Ultra HD auf dem Vormarsch: Im Rausch der Schärfe
"Galileo Spezial", "DSDS", Bayern München gegen Manchester United und eine neue Fitzek-Verfilmung: Wie sich die Privatsender auf die Ultra-HD-Zukunft einstellen.
Schöne Bilder von fernen Ländern, was eignet sich besser, um die Zuschauer auf die Zukunft des Fernsehens einzustimmen? Und die heißt Ultra-HD und verspricht viermal schärfere Bilder, die mit der Bildverbesserungstechnik HDR zudem noch kontrastreicher und brillanter rüberkommen. Ende Juli hat ProSieben eine Spezialausgabe des Wissensmagazins „Galileo“ zum Thema „Der beste Urlaub auf den letzten Drücker“ in Ultra-HD übertragen. „Die Performance war richtig gut“, fasste Nicole Agudo Berbel, die als Chief Distribution Officer in der ProSiebenSat1-Sendergruppe für die neue Technik zuständig ist, die Erfahrungen mit dem 4K-Testballon zusammen. Die Abrufe über die Webseite und die App lagen 20 Prozent über den sonstigen Werten, nach Ansicht des Senders „ein beeindruckender Schnitt“.
Sendungen wie diese sind derzeit noch selten, obwohl bei vielen Zuschauern die technischen Voraussetzungen längst erfüllt sind. 40 Prozent der 2017 verkauften Fernseher beherrschen die neue Technik. Ende dieses Jahres werden nach Erhebungen der Marktforscher rund acht Millionen TV-Geräte „UHD Ready“ sein, die Funkausstellung in Berlin wird ihren Teil dazu beitragen.
Die ProSiebenSat1-Gruppe verbreitet ihre UHD-Piloten über den Astra-Kanal UHD1, der zu den kostenpflichtigen HD+-Angeboten gehört. Die „Galileo“-Spezialsendung wurde unverschlüsselt ausgestrahlt. Damit konnte die Erstausstrahlung von jedem gesehen werden, der über einen Ultra-HD-fähigen Fernseher sowie eine Satellitenschüssel verfügte. Zudem wurde sie über die Senderwebseite, die ProSieben-App sowie den roten hbbTV-Knopf am Smart-TV mit Internetzugang bereitgestellt.
RTL mit eigenem UHD-Kanal
Die RTL-Senderfamilie bereitet sich ebenfalls auf die UHD-Zukunft vor und betreibt dazu auf Astra mit RTL UHD einen eigenen Kanal für das 4K-Fernsehen. Darüber wurden bereits das Finale von „Deutschland sucht den Superstar“ und Rennen der Formel 1 übertragen, zuletzt lief am 5. August das Freundschaftsspiel zwischen dem FC Bayern München und Manchester United in Ultra-HD. Am 28. August folgt das Abschiedsspiel von Bastian Schweinsteiger, bevor dann am 9. September ein Freundschaftsspiel der deutschen Nationalmannschaft gegen Peru auf dem Programm steht. Dennoch: aus Sicht der UHD-Fernsehgerätebesitzer könnten es deutlich mehr Sendungen sein.
Ein festes Datum, an dem Ultra-HD in den Regelbetrieb gehen soll, gibt es bei ProSiebenSat1 nicht. „Intern haben wir ein Ziel vor Augen“, sagte Agudo Berbel dem Tagesspiegel, ohne Genaueres zu verraten. Ob es erreicht werden kann, hängt unter anderem vom Programmmix ab. Bei den selbst produzierten Formaten haben es die Sender selbst in der Hand, wann die technischen und organisatorischen Voraussetzungen vorliegen. Dies gilt nicht für die eingekaufte Lizenzware, die häufig aus den USA kommt. Und dort ist man noch nicht so weit.
Es gibt aber noch ein anderes Problem: Nach wie vor wollen sich einige Zuschauer nicht von ihren alten Fernsehern trennen. Vor allem die Betreiber von Kabelnetzen leiden darunter, dass die Abschaltung der analogen Übertragung noch immer nicht abgeschlossen ist und somit wichtige Ressourcen blockiert werden, die für UHD benötigt werden.
Viele scheuen die Kosten für HD-Abos
Aber auch die Kosten spielen eine Rolle. Viele Menschen sind offenbar nicht bereit, für den Empfang von Privatsendern Geld zu bezahlen, wie beim digitalen Antennenfernsehen DVB-T2 zu beobachten ist. Dort werden die Bilder nur noch in HD ausgestrahlt, der Empfang der Privatsender ist nur mit kostenpflichtigem Freenet-Abo möglich. Rund eine Million ehemalige DVB-T-Gucker haben den Umstieg darum nicht mitgemacht. Ähnlich verhält es sich beim Satellitenfernsehen. Dort steigt die Zahl der HD+-Abos nur langsam. Ende 2017 waren es 2,1 Millionen. Zum Vergleich: Von den 17,5 Millionen Haushalten, die via Satellit fernsehen, haben zwölf Millionen HD-fähige Geräte.
Sinkende Reichweite können sich die Privatsender, die auf die Werbeerlöse angewiesen sind, allerdings nicht leisten, genauso wenig wie die hohen Kosten für die parallele Ausstrahlung in nicht mehr zukunftsfähigen Formaten. Ultra-HD könnte helfen, diese Probleme zu lösen, weil die Zuschauer den Mehrwert der stark verbesserten Bildqualität nochmals besser erleben können. Um die Zuschauer mit der neuen Technik zu begeistern, wird ProSiebenSat1 in den kommenden Monaten weitere UHD-Sendungen via Satellit und Internet ausstrahlen. Dazu gehört das Kabel-Eins-Format „Rosins Restaurant“ sowie die Verfilmung des Sebastian-Fitzek-Romans „Amokspiel“ und „Hilfe, meine Mutter bekommt ein Kind“ mit Andrea Sawatzki.
Kurt Sagatz
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