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Joko & Klaas freuen sich mit Regisseurin Katrin Bühlig und Schauspieler Florian Panzner über den Grimme-Preis.
© dpa

"Circus HalliGalli": Joko & Klaas gewinnen Grimme-Preis

Elf von zwölf Grimme-Preisen gehen an ARD und ZDF. Nur eine Auszeichnung bekommen die Privaten: Das Duo "Joko & Klaas" gewinnt in der Kategorie "Unterhaltung".

Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf sind die Helden des Privatfernsehens. Und weil sie zugleich die alleinigen Heroen der kommerziellen TV-Sparte sind, werden nur diese beiden „Privatiers“ mit einem Grimme Preis 2014 ausgezeichnet. Die anderen elf Preise gehen an das öffentlich-rechtliche Fernsehen, dabei sind die ARD sowie Arte die großen Gewinner, das ZDF erhielt nur drei Auszeichnungen, wie am Mittwoch bekannt wurde. Tusch also für „Joko & Klaas“ und ihr bei ProSieben gezeigtes Format „Circus HalliGalli“. In der Begründung für die in der Kategorie „Unterhaltung“ prämierten Show werden sie als „Duo infernale des deutschen Fernsehens“ gefeiert. „Circus HalliGalli“ sei die witzigste Wundertüte der TV-Unterhaltung, „weil es Winterscheidt und Heufer-Umlauf immer wieder gelingt, das Publikum und offenbar auch sich selbst zu verblüffen“. Der Privatsender hatte das Potenzial der beiden schon länger erkannt, als er ihnen mit dem Format „Joko gegen Klaas“ den Samstagabend geöffnet hatte.

Ansonsten dominieren ARD und ZDF

Der Grimme Preis 2014 für das „Neo Magazin“ bei ZDFneo zeigt auch, dass die Öffentlich-Rechtlichen bei anarchischem Amüsement nicht blank dastehen, nur ackert sich Jan Böhmermann eben im ZDF-Nebensender ab statt im Hauptprogramm. Da gehörte das „Neo Magazin“, eine wilde Mischung aus Late Night, Satire, Dadaismus, mal schenkelklopfender, mal hintersinniger Unterhaltung, hin. Aber es brauchte den Mut, den das ZDF nicht hat. Die Mainzer dürfen sich ein zweites Mal freuen und grämen. Auch die dreiteilige Reportagereihe „Sonneborn rettet die Welt“ ist bei ZDFneo gelaufen. Satiriker Sonneborn rettet die Welt dadurch ein bisschen, dass er – wie weiland Dieter Hildebrandt – die Idiotien und die Idioten auf deutschem Boden demaskiert. Seine in empathischen Interviews ausgestellte Unschuldsmiene kann Neonazis ebenso erfassen wie die Presse-Fuzzis der Deutschen Bank. Sonneborn macht lachen.

Kein Preis für "Unsere Mütter, unsere Väter"

In der Kategorie „Fiktion“ der zum 50. Mal vergebenen Auszeichnung überrascht eine Nicht-Auszeichnung. Der Weltkriegs-Dreiteiler „Unsere Mütter, unsere Väter“ des ZDF ging leer aus. Es gab im Jahr 2013 keine zweite Fernsehleistung, die durch ihren mutigen Blickwinkel und ihren eindringlichen Figuren-Duktus anhaltende Diskussionen über deutsche Schuld und Sühne provozieren konnte. Fernsehen, das nicht Fernsehen blieb – dank einer besonderen Perspektive. Nicht Adolf Hitler war es, Ich und Du, wir waren es, die die Welt als Nazis und für die Nazis unterwerfen wollten. Eine solche Wirkungsdimension hatte die übrigen, im Wortsinne ausgezeichneten Fernsehstücke nicht. Selbst das den Luftangriff bei Kunduz thematisierende Doku-Drama „Eine mörderische Entscheidung“ (ARD/NDR/Arte) mit Matthias Brandt als Oberst Georg Klein konnte solche Nachhaltigkeit nicht entfalten.

Der Tatort ist das "letzte Lagerfeuer" im deutschen Fernsehen findet die Jury.
Der Tatort ist das "letzte Lagerfeuer" im deutschen Fernsehen findet die Jury.
© dpa

Weitere Preisträger sind der in die DDR zurückgehende Krimi „Mord in Eberswalde“ (ARD/WDR), die Literaturverfilmung „Grenzgang“ (ARD/WDR/NDR) über die aufkeimende Liebe zweier Menschen, schließlich der österreichische Tatort „Angezählt“ (ORF/ARD/RBB) mit Adele Neuhauser und Harald Krassnitzer. Dass die Echtzeitserie „Zeit der Helden“ (SWR/Arte) prämiert wurde, mag dem Thema – Jugendwahn! – oder der Jurydynamik geschuldet sein.

Bei „Information und Kultur“ geht ein Preis an die Dokumentation „The Voice of Peace“ (ARD/NDR) über den israelischen Kampfpiloten und später überzeugten Pazifisten Abie Nathan; ein Werk von Eric Friedler, das in der Dichte des Materials und im souveränen Umgang damit seinesgleichen sucht. Harte gesellschaftliche Realität prägt die anderen preiswürdigen Stücke: die Dokumentation „Restrisiko“ (BR) über Menschen im Maßregelvollzug und den Film „Work hard – Play hard“ (Arte/ZDF) über neue Formen der Arbeitsorganisation und Methoden des Personalmanagements. Prämiert wurde auch „Betongold – Wie die Finanzkrise in mein Wohnzimmer kam“ (Arte/RBB), wo die Erfahrungen beim Verkauf eines Berliner Mietshauses geschildert werden. Schon im Vorfeld war die „Besondere Ehrung“ für den „Tatort“ bekannt geworden. Die ARD-Krimireihe wurde von der Jury als „letztes Fernseh-Lagerfeuer“ gewürdigt.

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