Wahltag in der Ukraine: Italienischer Fotograf im Osten der Ukraine getötet
Der 30-jährige Andrea Ronchelli ist mit seinem Übersetzer nahe der Separatistenhochburg Slawjansk in ein Gefecht geraten und getötet worden. Journalisten haben im Osten der Ukraine gerade einen schweren Stand.
Im Osten der Ukraine ist ein italienischer Journalist getötet worden. Wie das Außenministerium in Rom am Sonntag mitteilte, wurde der Fotograf Andrea Ronchelli am Samstag nahe der Rebellenhochburg Slawjansk durch Mörserbeschuss getötet. Zwar sei seine Leiche noch nicht identifiziert worden, alles deute jedoch darauf hin, dass Ronchelli tot sei, sagte ein Ministeriumssprecher der Nachrichtenagentur AFP.
Das Ministerium wurde nach eigenen Angaben von den ukrainischen Behörden über den Tod des 30-Jährigen informiert, der der Fotografenvereinigung Cesura angehörte. Seine Leiche wurde den Angaben zufolge vom Krankenhaus in Andrejewka nach Slawjansk gebracht, wo sie im Laufe des Tages von seiner Familie identifiziert werden sollte. Ronchelli ist nach der Zählung des Komittees zum Schutz von Journalisten der 16. Reporter, der in diesem Jahr getötet worden ist.
Wie der französische Fotograf William Roguelon der Nachrichtenagentur AFP sagte, war er am Samstag zusammen mit einem anderen westlichen Fotografen - mutmaßlich Ronchelli - und einem russischen Übersetzer Andrej Mironow unter Beschuss geraten. Dabei seien alle drei verletzt worden. Nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen starb auch der Übersetzer.
Die Fotografenvereinigung Cesura ist 2008 gegründet worden. Andrea Ronchelli hat sich seit einigen Monaten in der Ukraine aufgehalten. Er hat zunächst mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Fotografien die Maidan-Bewegung und die Kämpfe in Kiew dokumentiert. Sein jüngsten Foto-Blog kam aus Slawjansk, wo er "unter Belagerung" sei, wie er in einem seiner letzten Blogeinträge schrieb. Die Farbfotos, die er aus Slawjansk einstellte, zeigen vor allem, dass der Fotograf mitten drin war im Geschehen. Das ist ihm nun offenbar zum Verhängnis geworden.
Reporter ohne Grenzen berichtet, dass der deutsche Journalist Paul Ronzheimer von der Bild-Zeitung von einem russischen Kollegen in Slawjansk bedroht wurde, nachdem er über Wahlbetrug beim umstrittenen Referendum der Separatisten berichtet hatte. Per Twitter rief Dmitrij Steschin, der für die russische Zeitung Komsomolskaja Prawda schreibt, prorussische Milizen zur Entführung Ronzheimers auf. Ronzheimer musste daraufhin aus Slawjansk fliehen.
Angriffe auf Journalisten in der Ost-Ukraine
In der Ostukraine kämpfen seit Wochen pro-russische Separatisten gegen die Übergangsregierung in der Hauptstadt Kiew. Bei den Gefechten wurden bereits zahlreiche Menschen getötet. Im April hatten prorussische Milizen in der Rebellenhochburg Slawjansk einen US-Journalisten verschleppt und mehrere Tage lang festgehalten. Die Separatisten haben zudem mehrere ukrainische Journalisten entführt. Zuvor war es schon während der Krim-Krise zu Übergriffen gegen Journalisten gekommen. Der von pro-russischen Separatisten entführte und über drei Wochen lang in Donezk festgehaltene ukrainische Journalist Serhij Schapowal wurde mit Elektroschocks und Messerschnitten in die Hände dazu gezwungen, vor laufender Kamera die Separatisten als unbewaffnete Zivilisten zu beschreiben, bevor sie ihn am 18. Mai freiließen. Die Aufnahmen wurden anschließend im Lokalfernsehen ausgestrahlt, berichtet Reporter ohne Grenzen. Ebenfalls in Donezk wurde am 6. Mai die ukrainische Fotografin Milana Omeltschuk von Separatisten entführt und bis zum 18. Mai festgehalten. Während ihrer Gefangenschaft wurde sie mit Drogen ruhig gestellt und bekam nur alle zwei Tage Essen. Die Entführer verlangten Lösegeld von der Familie der Journalistin und ließen sie erst frei, als deutlich wurde, dass die Familie das Geld nicht würde aufbringen können.
Die Journalistenvereinigung Reporter ohne Grenzen ist besorgt über die "andauernden Übergriffe gegen Journalisten in Teilen der Ukraine". Pro-russische Bürgerwehren entführten Journalisten, "um sie mundtot zu machen oder Lösegelder zu erpressen". Radikale ukrainische Nationalisten nähmen sich das zum Vorbild. Die Partnerorganisation von Reporter ohne Grenzen, das Institute of Mass Information (IMI) hat demnach seit Jahresbeginn 218 Angriffe auf Journalisten in der Ukraine gezählt. Allein in der Woche vom 10. bis zum 16. Mai zählte das IMI 15 tätliche Angriffe; unter anderem wurden Journalisten beschossen, entführt und gefoltert.
Ukraine lässt russische Journalisten nicht einreisen
Auf der anderen Seite hatten die ukrainischen Behörden russischen Journalisten, die kremlfreundlich berichten, die Einreise zur Wahlberichterstattung verweigert. Zu ihnen gehören Ilya Azar, der Sonderkorrespondent für den Moskauer unabhängigen Radiosender Echo Moskvy, den bekannten Blogger Ilya Varlamov; Aleksandr Serichenko, einen Kameramann des Kreml-finanzierten Senders Russia Today, uns seinen Assistenten Andrey Peleshok. Zudem haben sie zwei Journalisten-Teams, die mit dem russischen Staatssender VGTRK verbunden sind, nicht einreisen lassen. Nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch durften mindestens drei weitere Journalisten, die mit Russia Today verbunden sind, und für die arabischen Programme arbeiten, nicht einreisen. Zwei russische Journalisten, Oleg Sidjakin und Marat Sajtschenko, waren tagelang von den ukrainischen Behörden festgehalten worden, durften aber nun nach einer Intervention des russischen Präsidenten Wladimir Putin doch noch ausreisen. Der britische Journalist Graham Phillips, der ebenfalls für Russia Today arbeitet, wurde nach einem Tag wieder frei gelassen.
Am 25. Mai 2014 wird in der Ukraine ein neuer Präsident gewählt. Verfolgen Sie die Ereignisse im Live-Blog zur Ukraine Wahl.
Dagmar Dehmer
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