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Mit Youtube ein Star sein
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Youtube-Netzwerke: Ich youtube, also bin ich

Netzwerke sollen helfen, damit Youtuber wie LeFloid Geld verdienen. Nicht alle sind zufrieden mit ihrer Vermarktung. Stellt sich für Youtuber die Frage: Mach’ ich’s lieber alleine?

Vor dem Bi Nuu, einem Club direkt am Schlesischen Tor in Berlin-Kreuzberg, stehen Mittvierziger im Regen und rauchen. Ihre Kinder stehen unter dem schmalen Dach in der Schlange. Es dauert, die Ausweise müssen kontrolliert werden. Wer unter 18 Jahre alt ist, bekommt einen Stempel, wer schon volljährig ist, eine Art Dreizack auf den Handrücken gemalt. Man sieht sehr viel mehr Stempel als Dreizacke. Vor der Tür stehen, zwischen rauchenden Eltern und Fans, Jakob Joiko, 22, und Felix Denzer, 23. Sie verteilen Tee. Gemeinsam bilden sie das Musik-Duo Fewjar. Bei Youtube zeigen sie, wie es hinter den Kulissen aussieht. Wie Songs entstehen, Live-Sessions und was den beiden Kreativen sonst noch so im Kopf herumschwirrt. Sie bezeichnen sich als gläserne Künstler. Auf Youtube haben sie ihre Plattform gefunden. Vor allem ihre Musikvideos werden geklickt. „S.P.A.M.“, mit dem Fewjar im vergangenen Jahr den Webvideopreis gewonnen haben, wurde allein knapp 350 000-mal angesehen. Für das Video zu „Polemonium“ haben die beiden gut 50 Aquarelle angefertigt. Und die werden nun im Bi Nuu ausgestellt.

Dazu haben Jakob und Felix ein paar befreundete Youtuber eingeladen. Florian Mundt etwa, in der Szene besser bekannt als LeFloid. Als er durch den Club geht, hält ihn ein Mädchen auf. Es sei ganz wichtig, sie habe ein Geschenk für ihn. Kaum bleibt er stehen, bildet sich eine Traube um ihn. Seine Fans wollen ein Selfie mit ihm, ein Autogramm. Trophäenjäger auf der Suche nach Star-Beute. Dass auch noch Bilder ausgestellt werden, verkommt da zur Nebensache.

Damit ist man mittendrin in der Diskussion, die gerade im deutschen Youtube-Kosmos herrscht. Sind Youtuber Stars? Was ist wichtiger: der Content oder die Person? Es geht um Nostalgie und um Star-Tum. Und die Frage, wie der Einfluss professioneller Netzwerke auf die Szene wirken wird.

Fluktuation ist Alltag in der Branche

Seit dem medienwirksamen Ausstieg von Simon Wiefels, genannt Unge, im Dezember vergangenen Jahres, ist gerade Unges Ex-Vermarkter Mediakraft in den Fokus gerückt. Mit LeFloid und ApeCrime haben zwei weitere Aushängeschilder des Netzwerks ihren Abschied angekündigt. Für Mediakraft-Präsident Christoph Krachten ist das eine ganz normale Entwicklung: „Es ist wie in der Musikindustrie: Eine gewisse Fluktuation unter Künstlern ist Alltag in unserer Branche. Das ist schade, gehört aber dazu.“ Krachten war früher beim Fernsehen, hat „Schreinemakers Live“ mitproduziert und „Robot Wars“ für RTL2. Auf die Scripted-Reality-Formate zur Jahrtausendwende hatte er keine Lust und schaute sich nach etwas Neuem um. Er fand es in Youtube.

Fewjar sind auch bei Mediakraft unter Vertrag. Neben ihrem eigenen Kanal moderieren sie bei den beiden Mediakraft-Formaten „Was geht ab?“ und „Techscalibur“ mit. „Wir sind nicht unzufrieden, bei Mediakraft zu sein“, sagt Jakob. Die beiden sitzen auf dem Sofa der gemeinsamen Wohnung, einer Sechser-WG in Berlin-Neukölln – einer Youtube-WG. Drei Türen weiter sitzt Niklas alias Tommy Blackout vor seinem Macbook, zwischendurch steckt Max alias Frodoapparat den Kopf zur Tür hinein. Sie unterstützen sich mit Gastauftritten bei den jeweiligen Produktionen. Cross-Promotion nennt man das. Eigentlich ist das Aufgabe der Netzwerke wie eben Mediakraft: Kanäle ihrer Partner optimieren, Special-Events veranstalten und bekannte Youtuber untereinander vernetzen.

Hier in der WG, überhaupt in der Stadt, organisieren sich die Youtuber selbst. Die Veranstaltung am vergangenen Sonntag haben Fewjar allein realisiert. In der Szene haben Youtuber aus der Hauptstadt einen Spitznamen: „Berliner Cluster“. Mit LeFloid und einigen anderen haben sie jetzt den Verein „301+“ ins Leben gerufen, der sich explizit nicht als Konkurrenz zu den Netzwerken versteht. Aber vielleicht wird er das einmal.

