Bei Protest gegen Corona-Maßnahmen: Kamerateam der ARD in Berlin angegriffen
Bei einer Demonstration vor dem Reichstagsgebäude attackiert ein 46-Jähriger ein ARD-Team. Schon am 1. Mai waren ZDF-Journalisten angegriffen worden.
Bei einer nicht genehmigten Demonstration gegen die Corona-Beschränkungen ist vor dem Reichstagsgebäude in Berlin ein Kamerateam der ARD angegriffen worden. Ein Mann soll versucht haben, einen Tonassistenten zu treten, traf dabei aber offenbar die Mikrofon-Angel, die dann gegen den Kopf des Kameramannes schlug, wie die Polizei am Mittwochabend mitteilte. Der 46-jährige Tatverdächtige habe versucht zu flüchten, sei dann aber von Polizisten festgenommen worden.
Der Tatverdächtige wurde nach Abschluss der polizeilichen Maßnahmen entlassen. Das sagte ein Sprecher am frühen Donnerstagmorgen. Gegen den 46-Jährigen liege eine Strafanzeige wegen Körperverletzung vor. Bereits am 1. Mai war in Berlin ein Team der ZDF-Satiresendung „heute-show“ attackiert worden.
Nach Angaben des ARD-Hauptstadtstudios hatte sich ein Teilnehmer der Versammlung spontan aus der Menge gelöst und einen Tonassistenten getreten. Die Polizei habe unmittelbar reagiert. Dem Kameramann und dem Tonassistenten - nach Angaben der Polizei 56 und 51 Jahre alt - gehe es gut.
Die Leiterin des ARD-Hauptstadtstudios, Tina Hassel, twitterte: „Unserem Team geht es zum Glück gut, aber solche Angriffe gegen die #Presse sind widerlich! #ARD Team wurde angegriffen“.
ARD-Chefredakteur Rainald Becker schrieb am Abend auf Twitter: „Erst ein Kamerateam des ZDF, heute ein Team der ARD. Wer Journalisten angreift und an ihrer Arbeit hindert, greift die Demokratie an.“
„Medienvertreter sind kein Freiwild“, sagte die Landesvorsitzende der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union in Verdi Berlin-Brandenburg, Renate Gensch. „Sie stehen für die Presse- und Meinungsfreiheit in der Bundesrepublik, also auch für die Grundrechte, für die diese Demonstranten vermeintlich protestieren.“
Nach Angaben der Polizei hatten sich am Mittwoch bis zu 400 Menschen vor dem Reichstagsgebäude versammelt. Sie waren offenbar einem Aufruf des Vegan-Koches Attila Hildmann in den sozialen Medien gefolgt, darauf deuteten etwa mitgebrachte Plakate hin. In Berlin sind wegen der Pandemie derzeit Demos mit bis zu 50 Teilnehmern erlaubt. (dpa)