Kneift der CDU-Kandidat oder handelt er klug?: Laschet sagt Wahlshow bei ProSieben ab
„Unkonventionell. Direkt. Spontan“ - so wird eine Wahlkampfshow bei ProSieben angekündigt. Baerbock und Scholz wollen kommen, Laschet nicht.
Die Ansage von Moderator Louis Klamroth geht so: „Bei klassischen Wahlkampf-Auftritten im TV spulen Politik-Profis oft gebetsmühlenartig das gleiche Programm ab. Das langweilt mich und ich glaube viele Zuschauer:innen auch. Wir alle wollen wissen: Wie spontan, souverän, sympathisch und kompetent ist der Mensch, der meine Lebensumstände als Bundeskanzler:in prägen wird?“
Solcherart aufgeladen wird der alerte Klamroth am 1. und am 15. September erst die Kanzlerkandidatin der Grünen, Annalena Baerbock, und dann SPD-Spitzenmann Olaf Scholz ins ProSieben-Studio bitten. Mit und vor zahlreichen Bürgerinnen und Bürgern soll es „Unkonventionell. Direkt. Spontan.“ zugehen. Ein ehrgeiziger Plan und nicht eben ungefährlich für die politischen Gäste. Da ist schnelles Ausrutschen möglich mit unvorsichtigen Aussagen und Behauptungen.
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Kann der CDU-Kanzlerkandidat unkonventionell, direkt und spontan? „Wir haben Armin Laschet angefragt und er hat abgesagt“, sagte eine ProSieben-Sprecherin dazu auf dpa-Anfrage. Es bleibt bei Baerbock und Scholz.
Kneift Armin Laschet? Ist das klug? Vielleicht geht sein Kalkül so: Es wird in diesem Wahlkampf, der in Pandemie-Zeiten vor allem über die Medien und da vor allem über das wirkmächtigste Medium, das Fernsehen ausgetragen wird, sehr, sehr viele Auftritts- und Darstellungsmöglichkeiten für die Spitzenkräfte geben: Einzelinterviews, Duelle, Trielle – Laschet & Co. werden aus den Studios kaum herauskommen.
Zudem zeigen die bisherigen Quoten, dass Politik bei ProSieben keine besondere Attraktivität verströmt, da kann Laschet sich Absenz leisten, wo bei ARD, ZDF und RTL für ihn Präsenzpflicht herrscht.
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ProSieben sollte mal in sich gehen, ob Politik über den Showleisten geschlagen werden muss. „ Politik in der Primetime bei ProSieben. Wie geil ist das denn?!", protzt Moderator Klamroth. Genau, wie geil ist das denn?
Gegenseitige Absagen
Am Dienstag lieferten beide Seiten dann Begründungen zur Absage. Ein CDU-Sprecher sagte auf dpa-Anfrage zu Laschets Nicht-Teilnahme: „Wir waren in Gesprächen mit ProSieben über ein Triell bei ProSieben und Sat 1. Dazu hatte Herr Laschet bereits zugesagt. Diese Sendung wurde dann von Seiten von ProSieben abgesagt.“
ProSieben-Sprecher Christoph Körfer entgegnete dazu auf Anfrage: „ProSieben hätte gerne zu den schon im Mai angekündigten drei „ProSieben Bundestagswahl-Shows“ auch ein Triell vor der Wahl gezeigt. Dazu hatte Armin Laschet zugesagt. Aber es war nicht möglich einen Termin zu finden, an dem die drei Spitzenkandidaten gemeinsam Zeit haben.“