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"Bild"-Chef Julian Reichelt
© dpa

Julian Reichelt zu #miomiogate: "Bild" erklärt sich

Der „Bild“-Chefredakteur erklärt am Donnerstag, wie es zur SPD-Schlagzeile mit der "Schmutzkampagne" kam. Der Presserat prüft nun, ob ein Verfahren eingeleitet wird.

Lange hat man die „Bild“-Zeitung nicht mehr so erklärungsbedürftig gesehen. Über sieben Spalten schildert das Boulevardblatt am Donnerstag auf Seite Zwei, wie es am vergangenen Freitag zur „Bild“-Schlagzeile auf Seite Eins kam.

Zur Erinnerung: „Neue Schmutzkampagne bei der SPD!“, titelte die „Bild“ und stützte ihren Aufmacher auf angeblich inkriminierende Mails an Juso-Chef Kühnert, die dem Blatt von einer anonymen Person zugetragen worden seien. Am Mittwoch behauptete das Satire-Magazin „Titanic“ plötzlich, die „Bild“-Zeitung gefoppt zu haben, indem sie bekannt gab, den vermeintlichen Mail-Wechsel zwischen Kühnert und einem Mann namens „Juri“, der dem Juso-Chef bei der NoGroKo-Kampagne mittels gefälschter Accounts unterstützen wollte, selbst geschrieben zu haben.

Minutiös fächert die „Bild“ nun auf, was sie in dieser Sache wann gewusst habe, beziehungsweise gewusst haben kann, wie sie den Informanten eingeschätzt hat und wie es – trotz redaktioneller Bedenken, was die Echtheit dieser Mails betrifft – zur Entscheidung des „Bild“-Chefs Julian Reichelt kam, die Geschichte mit der Schlagzeile am Freitag zu bringen. Das wirkt alles schon auch ein wenig konstruiert.

Entscheidender Punkt für Reichelt: eine Mitteilung der SPD an „Bild“ am Nachmittag vor der Veröffentlichung. Darin soll die Partei angekündigt haben, dass sie prüfe, in der Angelegenheit eine Strafanzeige gegen unbekannt zu stellen.

Die Tatsache, dass die SPD inmitten ihrer bundespolitisch relevanten Mitgliederbefragung eine Strafanzeige gegen unbekannt wegen Verleumdung des Juso-Vorsitzenden stellt, betrachte die „Bild“ weiterhin als berichtenswerten Vorgang. Man bedaure, dass man nicht von Anfang an berichten konnte, dass mutmaßlich ein Satiremagazin hinter den gefälschten Mails von Kevin Kühnert stecke.

Die „Bild“-Doku endet mit dem Zugeständnis: „Eine Schlagzeile auf Seite Eins wäre es in Kenntnis der ,Titanic’-Fälschung sicher nicht gewesen.“

Mittlerweile liegen dem Presserat sechs Beschwerden gegen „Bild“ und „Bild online“ zu dem Schmutzkampagnen-Artikel vom 16.2. vor, sagt eine Sprecherin, mit dem Verweis auf Ziffer Zwei des Pressekodex (journalistische Sorgfaltspflicht). Darin heißt es, dass Journalisten Informationen vor der Veröffentlichung auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen müssen und sie auch nicht zum Beispiel durch eine Überschrift verfälschen dürfen.“ „Wir prüfen derzeit, ob wir ein Verfahren gegen ,Bild’ einleiten.“

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