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Die Schauspielerin Marie-Luise Marjan spielt in der Lindenstraße Helga "Mutter" Beimer.
© Rolf Vennenbernd/dpa

"Lindenstraße"-Aus: Mutter Beimer bei Netflix?

Raus aus der ARD: „Lindenstraßen“-Produzentin Hana Geißendörfer ist bereit für eine Fortsetzung. Die muss ja nicht im klassischen Fernsehen laufen.

Realistische Chance aufs Weitermachen oder eher ein verzweifelter Versuch? Nach dem Aus für die „Lindenstraße“ in der ARD hält Produzentin Hana Geißendörfer eine Fortsetzung der Kultserie für möglich. „Wer sagt denn, dass es zu Ende ist? Wir wären bereit, weiterzumachen, mit wem auch immer“, sagte die Tochter von Serienschöpfer Hans W. Geißendörfer der „Süddeutschen Zeitung“. Nach fast 35 Jahren hatte der WDR am vergangenen Freitag recht überraschend die Einstellung der Serie im März 2020 angekündigt. Dann soll die letzte Folge ausgestrahlt werden. Zur Begründung hieß es, unvermeidbare Sparzwänge und das Zuschauerinteresse seien nicht vereinbar mit den Produktionskosten.

Hana Geißendörfer kritisierte die Entscheidung der ARD erneut scharf. „Die Aussage, dass das Aus der ,Lindenstraße‘ auch mit gestiegenen Produktionskosten begründet sei, ist nicht richtig, im Gegenteil.“ Das Budget der Serie sei seit 2002 nicht gestiegen. Am Ende der jüngsten Verhandlungen sei man bereit gewesen, zum selben Preis wie in der vorangegangenen Vertragsperiode zu produzieren. Seitens der ARD sei der Wunsch geäußert worden, mehrere Millionen Euro im Jahr billiger zu werden, „aber das ist eine utopische Vorstellung“, so Hana Geißendörfer.

Brancheninformationen zufolge kostet die „Lindenstraße“ etwa acht Millionen Euro pro Jahr. Serienvater Hans W. Geißendörfer legte noch eins drauf, vermutet gar ein Komplott innerhalb des Senderverbunds. Er wisse nicht, wieso sich die ARD für ein Ende entschieden habe. „Geldmangel ist lächerlich. Die haben genug Geld in der ARD.“ Er sei zu lange dabei um zu glauben, dass es am Geld liege. „Da steckt irgendetwas anderes dahinter, was ich nicht weiß. Ich vermute, dass der BR die treibende Kraft war, der WDR hat uns immer unterstützt.“

„Wir wären bereit, weiterzumachen, mit wem auch immer“

Die Serie hatte „sehr, sehr wenige werbemäßige Unterstützung der ARD“, sagte Geißendörfer weiter. Er habe mehrfach darum gebeten, die „Lindenstraße“ stärker zu bewerben. „Wenn sie uns jetzt vorwerfen, dass wir nicht gesehen werden, müssen sie sich selber an den Nabel fassen und sagen: Wir sind mit schuld, weil wie nichts dafür getan haben.“ Tochter Hana äußerte sich aber auch selbstkritisch. „Wir haben immer versucht, die ,Lindenstraße‘ an die Zeit anzupassen, aber vielleicht ist uns das wirklich nicht gelungen, sonst säßen wir heute vielleicht nicht hier.“

Die „Lindenstraße“ lief seit Dezember 1985 wöchentlich im Ersten. Bei der 1696. Episode der Kultserie am Sonntag hätte man nun, nach den Abschieds-Geschichten, mehr Aufmerksamkeit erwartet. Die Quote lag bei 2,44 Millionen Zuschauern (8,6 Prozent Marktanteil), immerhin mehr als bei der „Sportschau“ vorher und dem „Weltspiegel“ danach. Nach einem jahrelangen Abwärtstrend liegt die „Lindenstraße“ derzeit leicht über den Vorjahreszahlen.

Die Produzenten Hana Geißendörfer und Hans W. Geißendörfer
Die Produzenten Hana Geißendörfer und Hans W. Geißendörfer
© picture alliance / dpa

Die Produktion hofft auf einen Retter, der nicht zwingend ARD heißen muss. „Wir wären bereit, weiterzumachen, mit wem auch immer“, sagt Hana Geißendörfer. Für die Streamingdienste wäre die „Lindenstraße“ eher ein Griff in die Portokasse. Und es wäre nicht das erste Mal, dass Netflix und Amazon Serien übernehmen, die im Fernsehen abgesetzt wurden. Eine Fortführung der „Lindenstraße“ bei TNT sei nicht geplant, ließ der Pay-TV-Seriensender mitteilen. „Amazon nimmt grundsätzlich nicht an Spekulationen daran teil, was es vielleicht oder vielleicht nicht tun wird“, sagt Michael Ostermeier von Amazon Prime Video Deutschland.

Etwas mehr wagt sich Sky aus der Deckung. „Wir hören uns grundsätzlich jede gute Idee an, die für unsere Kunden einen Mehrwert darstellen könnte“, sagt Ralph Fürther, Sprecher von Sky Deutschland. Der letzte Versuch des Pay-TV-Senders, ein ARD-(und Sat1-)Urgestein zu reanimieren, hatte allerdings wenig Erfolg. Die „Harald Schmidt Show“ auf Sky wurde 2014 abgesetzt.

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