Produzentin Regina Ziegler: Eine Lola für ihr Lebenswerk
Sie ist die erfolgreichste deutsche Produzentin. Rund 450 Filme hat Regina Ziegler in 43 Jahren herausgebracht. Längst ist die Berlinerin selbst zur Marke geworden. Unsere Blendle-Empfehlung.
Die Frau hat im Leben was richtig gemacht. Anders ist die Geschwindigkeit, mit der viel beschäftigte Menschen aus der Filmbranche auf den Namen Regina Ziegler reagieren, gar nicht zu erklären. Egal, ob sie in Uruguay, den Vereinigten Staaten, in Potsdam-Babelsberg oder Berlin an ihren neuen Projekten drechseln, es dauert keine zwei Stunden, bis eine Antwort auf die Gesprächsanfrage vorliegt. Und immer ist sie positiv. Selbstverständlich möchten Produzenten, Regisseure, Schauspieler über Regina Ziegler reden. Nichts lieber als das. Und das in einer Kreativenkaste, deren Kommunikationsverhalten kompliziert sein kann.
Rekordhalter ist Produzent Nico Hofmann, spätestens seit „Unsere Mütter, unsere Väter“ im deutschen Fernsehen der Gottvater des historischen Event-Zweiteilers und Chef der mächtigen Ufa-Gruppe. „Ziegler? Brauche ich gar nicht zu fragen, macht er“, spricht die patente Assistentin ins Telefon, „können Sie in 20 Minuten?“ So was. Regina Zieglers Name ist ein Sesam-öffne-dich.
Die Ehren-Lola, den Deutschen Filmpreis für das Lebenswerk, den Ziegler an diesem Freitag erhält, hat vor ihr noch keine Produzentin bekommen. Die Erste zu sein, das kennt sie. 1973, als sie in Berlin ihre Produktionsfirma gründet, verbinden die Deutschen mit dem abstrakten Begriff „Produzent“ höchstens Zigarre paffende Tycoone aus Hollywoodfilmen. Oder ein paar einheimische Matadore wie Artur Brauner, Gyula Trebitsch, Horst Wendlandt in Berlin und Franz Seitz in München. Bekannte Frauen gibt es keine in der Branche. 43 Jahre und rund 450 Filme später sieht das nicht nur bei Ziegler Film am Ufer des Lietzensees anders aus.
Der potenzielle Konkurrent Nico Hofmann, der sich als enger Freund entpuppt, ist sicher, dass das ein Verdienst Regina Zieglers ist. „Sie hat dieses schwierige, männerdominierte Feld aufgeräumt, formal immer wieder neue Felder besetzt, sich besessen für Inhalte interessiert, kein persönliches finanzielles Risiko gescheut, die Karrieren von Regisseuren, Schauspielern, Drehbuchautoren stimuliert und ist darüber zur Ikone geworden.“ Sein Weg vom Regisseur des 1998 von Ziegler produzierten düster-erotischen Psychothrillers „Solo für Klarinette“ zum Produzenten sei maßgeblich von zwei Menschen inspiriert worden: „Bernd Eichinger und Regina Ziegler.“
Das, bitte schön, ist die Popstar-Liga der sonst eher im Hintergrund agierenden Strippenzieher an der Schnittstelle von Kunst und Kommerz.
Zum Gespräch bittet Regina Ziegler dann aber lieber ins kleine Filmkunst 66 in der Bleibtreustraße, statt in die mit den Trophäen eines reichen Produzentinnenlebens geschmückte Firma. Vor der Lola-Verleihung balgen sich die Medien um sie, also ist außerdem noch ein Fernsehteam da. Und ihre Tochter Tanja Ziegler. Das Kino betreiben sie seit 2011 gemeinsam. Übernommen haben sie es aus nostalgischen Gründen, weiß die Tochter zu berichten. Hier hat 1973 mit der von ihr als Sechsjähriger in einem Kinosessel verschlafenen Premiere von „Ich dachte, ich wäre tot“ ja gewissermaßen Mutters Karriere angefangen.
Ein Kino wie ein Zuhause, in dem die Damen Ziegler, die ihre Firma seit 2000 gleichberechtigt gemeinsam führen, jetzt ein wenig Produzentinnenalltag spielen und im Foyer in die Kamera lächeln. Hier die Ältere mit dem roten Haar, dem rauen Alt, der präsidialen Ausstrahlung. Dort die jüngere Brünette, ebenso souverän, aber entspannter, beide einander herzlich zugetan, was längst nicht jedem Firmennachfolgegespann und auch nicht allen Müttern und Töchtern gelingt. Wie gesagt: „die Regina“, wie ihre Tochter sie nennt, hat was richtig gemacht.
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