Ein Zeichen setzen für die Jungen

„Wir wollten gerade für die Jungen ein Zeichen setzen“, sagt Jakob, „dass man nicht unbedingt bei einem Netzwerk sein muss.“ Wichtig sei guter Content und die Vernetzung mit anderen Youtubern. Und der Kontakt zu Google. An die Suchmaschine sei schwer heranzukommen, wenn etwa ein Video gelöscht wurde. Bisher war der direkte Draht zu Google eine der Leistungen, die Netzwerke wie Mediakraft unverzichtbar erscheinen ließen.

Für Christoph Krachten gibt es noch mehr Gründe. Er verweist auf die Zahlen. Wer bei Mediakraft unter Vertrag steht, gewinne an Reichweite. Und die Verträge, für die Mediakraft kritisiert wurde, seien sehr fair, schließlich behielten die Youtuber alle Rechte an ihren Werken: „Das sind die besten Verträge der gesamten Medienbranche“, sagt er.

Und dennoch: Wer heute bei Mediakraft unterschreibt, muss mit Kritik seiner Fans rechnen. Die Generation Youtube hat sich vom Fernsehen und den übrigen Medien auch deswegen abgewendet, weil diese nicht ihre Sprache sprechen, nicht ihre Themen bringen. Leute wie LeFloid und Fewjar wissen, was junge Leute interessiert, auch weil sie kaum älter sind als ihre Fans. Seit es bei Youtube Geld zu verdienen gibt, spielen gewinnorientierte Unternehmen wie Mediakraft mit. Die Angst der Zuschauer kreist darum, dass Youtube so wird wie das deutsche Fernsehen. Langsam und langweilig.

Etablierte Youtuber haben Macht

„Die Leute wollen gut gemachte Videos sehen, dafür aber nicht bezahlen, und wenn Werbung läuft, kommt schnell der Vorwurf, allzu kommerziell zu sein“, sagt Jakob. Dabei ist Youtube für die meisten Aktiven nicht sehr lukrativ. Jakob und Felix könnten allein von ihren Online-Klicks nicht leben. Obwohl sie neben ihrem Studium viele Tage und viele Nächte an ihren Videos arbeiten. „Im letzten Jahr hatten wir fünf freie Tage“, sagt Jakob. Über 2000 Kanäle hat Mediakraft nach eigener Aussage, nur etwa 50 Youtuber können allein von den Klicks leben.

Was die etablierten Youtuber aber haben, ist Macht. Das zeigt der Ausstieg von Unge. Auf seinem neuen Kanal hat er nach drei Wochen bereits über 800 000 Abonnenten. Mit Videos, wie er durch Köln läuft oder mit dem Zug zu seiner Freundin fährt. „Youtuber sind wie Stars – nur schlimmer“, sagt Felix. Diesen Satz hat er einmal gehört und fand ihn gut. Auch wenn er ihn nicht auf sich bezieht.

Tatsächlich biedern sich einige Youtuber bei ihren Fans an, bezeichnen sie als Freunde und nutzen diese Bindung, um mehr Klicks zu generieren. Marie Meimberg, Vorsitzende von „301+“, positionierte sich in einem Video im vergangenen Jahr klar: „Ich bin kein Star, und ich bin nicht eure Freundin“, sagt sie in diesem Video.

Jakob und Felix von Fewjar wollen mit ihren Inhalten überzeugen, zur Intellektualisierung von Youtube beitragen. Am Abend der Veranstaltung kam ein junger weiblicher Fan auf Jakob zu und erzählte ihm, wie gut ihr die Bilder gefallen hätten. Über eine halbe Stunde stand sie vor einem Aquarell und hat die abgebildeten Köpfe gezählt. „Wenn die Leute nur kommen, um Youtuber zu treffen, dann ist das so. Wenn aber nur 50 von denen was mitnehmen, haben wir unser Ziel erreicht.“

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WAS MACHEN DIE YOUTUBE-VERMARKTER?

In der Regel sieht man nur die schnell wachsenden Kanäle auf Youtube, jedoch nicht die Strukturen, die dahinter aufgebaut werden: die Youtube-Netzwerke. Während in Deutschland mit siebenstelligen Beträgen hantiert wird, erhielten in den USA zwei der größten Youtube-Netzwerke Machinima und MakerStudios 35 Millionen beziehungsweise 36 Millionen Dollar an Venture Capital. Das Interesse dieser Unternehmen liegt darin begründet, dass die Netzwerke wichtige Funktionen für Youtube und die Künstler erfüllen: Sie entdecken und fördern Talente auf Youtube und helfen ihnen bei der Produktion. Sie bündeln Reichweiten von mehreren Kanälen und vermarkten die zu höheren Preisen. Sie helfen den Künstlern, ein Publikum auf Youtube aufzubauen, indem sie auf Crosspromotion im Netzwerk setzen. Sie unterstützen Youtuber bei der Pressearbeit und der Promotion auch jenseits der Plattform. Bis jetzt gibt es weder auf Youtube noch sonst wo eine umfassende Liste der Youtube-Netzwerke und ihrer Leistungen. Nicht alle Netzwerke erfüllen alle Funktionen, und ihre Konditionen sind zum Teil sehr verschieden. Tsp

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