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John Lennon und Yoko Ono empfangen am 25. März 1969 Journalisten zum "Bed-in" im Hilton in Amsterdam.
© AFP

Harry und Meghan und die Medien: Macht's doch wie John Lennon und Yoko Ono

Harry und Meghan wollen mehr Privatleben. Vielleicht sollten sie deswegen in die Öffentlichkeit gehen. Wie John Lennon und Yoko Ono mit ihren "Bed-ins".

Ist ja ein Problem – und kein kleines. Wie geht der Promi mit seiner Popularität um, mit dem Interesse der Öffentlichkeit an allem, was der Promi oder nicht tut? Homepages, Instagram, PR-Profis, Medienanwälte, viele Wege werden gesucht und beschritten, um die Herrschaft über das eigene Bild, die eigene Persönlichkeit zu behalten. Aber die Neugier geht weit darüber hinaus: Was macht der Promi, wenn er sich nicht belauscht, nicht beobachtet fühlt? Das Private ist immer interessanter als das Veröffentlichte.

Die meistgejagten Celebrities dieser Tage sind sehr wahrscheinlich Harry, Meghan und der gemeinsame Sohn Archie. In Kanada wollen sie sich nach dem Deal (dem Bruch?) mit der Queen niederlassen. Auch dort werden sie nicht in Ruhe gelassen werden. Vielleicht sollte das britisch-amerikanische Paar den Spieß umdrehen, nicht die Öffentlichkeit meiden, sich ihr stellen, ja überwältigen.

Es gibt ein Vorbild, ein britisches-japanisches. John Lennon und Yoko Ono hatten im März 1969 in Gibraltar geheiratet, davor und vor allem seitdem wurden der Beatle und die Konzept-Künstlerin von Reportern und Photographen nicht mehr in Ruhe gelassen. Sie waren gierig auf jeden Gossip, der das unausweichliche Auseinanderbrechen der Beatles weiter befördern würde.

„Bed-in“ im Hotelzimmer

Lennon und Ono taten den Paparazzi den Gefallen und auch wieder nicht. Sie luden die Journaille zu ihren Flitterwochen ein. Vom 25. März bis zum 1. April, von neun Uhr morgens bis neun Uhr abends, veranstalteten sie in einer Suite im Amsterdamer "Hilton" ein sogenanntes "Bed-in", das in selber Konstellation vom 26. Mai bis zum 2. Juni im Queen Elizabeth Hotel in Montreal wiederholten. In weißen Schlafanzügen saßen sie im weißen Bettzeug, die langen Haare offen und hielten Hof. Es kam, wer wollte, es wurde mit Rabbis und Hare Krishnas diskutiert, spielten mit Onos Tochter Kyoko, es war friedlich und es wurde eine Botschaft formuliert: Frieden unter den Menschen fängt im Kleinen an, zu Hause, in der Familie, das Frühstück so wichtig wie das Zähneputzen. Lennon gab die Losung aus: "Kämpfe nicht gegen das Monster, kämpfe gegen dich selbst, deine Ignoranz". Die "Bed-ins" waren "Bed-ins for Peace", der Krieg in Vietnam wurde deswegen nicht beendet, aber im Hotelzimmer wurde die vielleicht berühmteste Antikriegs-Hymne aller Zeiten aufgenommen: "Give paece a chance". Gesungen von John Lennon, Yoko Ono und all denen, die am "Bed-in" teilnahmen. Es hatte sich, so oder so, gelohnt.

Joachim Huber

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