Podcast-Boom: Jetzt auch noch Lanz und Precht
Der Podcast-Boom hält an. Dabei sind immer mehr News- und Wissensformate - und die Generation 50+.
Käme ein Außerirdischer auf die Erde und würde sich gerne ganz schnell mit Informationsbeschaffung und populärster Mediennutzung vertraut machen wollen, müsste man ihm ein Spotify- oder Deezer-Abo schenken. Podcasts sind weiter sehr erwünscht und gefragt, so ein Ergebnis des Online-Audio-Monitors 2021, der am Donnerstag von der Medienanstalt Berlin-Brandenburg (MABB) vorgestellt wurde.
Demnach nutzen 45,3 Millionen Menschen ab 14 Jahre in Deutschland regelmäßig Online-Audio-Angebote, 2,3 Millionen mehr als im Vorjahr. Jeweils mehr als die Hälfte der Bevölkerung hört bereits gelegentlich Musikstreaming (60,1 Prozent) und Webradio (53,3%). Podcasts (plus 21,3%) und Hörbücher beziehungsweise Hörspiele (plus 13,9%) sind in der Gunst der Hörerinnen und Hörer am stärksten gestiegen.
Online-Audio wird dabei on-demand und linear gehört. Mit dem Wachstum der verschiedenen Angebotsformen nimmt der Anteil derer zu, die mehrere Kanäle nutzen. So hört fast jede/r Zweite (46,9%) sowohl lineare Webradio-Angebote als auch mindestens einen On-Demand-Kanal wie Musikstreaming oder Podcast. Den höchsten Anteil regelmäßiger Online-Audionutzung findet sich erwartungsgemäß bei den 14- bis 29-Jährigen (89,3%). Die größte relative wie absolute Zunahme findet aber in der Altersgruppe 50+ statt (plus 18% auf 46%). Damit setzt sich der Trend aus dem vergangenen Jahr fort.
Musik ist und bleibt im Mittelpunkt. 89,9 Prozent Musik online. Doch geben knapp drei Viertel der Nutzer und Nutzerinnen an, Nachrichten über ein Online-Audio-Format zu hören. Bemerkenswert: Auch bei 14- bis 29-Jährigen rangieren Nachrichten auf dem zweiten Platz.
Wohl nicht wie bei „Fest & Flauschig“
Und eben mehr als eine Modeerscheinung: 20,9 Millionen ab 14 Jahre hören Podcasts und Radiosendungen auf Abruf – ein Plus von 3,6 Millionen. Info- und Wissenssendungen bleiben zwar der beliebteste Podcast-Inhalt, doch alle Genres haben Reichweitengewinne. Das gilt nicht zuletzt für Nachrichten, die 0,9 Millionen zusätzliche Interessierte auch als Podcasts erreichen.
Gutes Umfeld für ein neues Podcast, gerade für Generation 50+, mit erstaunlicher Zusammensetzung: ZDF-Talker Markus Lanz und Philosoph Richard David Precht als Podcaster. Dass das nicht unbedingt „Fest & Flauschig“ wird wie im Spotify-Podcast mit Olli Schulz und Jan Böhmermann, verspricht die ZDF-Ankündigung.
Es solle bei „Lanz und Precht“ über gesellschaftlich und politisch relevante Themen der Woche und der Zeit gehen. „Ein Austausch zwischen zwei Menschen, die sich persönlich zugetan, aber nicht immer der gleichen Meinung sind.“
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Die Unmittelbarkeit des Mediums für eine intensive Gesprächsatmosphäre – ohne Zeitdruck und Kameras: „Ein Podcast ist nicht die Fortsetzung von Fernsehen mit anderen Mitteln. Es ist wunderbar, während man einen Gedanken formuliert, über nichts anderes nachdenken zu müssen als über die eigenen Worte“, so Precht. „Im Podcast können wir die Dinge vertiefen und mit Tagen Abstand ganz neu bewerten. Ein Podcast ist im positiven Sinn sehr reduziert, fokussiert und aufs Wesentliche begrenzt: die Stimme“, sagt Markus Lanz.
Der Podcast ist wöchentlich, freitags, auf allen gängigen Plattformen abrufbar. Die Premiere-Themen werden vom ZDF nicht verraten. Vielleicht auch was für Außerirdische. Markus Ehrenberg