgten 950.000. Das Interesse war überschaubar, sollte die Privatsender aber nicht vom Weg abbringen, mit politisch relevanten Sendungen auch jene zu überzeugen, die mit „Bauer sucht Frau“ ihren Fernsehabend gestalten wollen.

54 Parteien treten an

Den Politikerinnen und Politikern wird das egal sein. Eine Million potenzieller Wählerinnen und Wähler wie in einer einzigen ProSieben-Sendung wird auf Marktplätzen und in Bierzelten kaum zu interessieren sein. Dieser Wahlkampf ist besonders, er ist ein Dreikampf. Besonders ist aber auch, dass 54 Parteien und Gruppierungen antreten. Die meisten davon kommen außer in der Wahlwerbung nicht vor. Da müssten dem Fernsehen geeignete Formate einfallen. FDP, AfD und Linke nur „Unter ferner liefen“ programmieren? Sieht sich ungerecht an.

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