zum Hauptinhalt
Der ehemalige „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt.
© imago images/Jörg Schüler
Update

Nach Eklat um Reichelt-Recherchen: Investigativ-Team der Ippen Mediengruppe reicht Kündigung ein

Der größte Erfolg sorgte für Aufsehen - auch, weil der Verleger die Publikation der Reichelt-Enthüllungen behindert hatte. Das Quartett hat neue Jobs gefunden.

Die Ippen Mediengruppe hat das Ende der Zusammenarbeit mit ihrem Investigativ-Team bestätigt. Digital Chefredakteur Markus Knall sagte auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur: „Das Ippen Investigativ-Team hat seit 2020 einen tollen Job gemacht und couragiert und engagiert seine Recherchen vorangetrieben. Wir bedauern daher das Ende unserer Zusammenarbeit.“ Zuerst hatte Medieninsider darüber berichtet.

[Wenn Sie aktuelle Nachrichten aus Berlin, Deutschland und der Welt live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Er ergänzte: „Wir werden unseren eingeschlagenen Weg, in Qualitätsjournalismus zu investieren, konsequent fortsetzen.“ Der Branchendienst „Medieninsider“ hatte zuvor berichtet.

Das vierköpfige Investigativ-Team um Chef Daniel Drepper bekam jüngst für Recherchen zu Vorwürfen gegen den früheren „Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt bundesweit große Aufmerksamkeit. Investigativ-Journalistin Juliane Löffler und ihre Kollegen hatten über Monate recherchiert.

Die Ergebnisse wurden allerdings nicht in den Medien der Ippen-Gruppe erstveröffentlicht, weil sich der Verleger dagegen entschieden hatte. Sie flossen dann zum Teil in einen „Spiegel“-Bericht im Oktober ein.

Ippen hatte danach noch geprüft, ob Recherchen doch noch in den eigenen Medien erscheinen könnten. Dazu kam es aber nicht mehr.

Halbes Team heuert beim „Spiegel“ an

Die beiden Journalistinnen Juliane Löffler und Katrin Langhans vom Investigativ-Team wechseln zum „Spiegel“. Sie verstärken das Deutschlandressort beim Nachrichtenmagazin mit ihrer Expertise in unterschiedlichen Themenfeldern wie Medizin, Umwelt und Frauenrechte, wie das Hamburger Medienhaus mitteilte.

Daniel Drepper, Chefredakteur des „Ippen-Investigativ“-Teams, wechselt zum 1. April zur Recherchekooperation von NDR, WDR und „Süddeutscher Zeitung“, teilte der NDR am Freitag mit.

Er übernimmt dort die stellvertretende Leitung. Drepper erhielt in den vergangenen Jahren zahlreiche Auszeichnungen für seine Recherchen unter anderem zu den Themenfeldern Machtmissbrauch und Unrecht in der Arbeitswelt. Auf Twitter hatte Drepper am Donnerstag mitgeteilt, dass er zum 31. März gekündigt habe.

Marcus Engert verstärkt das Investigativ-Ressort des NDR als Reporter und Redakteur zum 1. Juni. Er ist auf die Themen Wirtschaftskriminalität, Betrug, Extremismus und Grundrechte spezialisiert und wie Drepper erfahren in der Arbeit in internationalen Teams.

In der Mitteilung der Ippen Mediengruppe mit Hauptsitz in München wurde Drepper so zitiert: „Ich möchte mich im Namen des Teams bei den Redaktionen der Ippen.Media für die Zusammenarbeit bedanken. Wir haben wichtige Recherche veröffentlichen können.“

Folgenschwere Reichelt-Recherchen

Drepper und sein Team waren 2020 zur Ippen Mediengruppe gekommen. Das Medienhaus hatte damals das Medium BuzzFeed News Deutschland übernommen. Die US-Mutter hatte sich von dem Deutschlandgeschäft getrennt.

Aktuell beliebt bei Tagesspiegel Plus:

Im Sommer 2021 hatte Ippen in einem nächsten Schritt ein netzwerkweites Investigativ-Team („Ippen Investigativ“) mit Drepper an der Spitze gegründet und wollte dem investigativen Journalismus im eigenen Redaktionsnetzwerk einen höheren Stellenwert geben.

Zu den bekannten Marken der Mediengruppe gehören zum Beispiel „Frankfurter Rundschau“, „Münchner Merkur“ und die Münchner Boulevardzeitung „tz“. Wie es mit dem Bereich investigativer Journalismus mit dem Weggang des Teams bei der Mediengruppe nun konkret weitergeht, blieb unklar.

Neben den monatelangen Ippen-Recherchen zu Reichelt hatte auch die „New York Times“ zu dem damaligen „Bild“-Chefredakteur und dem Medienkonzern Axel Springer recherchiert. Der Bericht der US-Zeitung erschien Mitte Oktober, kurz darauf dann die Ippen-Recherchen beim „Spiegel“.

Der Konzern entband Reichelt in diesem Zeitraum von seinen Aufgaben und bezog sich auch auf Presserecherchen. Hintergrund der Recherchen sind frühere interne Ermittlungen des Medienkonzerns gegen Reichelt, bei denen es um Vorwürfe des Machtmissbrauchs im Zusammenhang mit einvernehmlichen Beziehungen zu Mitarbeiterinnen ging. (dpa)

Zur Startseite