Der Fall Nemi El-Hassan: Moderieren unter Antisemitismus-Verdacht, das nutzt keinem
Nemi El-Hassan wird das WDR-Wissensmagazin "Quarks" nicht moderieren. Die WDR-Entscheidung ist akzeptabel. Ein Kommentar
Andreas Meyer-Lauber, Vorsitzender des WDR-Rundfunkrates, wünscht sich eine für alle Seiten akzeptable Lösung. Genau das wird im Fall der Journalistin Nemi El-Hassan gebraucht, wobei "akzeptabel" auch durch "gerecht" ersetzt werden kann. Nemi El-Hassan war als Moderatorin der WDR-Wissenschaftssendung "Quarks" vorgesehen. Dann wurde, vor allem durch Recherchen der "Bild"-Zeitung, bekannt, dass die heute 28-Jährige vor sieben Jahren an einer Al-Kuds-Demonstration in Berlin teilgenommen hatte. Diese Demo ist gegen die Existenz Israels gerichtet, die Parolen, die dort gerufen werden, sind antisemitisch, sprich, die Grenze zwischen Israelkritik und Israelfeindlichkeit wird überschritten. El-Hassan hat Bekanntwerden ihrer Teilnahme diese als Fehler bezeichnet und laut WDR bekannt, sich komplett davon abgewendet zu haben.
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Man kann diese Aktionen in der Vergangenheit als "Jugendsünden" bezeichnen, jeder Mensch entwickelt sich, es wäre sehr verkehrt, El-Hassan diesen Reifeprozess abzusprechen. Ein Offener Brief von Kulturschaffenden und Journalisten drückte Solidarität aus, El-Hassan habe ihre Vergangenheit problematisiert, sich von ihnen distanziert, um Entschuldigung gebeten und glaubhaft ihren Wandel dargelegt. Hat sie das? Weitere "Bild"-Recherchen haben aufgezeigt, dass auch aus jüngster Zeit problematische Likes von ihr in sozialen Netzwerken existierten, diese von der Journalistin gelöscht worden seien.
Fragwürdige Fehlerkultur
Nemi El-Hassan wirkt in dem, was ihre Fehlerkultur, sprich ihren Umgang damit angeht, nicht sehr glaubwürdig, es bestehen Restzweifel und mehr als das, wo die Journalistin steht. Vor diesem Hintergrund kann der WDR sie nicht als Moderatorin einsetzen. Würde sie schon, wie eigentlich geplant, im November als "Quarks"-Moderatorin auf dem WDR-Bildschirm erscheinen, wären diese Aufritte stets mit der Frage verbunden, wes Geistes Kind die Moderatorin ist. Das kann der öffentlich-rechtliche Sender, der Antisemitismus in allen Erscheinungsformen strikt ablehnt, nicht riskieren. nicht akzeptieren, wenn er seine eigene Haltung ernst nimmt.
El-Hassan muss etwas beweisen
Nemi El-Hassan kann es auch nicht riskieren. Sie arbeitet für ein Wissensmagazin, diese Aufgabe muss über allen Zweifeln an ihren Einstellungen und Überzeugungen stehen. Der Westdeutsche Rundfunk ist gut beraten, die Journalistin und Medizinerin, die beim Youtube-Format "Datteltäter" beim Umgang mit Vorurteilen gegenüber Muslimen ihre Qualifikation gezeigt hat, in der Redaktion, als Autorin zu beschäftigen.
Wer darin eine Abstrafung erkennt oder umgekehrt zu große Rücksicht, der irrt. Eine für alle Seiten akzeptable Lösung heißt, dass El Hassans Vergangenheit und Gegenwart, zugleich ihr Entwicklungsprozess in der Zukunft berücksichtigt werden. Nemi El-Hassan kann sich so im WDR beweisen - und sie muss sich und der Gesellschaft etwas beweisen.
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