Oben mit: Neue Kleiderordnung für "Bild-Girls"
„Bild“ verzichtet auf selbst produzierte Nacktbilder. Der „Playboy“ hatte diesen Versuch bald aufgegeben.
Die „Bild“-Zeitung gibt sich reumütig. Nach jahrzehntelanger Kritik an der Darstellung von Frauen als Sex-Objekte will das Boulevardblatt jetzt einen Richtungswechsel einschlagen: „Unser Gefühl in den letzten Monaten war zunehmend, dass viele Frauen diese Bilder als kränkend und herabwürdigend empfinden, sowohl bei uns in der Redaktion, aber auch unter unseren Leserinnen“, schreibt „Bild“ unter der Überschrift „Männer, ihr müsst jetzt stark sein“. Konkret geht es darum, dass die Zeitung „keine eigenen Oben-ohne-Produktionen von Frauen mehr zeigen“ will. Für die „Bild-Girls“ soll ein neuer, zeitgemäßer Fotografie-Stil für Erotik etabliert werden.
Ganz auf Nacktbilder soll der „Bild“-Leser auch künftig nicht verzichten müssen. Nacktbilder, „über die das Land spricht“, werde es weiter geben, schreibt das Blatt und nennt als Beispiel die Aufnahmen von Kati Witt im „Playboy“. Apropos „Playboy“: Das US-Magazin hatte im Februar 2016 angekündigt, Frauen nicht mehr unbekleidet abzubilden. Statt Pin-ups sollte auf Unterhaltung und Beratung – der perfekte Anzug, das saftigste Steak, der beste Whiskey – gesetzt werden, um den Auflagenrückgang – bedingt durch die Nacktbild-Konkurrenz aus dem Internet – zu stoppen.
Playboy kehrte zu Ursprüngen zurück
Doch der Erfolg dieser Strategie blieb aus. Nach nur einem Jahr kehrte der US-„Playboy“ zu seinen Ursprüngen zurück. Der Verzicht auf Nacktbilder sei im Rückblick betrachtet ein Fehler gewesen, erklärte Hugh Hefners Sohn Cooper, der Kreativchef des Magazins. Der bisherige Umgang mit Nacktheit mag altmodisch gewesen sein, „aber sie vollständig zu entfernen, war falsch“.
Der deutsche „Playboy“ hatte diese Form der „sexuellen Revolution“, wie die Abkehr von den Aktbildern in der US-Ausgabe gefeiert wurde, ohnehin nicht mitgemacht. „Bild“ muss somit in keinem Fall auf nackte Tatsachen verzichten. Eine „Bild“-Zeitung ohne Nackte und Kampagnen-Journalismus wäre schließlich ähnlich unvorstellbar wie „Auto-Bild“ ohne Autos – auch wenn sich die Aktivisten und Aktivistinnen von Aktionen wie „Stop Bild Sexism“ durch die späte Einsicht von „Bild“ zunächst bestätigt fühlen dürfen. Kurt Sagatz
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