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Gutes und schlechtes Internet: Fake News im Netz.
© dpa

Fake News und Social Bots: Journalisten sind Faktenchecker

Zwischen Fake News und Social Bots: Eine ZDF-Diskussion zur Meinungsbildung im Wahljahr 2017 deutet an, dass wir diesbezüglich auch hierzulande mit Verwerfungen à la Pizzagate rechnen können.

So weit es schon gekommen mit Mathias Döpfner. Der Präsident Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) als Fake-News-Lieferant. So geschehen beim ZDF-Empfang „Medienpolitik@Berlinale“ am Mittwoch Abend. Seine Keynote zum Thema „Fake News und Social Bots. Meinungsbildung im Wahljahr 2017“ leitete Döpfner mit den Worten ein, er sei etwas abgekämpft. Er habe gerade am Nachmittag stundenlang mit Google diskutiert und könne der Branchen-Runde aus Politikern, Journalisten und Schauspielern nun exklusiv mitteilen, dass Google endlich das Leistungsschutzrecht akzeptiere.

Ein Nachrichten-Knaller! Eigentlich. Nachdem Döpfner minutenlang über die Stunde der Populisten, Risiken und Chancen der Sozialen Medien und die Verantwortung der Journalisten als Faktenchecker referierte, ließ er die Katze aus dem Sack: Das mit Google, das war Fake News. Ein Wunder, dass das noch nicht auf Twitter die Runde macht. Guter Aha-Effekt, um auf die Mechanismen aufmerksam zu machen, die zurzeit Arbeit, Ruf und Wirken von Journalisten, etablierten Medien und Sozialen Medien in Frage stellen. Auch die vom ZDF. „Ein Drittel unserer Zuschauer teilen uns mit, dass sie uns wenig oder gar nicht vertrauen“, sagte ZDF-Intendant Thomas Bellut. „Wir müssen über Standards unserer Arbeit reden.“ Das ZDF hat in Sachen Fake News ja einiges unternommen, zuletzt mit der Ankündigung zur Bundestagswahl 2017 ein Anti-Fake-News-Projekt zu starten. Mit #ZDFcheck17 soll aufgedeckt werden, was wahr ist, was falsch - und was absichtlich gelogen. Aber bringt das wirklich etwas? Moderatorin Marietta Slomka erinnerte daran, dass derartige Projekte/Recherchen angesichts der schärfer werdenden Debatte um gefälschte Nachrichten im Internet viele personelle Ressourcen in Redaktionen binden. Fake News wird ein großer Anteil am Wahlgewinn Donald Trumps eingeräumt.

Auch hierzulande, befürchten Politiker, könnten gefälschte Nachrichten die Wahl beeinflussen. Er habe eine gewisse Sorge, so Bellut, dass Wahl-Sendungen demnächst von gelenkten Maschinen, sogenannten Social Bots, beeinflusst werden könnten.

In den USA sei gerade erst wieder ein Social-Bots-Netz mit 300 000 Accounts entdeckt wurden

Wir müssten täglich mit Eingriffen à la USA im deutschen Wahlkampf rechnen, sagte Simon Hegelich von der Hochschule für Politik München. So etwas wie das „Pizza-Gate“ sei hierzulande nicht undenkbar. Unter dem Schlagwort Pizzagate wurde 2016 eine Falschmeldung auf Websites verbreitet, die im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf die Behauptung streute, im Keller einer Pizzeria in Washington agiere ein Kinderpornoring, in den auch Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton verwickelt sei. In den USA sei gerade erst wieder ein Social-Bots-Netz mit 300 000 Accounts entdeckt wurden, so Hegelich. Nicht auszumalen, was passiert, wenn da zur selben Zeit 300 000 mal falsche Informationen via Twitter gestreut werden, über Angela Merkel beispielsweise.

Da sei Medienkompetenz gefragt, mahnten Döpfner und Matthias Müller von Blumencron („Frankfurter Allgemeine Zeitung“) an. Das Netz, Facebook, Twitter etc, verstärke gute und schlechte Dinge, es sei nicht zu verteufeln. Es müsse darum gehen, Nutzer in die Lage zu versetzen, den Wert einer Information einzuschätzen. Und was die etablierten Medien betrifft, denen offenbar immer weniger Vertrauen entgegengebracht wird: Journalisten sind die Faktenchecker. Das Prinzip Zeitung sei das Prinzip verantwortliche Absenderschaft, so Döpfner – beste Abwehr gegen Fake News.

Mit dem Ethos, in einer Weit in Aufruhr, hat es die „New York Times“ erstmals auf über drei Millionen Abonnenten gebracht. Um diese Tendenzen zu verstärken, könnte es nicht schaden, wenn Google tatsächlich das Leistungsschutzrecht akzeptiert.

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