Neue TV-Serie: "Smilf": Nicht ohne meinen Sohn
Nach „Desperate Housewives“: In „Smilf“ sucht eine junge Mutter einen Lover. Doch das ist nicht ihr einziges Problem.
Bridgette Bird hat ein Problem: Seit der Zeugung ihres zweijährigen Sohnes Larry hatte sie keinen Sex mehr. Die junge Mutter ist intelligent, schlagfertig, witzig, doch sie findet einfach keinen Lover, weil ihr Kind sich als absoluter Liebestöter für alle Interessenten erweist. Frustriert zieht sie sich abends mit Chips und Vibrator zurück.
„Smilf“ heißt die US-Comedyserie, basierend auf dem gleichnamigen Kurzfilm, deren Klappentext an „Desperate Housewives“, „Girls“ oder auch „Sex and the City“ erinnert. „Smilf“ steht für „single mom I’d like to fuck with“. Die verzweifelte Smilf spielt Frankie Shaw, die als Regisseurin, Autorin und Hauptdarstellerin eigene Single-Mom-Erfahrungen einbrachte.
Als Alleinerziehende quält ihre Protagonistin sich mit Jobsuche, Babysitter-Organisation und dem Verlangen, endlich wieder begehrt zu werden. In der ersten Folge treibt sie die Panik um, ihre Vagina könnte nach der Geburt ausgeleiert sein. Ihre Gynäkologin verneint und rät ihr, endlich wieder Sex zu haben. Geschützten Sex, versteht sich.
Bridgette nimmt jedes Fettnäpfchen mit
Dass Letzteres nicht Bridgettes Stärke ist, beweist sie in der zweiten Folge, als sie mit dem verwöhnten Sohn ihrer wohlhabenden Freundin Ally (Connie Britton) anbandelt. Nichts scheint in Bridgettes Leben so richtig hinzuhauen. Kindsvater Rafi (Miguel Gomez), der gelegentlich als Babysitter einspringt, hat eine neue Freundin, die bildhübsch und noch dazu unerträglich herzlich zu Bridgette ist, und ihre Mutter Tutu (Rosie O’Donnell) wünscht sich sehnlich, Tochter und Enkelsohn bekochen zu dürfen.
Kurzweilig und aufgedreht sind die ersten drei Dreißigminüter von „Smilf“, die auf Sky Go, Sky Ticket und Sky on Demand schon vorab im Original zu sehen sind. Bridgette lässt kein noch so erwartbares Fettnäpfchen aus und mutet ihrem Publikum tonnenweise Fremdscham zu, etwa als sie einen Freund darum bittet, mit ihr zu schlafen und ihren Durchmesser „da unten“ zu überprüfen. Als der mutige Lover nackt, haarig und bauchig vor ihrem Bett steht und entdeckt, dass Sohnemann neben Bridgette unter einer Decke schläft, nimmt er Reißaus.
Zwar spart die US-Serie nicht an witzigen Wendungen, übergeht aber – sich aufdrängende – politische Fragen wie Bridgettes fehlende Krankenversicherung. Alleinerziehenden-Diskriminierung scheint nicht zu ihren Problemen zu gehören. Wie sie es schafft, trotz Essstörung, Stress und Fast Food immer noch einen demonstrativ makellosen Körper zu haben, erklärt sich nur dadurch, dass junge Serienprotagonistinnen eben fast immer schlank und schön sind.
Girlpower trifft Helikoptermutti
Erfrischend konsequent zieht Shaw die Girlpower-Attitüde von Bridgette durch. Sie gibt sich als Power-Mutti, die selbstverständlich ohne männlichen Erzeuger klarkommt, aber einen Mann zur Erfüllung ihrer Fleischeslust ersehnt. Eigenschaften wie ihre Essstörung oder die Depression der Mutter entwickelt die Serie dagegen mit der Brechstange, um noch den einen oder anderen Gag herauszuquetschen.
Weil die coole Bridgette sich oft wie eine Helikoptermutti aufführt, ist fast nachvollziehbar, dass die Männer davonlaufen. Dennoch macht „Smilf“ interessante Erzählstränge auf, die auf eine Entwicklung in folgenden Episoden hoffen lassen. Einen Abklatsch von „Girls“ & Co. unterlässt Frankie Shaw glücklicherweise.
„Smilf“, freitags, 20 Uhr 15, acht Folgen, auf Sky Atlantic
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