Was tun nach Raab und Jauch?: Jung, fernseherfahren, sucht...
Nach dem Abschied von Stefan Raab und Günther Jauch ist der TV-Arbeitsmarkt in Bewegung. Aber auch an anderer Stelle muss neu geplant werden.
Wenn Stefan Raab bei „TV total“ mal wieder einen guten Witz landet, ist das nicht allein seinem Humor zu verdanken. Wie hinter jedem Moderator steht auch hinter dem Entertainer ein Redaktionsteam, das den reibungslosen Ablauf der Sendung organisiert. Raab ist von seinem Team abhängig wie sein Team von ihm. Doch während Raab ab Ende des Jahres seinen TV-Ruhestand genießen will, müssen sich viele aus seiner Mannschaft einen neuen Job suchen. 80 Mitarbeiter seiner Produktionsfirma Brainpool erhalten die betriebsbedingte Kündigung, wie eine Firmensprecherin diese Woche mitteilte. Das ist fast jeder zweite Beschäftigte. Aber nicht nur in Köln gerät der TV-Arbeitsmarkt in Bewegung.
Auch Mitglieder des Berliner Redaktionsteams von „Günther Jauch“ dürften sich bereits nach einer neuen Beschäftigung umsehen. Ihre Verträge sind an den Produktionsvertrag der ARD-Talkshow gekoppelt und laufen zum Jahresende aus, sagte eine Sprecherin der Produktionsfirma i&u. Jauch hatte sich „aus beruflichen wie privaten Gründen“ entschlossen, den Vertrag für seine Sendung am Sonntagabend mit dem zuständigen Norddeutschen Rundfunk (NDR) nicht zu verlängern, Ende 2015 soll mit seiner Talkshow Schluss sein. Ob die 20 Mitarbeiter, die laut Sendungs-Homepage zu seinem Team gehören, bei i&u weiterbeschäftigt werden, teilte die Produktionsfirma nicht mit.
Auf Anne Will darf niemand hoffen
Die Chancen, einen neuen Job auf dem TV-Arbeitsmarkt zu finden, dürften in Köln allerdings größer sein als in Berlin, wo weniger Fernsehen produziert wird. Zumal die ARD keinen neuen Polittalk als Ersatz für Günther Jauch plant, sondern es bei den drei Sendungen pro Woche belassen will.
Zwar übernimmt Anne Will von Jauch ihren neuen alten Sendeplatz am Sonntagabend um 21 Uhr 45, dadurch ergibt sich aber nicht ein größerer Personalbedarf, hieß es aus der Redaktion. Das Team sei gut aufgestellt, eine große Erweiterung nicht geplant. Abgesehen vom Sendeplatz will Anne Will von Jauch auch ansonsten offenbar wenig erben. In ihrem Studio in Adlershof sei sie zufrieden – was die Betreiber des Gasometers in Berlin-Schöneberg nicht allzu glücklich machen dürfte. Sie hatten sich Hoffnung gemacht, dass die Moderatorin in das denkmalgeschützte Industriegebäude wechseln würde, aus dem Jauch bisher sendet. Der Moderator ist der prominenteste Mieter des Gasometers, rund 70 Tage im Jahr ist das Gebäude durch die rund 35 Sendungen mit Auf- und Abbau belegt. Dass Jauch seinen Vertrag nicht verlängere, habe sie „überrascht“, teilte die Gasometer-Vermieterin, das Europäische Energieforum (Euref), mit.
Zur Höhe der Mieteinnahmen durch Jauch wollte eine Sprecherin keine Auskunft geben. Fest steht aber, dass der Moderator dem Gasometer erhebliche Aufmerksamkeit beschert. Zu Beginn jeder Show ist er im Vorspann zu sehen, diese Werbung fällt ab 2016 weg. Das Euref versichert, trotz Jauchs Abschied „keinerlei negative Auswirkungen auf die zukünftige Entwicklung der Veranstaltungslocation“ zu fürchten. So werde der Gasometer in den kommenden Monaten unter anderem für den zweiten Zukunftskongress des Bundesministeriums für Bildung und Forschung genutzt wie auch von der Stiftung Lebendige Stadt und dem Unternehmen Eon.
Das Team von „Anne Will“ will sich nach der Sommerpause an die Arbeit machen, um den Wechsel auf den Sonntagabendplatz vorzubereiten, auch mit möglichen Veränderungen an der Studiooptik. Stefan Raab hat seine Sommer-Ausgaben von „Schlag den Star“ bereits aufgezeichnet, die erste Sendung ist am 4. Juli zu sehen, in der Ex-Fußballprofi Stefan Effenberg und ProSieben-Moderator Daniel Aminati aufeinandertreffen. Mit „TV total“ kehrt er am 24. August zurück, am 29. August findet in Bremen live der „Bundesvision Song Contest“ statt, dann folgen noch eine „TV total Stock Car Crash Challenge“ in Gelsenkirchen und ein „TV total Turmspringen“ in München sowie drei „Schlag den Raab“-Sendungen in Köln mit dem Finale am 19. Dezember – ein Termin, dem Raabs Mitarbeiter wenig entgegenfiebern dürften.