Neues Verteilungsmodell bei Fußball-TV gefordert: Mehr Tradition, mehr Fernsehgeld
Sechs Bundesligaklubs wie Hertha BSC und Hamburger SV gründen „Team Marktwert“: Sie wollen mehr Geld aus der TV-Vermarktung.
Die Frage ist so alt wie der Fußball als Profisport: Schießt Geld Tore? Auf jeden Fall, sonst würden nicht 22 Männer über 90 Minuten motiviert hinter einem Ball herrennen. Schießt mehr Geld mehr Tore? Auch hier ist ein Ja angebracht: Im nationalen wie im internationalen Fußballgeschäft sind die Klubs mit den ganz großen Etats am Ende immer erfolgreicher.
Wenn Geld der wesentliche Faktor für Sieg und Niederlage ist, dann ist es nur verständlich, dass die 36 Vereine der beiden deutschen Bundesligen im harten Wettbewerb um die Mediengelder stehen. Aus der nationalen Vermarktung – Fernsehen, Radio, Online – erzielt die Bundesliga rund 556 Millionen Euro in der laufenden Saison. 65 Prozent davon werden paritätisch verteilt, 35 Prozent über eine Formel, bei der im Wesentlichen der Tabellenstand eines Vereins in den vergangenen fünf Spielzeiten berücksichtigt wird. Laut www.fussball-geld.de kann der FC Bayern München über die nationale Medienvermarktung in der Saison 2015/2016 mit 40,4 Millionen Euro rechnen, dicht gefolgt von Borussia Dortmund mit 39,3 Millionen Euro und Bayer Leverkusen mit 38,3 Millionen.
Hertha BSC bekommt 24,4 Millionen Euro in dieser Saison
Hertha BSC bekommt nach dieser Liste rund 24,4 Millionen Euro, der Hamburger SV 25,8 Millionen, Werder Bremen 29,2 Millionen und der 1. FC Köln knapp 23 Millionen Euro. Die genannten Klubs haben mit Eintracht Frankfurt und dem VfB Stuttgart das „Team Marktwert“ gegründet. Diese Vereine sehen sich als Traditionsklubs, was sich unbedingt auf die künftige Verteilung der Mediengelder auswirken soll. Mehr soll es werden.
Stuttgarts Präsident Bernd Wahler sagte der „Sport Bild“, die „Tabellenposition ist nur ein Kriterium von vielen, wie attraktiv ein Spiel für Fans und damit TV-Sender ist“. Es solle belohnt werden, dass die Traditionsklubs höhere TV-Quoten und Zuschauerzahlen erzielen als sportlich erfolgreichere Vereine wie der VFL Wolfsburg oder Bayern Leverkusen. „Alle großen internationalen Ligen (England, Spanien, Italien, Frankreich, Niederlande) haben inzwischen Verteilungs-Modelle, die mehrere Kennzahlen berücksichtigen“, heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung. Der Zeitpunkt des Vorstoßes kommt nicht zufällig. Es steht die Ausschreibung der Medienrechte an den Fußball-Bundesligen von der Saison 2017/2018 an. Die Erwartungen an die Steigerungsrate wachsen und wachsen, die Optimisten kalkulieren eine Milliarde Euro pro Spielzeit. So viel Geld macht einfallsreich.
„Team Marktwert“ hat erste Vorstelllungen formuliert. Neben dem einheitlichen Sockelbetrag für alle Clubs und der Berücksichtigung des Tabellenplatzes will das Bündnis eine neue dritte Säule als Bewertungskriterium durchsetzen: „den tatsächlichen Marktwert eines Clubs“, wie es in der Mitteilung heißt. Da sollen Faktoren wie Mitgliederzahlen, TV-Quoten oder Zahl der Auswärtsfans, tatsächlich objektive Zahlen zu Beliebtheit und Bekanntheit einfließen. Der Zusammenschluss soll nun auf Bitten der Deutschen Fußball Liga relevante Kriterien erarbeiten, die ausdrücken, welche Klubs am meisten zur Marke Bundesliga und damit zu deren Marktwert beitragen.
Fans der Traditionsvereine verachten Werksklubs
Für die genannten Traditionsklubs, bestimmt aber für ihre Fans, sind Wolfsburg via VW und Leverkusen via Bayer „Werksvereine“, da werde industrieller Fußball betrieben. Die TSG 18 99 Hoffenheim ist das Spielzeug von SAP-Milliardär Dietmar Hopp, kassiert aber fast 31 Millionen Euro Fernsehgelder. Aufsteiger wie Ingolstadt und Darmstadt, na ja.
„Team Marktwert“ kann gegebenenfalls Zahlen beibringen. Nach der Zuschauertabelle des Bundesliga-Senders Sky ist Bayer Leverkusen nur auf Platz zwölf, weiter unten stehen Hannover, Darmstadt, Augsburg, Wolfsburg, Hoffenheim. Ingolstadt ist Schlusslicht.
Manager Klaus Allofs vom VfL Wolfsburg hat den bestehenden Verteilungsschlüssel bei den Fernsehgeldern der Fußball-Bundesliga als „sehr sinnvoll“ verteidigt. Zugleich äußerte er Verständnis für das neugegründete Team Marktwert, das eine andere Verteilung anstrebt. „Ich kann nachvollziehen, dass es Überlegungen für andere Modelle gibt. Darin sehe ich aber keine Fronten, die aufgebaut werden“, erklärte Allofs auf dpa-Anfrage. Er befürwortet weiterhin das aktuelle Modell, das eine Verteilung von 35 Prozent der TV-Einnahmen nach sportlichen Gesichtspunkten wie der Fünf-Jahres-Wertung vorsieht. „Ich halte dieses Verfahren für sehr fair und solidarisch. Für die Bundesliga war das in der Vergangenheit eine sinnvolle Lösung“.
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