Wie gewinne ich einen Emmy?: „Mit klugem Einreichen geht nichts“
Produzentin Regina Ziegler über die Erfolge deutscher TV-Produktionen beim diesjährigen International Emmy Award.
Liebe Frau Ziegler, drei „International Emmy Awards“ für deutsche TV-Produktionen. Sind Sie überrascht?
Preise gewinnen, bedeutet bis zu einem gewissen Grad immer Teilnahme an einem Glücksspiel. Dennoch überrascht mich das nicht. Das deutsche Fernsehen ist viel besser als der Ruf, den es hierzulande hat.
Steht das deutsche Fernsehen derzeit sehr hoch im US-Kurs?
Ja, die Amerikaner haben früher mehr auf die niedrigen deutschen Produktionskosten geschaut. Jetzt schauen sie mehr auf die hohen Qualitätsstandards.
Gilt die Annahme, dass deutsche TV-Produktionen im Ausland immer begehrter sind?
Nicht prinzipiell. Aber es gibt einfach mehr Koproduktionen. Das schafft auch mehr Präsenz.
Es gibt viele Filter auf dem Weg zum Erfolg
Jeder Preis hat seine Kategorien und Kriterien, Frau Ziegler. Niemand kennt die Kriterien besser als sie. Sind die Auszeichnungen auch der Erfolg einer klugen Einreichungspolitik? „Unterm Radar“ handelt vom islamistischen Terror, die Doku spiegelt die Zeit vorm Irakkrieg, „Deutschland '83“ kann als Paraphrase des Kalten Kriegs gesehen werden.
Nein, mit klugem Einreichen geht nichts. Dazu gibt es zu viele Filter auf dem Weg zum Erfolg. Ich glaube, dass es die den Filmen eigene Qualität ist. Dass aktuelle Themen dabei ins Auge fallen, versteht sich von selbst.
Welche Bedeutung hat ein „International Emmy Award“? Für den ZDF-Dreiteiler „Die Wölfe“ haben Sie selber die Auszeichnung auch gewonnen.
Nach meiner Bewertung ist ein Emmy eine Art globaler TV-Oscar, eine Art internationaler Grimmepreis. Also wirklich ein Preis, den man haben möchte. Wohl dem, der einen hat.
Sie sind gerade in New York, der Stadt, in der der gewählte US-Präsident Donald Trump lebt und arbeitet, in einer Stadt, die ihn zu großen Teilen massiv ablehnt. Wie erleben Sie New York?
Die sonst eher coolen bis kalten New Yorker sind für ihre Verhältnisse schwer aufgewühlt. Das kollektive Gefühl, dass da für sie und das ganze Land etwas schief- läuft, ist überall zu spüren.
Das Interview führte Joachim Huber.