Onlinestudie für ARD und ZDF: Neun von zehn Deutschen sind jetzt online
Immer mehr Menschen gehen dem Internet ins Netz – und bleiben dabei deutlich länger hängen. Die Unterschiede zwischen den Altersklassen sind aber enorm.
Erstmals sind 90 Prozent der Deutschen online. Dieser Wert entspricht 63,3 Millionen Menschen in der deutschsprachigen Bevölkerung ab 14 Jahren. 2018 sind im Vergleich mit dem Vorjahr noch einmal knapp eine Million Internetnutzer dazugekommen, heißt es in der am Mittwoch veröffentlichten „ARD/ZDF-Onlinestudie 2018“.
Ins Auge sticht dabei die Steigerung derjenigen, die täglich online sind. Das Plus liegt hier bei 3,8 Millionen Menschen. Laut Studie ist dieser Wert seit 2015 um zehn Millionen angewachsen, aktuell sind es 54 Millionen täglicher Internetnutzer und damit 77 Prozent. Auch der Umfang täglicher Nutzung steigt. Sie liegt jetzt durchschnittlich bei 196 Minuten, gegenüber 2017 ist dies ein Anstieg um 47 Minuten.
Sehr bemerkenswert ist der Unterschied nach Alter. Bei den unter 30-Jährigen beträgt die tägliche Nutzung knapp sechs Stunden, die über 70-Jährigen kommen online auf nicht einmal eine Stunde. Für die Gesamtheit gilt, dass pro Tag 82 Minuten auf die Mediennutzung verwandt wird, während die Individualkommunikation – zumeist über Chatdienste wie WhatsApp – sich zu 87 Minuten summiert.
Junge Menschen nutzen mehr VoD als Live-TV
Da die Onlinestudie vom Hessischem Rundfunk (HR) für die ARD und vom ZDF erstellt wird, legen die öffentlich-rechtlichen Sender stets einen Fokus auf die Nutzung von Bewegtbild. Danach verbringt eine Person ab 14 Jahren täglich 202 Minuten mit dem Ansehen von Fernsehsendungen oder Videos.
Der Anteil der Live-Nutzung – also dem Schauen der Sendung zum Zeitpunkt der Ausstrahlung, unabhängig vom Empfangsweg – beträgt dabei 163 Minuten, während der On-Demand-Anteil bei 39 Minuten liegt. Dies entspricht einem Verhältnis von 81 zu 19 Prozent. Der genauere Blick auf die Altersgruppen zeigt: Bei den 14- bis 29-Jährigen liegt das Verhältnis von Demand- zu Live-Nutzung bei 54 zu 46 Prozent bei den 30- bis 49-Jährigen führt Live vor VoD mit 75 zu 25 Prozent.
Für ZDF-Intendant Thomas Bellut dokumentieren die Ergebnisse „die hohe Relevanz, unsere Inhalte auf Abruf verfügbar zu halten“. Auch der HR-Chef leitet aus der wachsenden zeit- und ortssouveränen Mediennutzung „höchste Priorität für die Weiterentwicklung der ARD-Mediathek“ ab.
Die Zahlen zeigen zudem, wie sehr den Sendern andere Bewegtbild-Plattformen im Nacken sitzen. So hat die zumindest wöchentliche Nutzung von Video-online-Angeboten von 52 auf 60 Prozent zugenommen. Im Einzelnen: Die Videoportale wie Youtube verzeichnen ein Plus von acht Prozent auf 39 Prozent, die Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime legen ebenfalls um acht Punkte auf 31 Prozent zu, auch die Online-Offerten der Fernsehsender melden einen Zuwachs auf 24 Prozent. Damit zeigt sich, dass ein Content-Produzent auch online liefern muss, wenn er die Zukunft nicht verpassen will.
Mehr Radiohörer via Internet
Auch die wöchentliche Audionutzung hat weiter zugenommen: Mit 49 Prozent (plus drei Prozentpunkte) hört rund die Hälfte der deutschsprachigen Bevölkerung einmal in der Woche oder häufiger Audioformate im Internet. Dabei werden Musik-Streamingdienste wie Spotify, Apple Music oder Amazon Music mit dynamischem Wachstum von 27 Prozent wöchentlich oder öfter genutzt.
Konstant 14 Prozent der Deutschen hören Radioprogramme live über das Internet, bei den 30- bis 49-Jährigen sind es 20 Prozent, sagt die Studie. Die On-demand-Nutzung von Radiosendungen und Audio-Podcasts liegt in etwa auf dem Niveau des Vorjahres: Vier beziehungsweise drei Prozent der Menschen nutzen diese Angebote mindestens einmal pro Woche.