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Die Neue am Sat1-Vorabend:Mila (Susan Sideropoulos).
© obs

Daily Soap "Mila" auf Sat1: In Handschellen

„Wenn Sie wollen, lege ich mich auf die Straße und Sie überfahren mich." Sat1 hat mit „Mila“ einen erneuten Versuch mit der täglichen Serie gestartet. Warum eigentlich?

Sie ist Anfang 30, sie ist ein bisschen tollpatschig, sie lebt in Berlin, sie ist Single und sucht den Märchenprinzen – sie ist, na klar, Heldin einer romantischen Vorabendserie. „Mila“, so heißt der neueste Versuch von Sat1, mit einer Gute-Laune-Daily-Comedy am Vorabend in die Erfolgsschiene zu kommen.

Rein besetzungstechnisch kann nicht viel schiefgehen. Gespielt wird Mila von Susan Sideropoulos, 34, bekannt aus „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“ (GZSZ). Zehn Jahre spielte Sideropoulos dort die Rolle der Verena Koch. Sat1 wäre froh, in die Nähe der RTL-Quoten zu kommen, gerade nach dem Reinfall mit dem Experiment „Newtopia“. Die ersten Folgen „Mila“ machen in der Hinsicht nicht viel Hoffnung. Anders als die Realityshow, die zu Jahresbeginn noch drei Millionen Zuschauer vor den Fernseher lockte, kam die Dailysoap nicht gut aus den Startlöchern. 450 000 Zuschauer der wichtigen Zielgruppe zwischen 14 und 49 Jahren konnten sich am Montag um 19 Uhr für die erste Folge begeistern. Der Marktanteil lag bei 6,4 Prozent, unter dem Niveau, das Sat1 in den letzten Zügen von „Newtopia“ gewohnt war. Am Dienstag wurde es quotenmäßig nicht besser. Und am Mittwoch kamen Sat1 weitere 120 000 Zuschauer abhanden, sodass gerade mal noch 730 000 Zuschauer einschalteten. Seit dem Start zu Wochenbeginn hat die Soap damit ein Viertel ihrer Zuschauer verloren.

Ich sehe ziemlich gut aus in Handschellen

Schade eigentlich, denn anders als bei Telenovelas sonst üblich, setzte der Privatsender bei „Mila“ auf viele Außendrehs statt Außenkulisse. Trotzdem braucht es bessere Dialoge wie diesen, wenn Mila im Straßenverkehr fast mit ihrem Rad fahrenden Märchenprinzen in spe kollidiert und dieser sagt: „Wenn Sie wollen, lege ich mich auf die Straße und Sie überfahren mich. Oder Sie verhaften mich. Ich sehe ziemlich gut aus in Handschellen.“

Der Rest kommt aus der Märchenprinzessin-Drehbuchwerkstatt. Eine moderne Frau Anfang 30 und ihr Kampf gegen die Widrigkeiten des Single-Daseins, als da sind: um sie herum Frauen im Liebesglück mit reichen Ehemännern, vor allem die disziplinierte Schwester, die mit 23 heiratet, die flippige Mutter, die in ihrer ewigen Single-Tochter einen Fall für die Resterampe sieht, die beste Freundin, der man auf dem Sofa Würstchen essend vorklagen kann, ein Job als Undercover-Hauptstadt-Reporterin, wobei das bei „Mila“ so undercover ist wie ein Werbeplakat auf dem Potsdamer Platz.

Sat1 und die Produktionsfirma Ufa wollten „Mila“ ausdrücklich nicht als Telenovela bezeichnen, weil der Begriff „ziemlich verstaubt“ sei, so Sat1-Fiction-Chef Jochen Ketschau. Die Verstaubtheit hat Sat1 nicht rausbekommen. Ob Telenovela oder „Daily Romantic Comedy“, ein User bringt es auf den Punkt: „Es war nicht schlecht, aber irgendwie auch nicht zeitgemäß. Kann man im Jahr 2015 noch Leute mit solchen typischen Liebesgeschichten hinterm Ofen hervorlocken?“ Angelegt ist die Serie auf ein Jahr – bis Mila ihren Prinzen gefunden hat.

„Mila“, Montag bis Freitag, Sat1, 19 Uhr

Markus Ehrenberg

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