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Das Fernsehen macht die Tour de France zum Weltereignis.
© Jeff Pachoud/AFP

Mehr TV-Zuschauer: Mit der Tour de France geht es aufwärts

Die Tour-de-France-Berichte von Eurosport und ARD locken mehr Zuschauer. Nach dem Bundesliga-Aus kann der Discovery-Sender positive Nachrichten gebrauchen.

Selten war der Ausgang der Tour de France so lange offen wie diesmal. In diesem Jahr konnten die beiden Eurosport-Experten Karsten Migels und Jean-Claude Leclerq bei ihren Moderationsmarathons bis fast zuletzt darüber debattieren, ob Vorjahressieger Geraint Thomas erneut bis ganz nach oben aufs Podium fahren oder ob der Franzose Julian Alaphilippe das Gelbe Trikot vielleicht doch noch in Paris tragen wird. Nach dem Abbruch der verhagelten 19. Etappe holte sich am Freitag allerdings Egan Bernal - zumindest vorerst - die Gesamtführung. Ganz sicher ist: Die TV-Quote profitierte von diesem spannenden Verlauf der Frankreichrundfahrt. Bereits vor den drei Alpenetappen legte die Zuschauerzahl der Eurosport-Liveübertragungen gegenüber 2018 um 13 Prozent auf durchschnittlich 220 000 zu, der Marktanteil stieg sogar um 17 Prozent und liegt nun bei 2,1 Prozent, wie der Sender auf Anfrage mitteilte.

Für die Eurosport-Muttergesellschaft Discovery kommt das zur richtigen Zeit. Nach der Weitergabe der Fußball-Bundesligarechte an die Streamingplattform Dazn hat das Unternehmen positive Nachrichten bitter nötig. Zwei Jahre nach dem Einstieg von Eurosport in den attraktiven Live-Fußball laufen die 30 Freitagsbegegnungen und die jeweils fünf Spiele am Sonntag und Montag von der kommenden Saison an auf der Konkurrenzplattform. Deutschland-Chefin Susanne Aigner-Drews wies zwar zurück, dass Discovery und Eurosport mit ihren Fußballplänen gescheitert sind, aber genau so wird dies von den meisten Branchenbeobachter gewertet.

Optimistisch nach vorn schauen

Für Discovery heißt die Devise nun offenbar, optimistisch nach vorn zu schauen. „Eurosport ist die führende Multi-Sport-Marke in Europa und bietet große Sporthighlights wie kein anderer Sender – Tennis Grand Slam, Radsport mit allen Höhepunkten, der komplette Wintersport, Motorsporthighlights wie Formel E oder die 24 Stunden von LeMans bis zu Snooker“, umreißt der Sender sein nach wie vor großes Portfolio.

In einigen Sportarten kommen die Fans tatsächlich nicht an Eurosport vorbei. Nicht nur wegen der Tour de France trifft die Bezeichnung Radsportsender zu. Seit dem Start von Eurosport 1989 wird kontinuierlich über den Radsport berichtet. Beginnend bei den Frühjahrsklassikern über Mehrtagesrennen bis hin zu den großen mehrwöchigen Landesrundfahrten in Italien, Frankreich und Spanien fährt der Zuschauer bei Eurosport live mit. Insgesamt kommt der Sender auf 200 Radsporttage mit über 2500 Stunden Berichterstattung. Mehr ist kaum möglich.

Mit der Tour de France kann aber auch die ARD zufrieden sein. „Das Zuschauerinteresse an unseren Übertragungen ist ungebrochen. Zu unserer großen Freude liegt die Einschaltquote nach derzeitigem Stand auf dem Niveau der Zahlen von 2018, Tendenz steigend“, sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky dem Tagesspiegel. Das sei sicherlich zum einen Emanuel Buchmann zu verdanken, der mit seinem erfolgreichen Auftritt in Frankreich das Interesse der Zuschauer beflügelt hat, „zum anderen zeigt es uns aber auch, dass Kontinuität und Qualität in der Berichterstattung wichtig ist, um das Fernsehpublikum täglich wieder für unsere Übertragungen zu gewinnen“, so Balkausky. Durchschnittlich schalteten 230 000 Zuschauer die ersten Stunden der Etappen bei One und 1,3 Millionen die entscheidenden Stunden im Ersten ein. Der Marktanteil stieg damit im Ersten von 10,4 auf 10,7 Prozent.

Was sagt der Titel "Home of the Olympics"?

Für Eurosport ist es zudem wichtig, neben dem Radsport einen anderen Titel zu tragen. Eurosport hatte sich die Europarechte an den Olympischen Spielen von 2018 bis 2024 gesichert und bezeichnet sich seither als „Home of the Olympics“. Nach Pyeongchang 2018 will Eurosport für Tokio 2020 den Fokus ebenfalls auf eine umfassende digitale Berichterstattung legen. Zu den Spielen in Tokio vom 24. Juli bis zum 9. August 2020 hat Eurosport gerade die Kampagne „1 Year To Go“ gestartet.

Wie problematisch die Vermarktung der angeblich 1,3 Milliarden Euro teuren Olympiarechte ist, zeigte sich bei Pyeongchang, als es Discovery nur mit großer Mühe gelang, die Spiele zur Refinanzierung an ARD und ZDF zu sublizenzieren. Bei Tokio könnte dies zusätzlich problematisch sein, da die Programme Eurosport 1 und 2 nun auch bei Dazn zu sehen sind.

Auf eine Frage aber will Discovery keine Antwort geben: Wegen des Wegfalls der Bundesliga haben die Eurosport-Abonnenten ein Sonderkündigungsrecht bis zum 31. Juli eingeräumt bekommen. Wie viele Abos aber bislang gekündigt wurden, darüber schweigt sich das Unternehmen aus.

Kurt Sagatz

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