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Versuchsballon. „Sankt Maik“, die ultrahoch aufgelöste RTL-Serie über einen Trickbetrüger, soll im Frühjahr 2018 auf den Bildschirm kommen – für Satellitenempfänger.
© RTL

Fernsehen in UHD: Die Ultras kommen

RTL dreht die erste Serie in Ultra-HD. Wird 2018 das Jahr, in dem wir alle noch schärfer fernsehen?

Ein Trickbetrüger, der auf der Flucht vor der Polizei seine falsche Schaffneruniform gegen eine echte Soutane austauscht – das ist nicht einfach nur eines von vielen neuen Serienprojekten, sondern ein durchaus prestigeträchtiges. Die Serie „Sankt Maik“ soll im Frühjahr 2018 die erste deutsche in Ultra-HD-Qualität (UHD) ausgestrahlte TV-Serie sein. Das vermeldete RTL stolz vor ein paar Tagen. UHD? Das ist doch viermal so hohe Auflösung wie Full-HD. Brillante Farben, brillante Tiefe. Da kann ich bei der Fußball-WM jeden Grashalm sehen. Prima, denkt sich da der geneigte Fernsehzuschauer, der sich zu Weihnachten ein neues Gerät zulegen will. Dumm nur, dass das klassische Fernsehen in Sachen UHD kaum von der Stelle kommt, und dass Projekte, die angestoßen werden, nur kleinen Kreisen vorbehalten sind.

Dazu muss man wissen: 16,5 Millionen Haushalte in Deutschland nutzen das Kabel, 18 Millionen empfangen ihr Programm per Satellit. Die RTL-Serie „Sankt Maik“ werden zumindest diese 16,5 Millionen Haushalte nicht alle sehen können, auch wenn sie einen UHD-Fernseher haben. RTL wird seine neue Serie via Satellit nur über den Sender UHD1 übertragen, auf den Kunden von HD+ Zugriff haben. Kosten für HD+ im Jahr: 70 Euro. Auch wenn darüber hinaus alle Folgen von „Sankt Maik“ über die hauseigene VoD-Plattform TV Now zum Abruf bereitstehen sollen, um sie in Ultra-HD-Qualität sehen zu können, bedarf es der entsprechenden Android-TV-App auf UHD-fähigen Philips- und Sony-TV-Geräten, deren Aktualisierung erst noch bevorsteht.

Klingt schwierig, ist es auch. Einschränkungen und Empfangshürden allüberall, wenn es um UHD, das nächste große Ding nach 3-D, geht. Da macht sich Unverständnis breit, zumal Vodafone in diesen Tagen über die „Volldigitalisierung Ihres Kabelnetzes“ (und der damit verbundenen Abschaltung der analogen TV-Kanäle im Kabelnetz) informiert. Das schaffe Platz für Internetanschlüsse mit Gigabit-Geschwindigkeit und neue TV-Formate in HD. Technisch denkbar wären mit dieser Maßnahme auch zukünftige lineare UHD-Inhalte, so ein Vodafone-Sprecher. Ob Serien wie „Sankt Maik“ in UHD auch über das Vodafone-Kabelnetz ausgestrahlt würden, könne man zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. „Wir sind aber zu allen kommenden TV- und On-demand-Angeboten im Austausch mit der RTL Mediengruppe.“

2:0 gegen das klassische Fernsehen

Wohlgemerkt, schärfere Bilder, 3840 mal 2160 Pixel, machen aus mauem Fernsehen à la „Bauer sucht Frau“ noch lange kein Kulturgut. Vodafone-Kabel-Kunden zahlen allerdings um die 20 bis 30 Euro im Monat, für HD-TV-Empfang. Man sollte annehmen, dass dem Netz mit Gigabit-Geschwindigkeit da – in Absprache mit den Sendern – auch alsbald die bestmöglichen Inhalte zugeführt werden.

Thomas Harscheidt, Mitglied der Geschäftsführung der Mediengruppe RTL Deutschland, kann den Unmut über den sehr partiellen UHD-Empfang nachvollziehen. „Grundsätzlich bieten wir allen interessierten Partnern an, mit uns über die Verbreitung unserer UHD-Produktionen zu sprechen. Perspektivisch würden wir uns natürlich freuen, wenn auch Kabelanbieter wie Vodafone zu den Verbreitungspartnern gehören.“ Noch seien aber nicht alle Kabel-Plattformen auf die Verbreitung dieser neuen UHD-Services vorbereitet.

Die öffentlich-rechtlichen Sender offenbar auch nicht. Das ZDF verweist darauf, dass einige UHD-Formate via HbbTV – also mit dem roten Punkt auf der Fernbedienung – angeboten werden. Landschaften und Täler im „Bergdoktor“ ziehen so zumindest noch tiefenschärfer am Zuschauer vorüber. Es gebe derzeit beim ZDF noch keine konkreten Pläne zur Einführung eines UHD-Regelbetriebes. Gerade der Sportbereich sei ein wichtiger Treiber für neue technologische Standards, so ein Sprecher, es bleibe abzuwarten, wie sich der Markt entwickelt.

So steht man in diesen Tagen im Elektromarkt vor so einem UHD-Fernseher (auch 4K genannt), denkt an den Sportbereich, die Fußball-WM 2018, und freut sich doch nur bedingt über erschwingliche Preise: ein 49-Zoll-Markengerät in UHD ab 580 Euro, sogar mit HDR. High-Dynamic-Range liefert einen überdurchschnittlich hohen Kontrast und ein wesentlich breiteres Farbspektrum. Experten sagen: Wer einmal UHD/HDR gesehen hat, möchte nicht mehr zurück. Das stimmt sogar, dafür müsste es aber einfach mehr Angebote geben. Die RTL-Serie „Sankt Maik“ ist offenbar mehr als eine Art Showcase gedacht. Seltsam genug: Schon jetzt stehen rund 5,6 Millionen Ultra-HD-Fernseher in deutschen Haushalten. Vermutlich werden es nach Weihnachten ein paar mehr sein.

Was also jetzt schon sehen in Ultra-HD? Streamingdienste. Netflix („Stranger Things“) und Amazon Prime („The Man in the High Castle“) haben ultrahoch aufgelöste Serien im Angebot. 2:0 gegen das klassische Fernsehen.

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