Internet-Streit: Youtube-Star Unge attackiert Vermarkter
Der populäre YouTuber Simon Unge greift seinen Video-Vermarkter Mediakraft massiv an und kündigt einen Aufstand bekannter YouTuber gegen Mediakraft an. Das Unternehmen wiederum wehrt sich und hofft auf ein gütliches Ende.
Das Netzwerk unterstütze weder ihn noch seine Kollegen angemessen, den Machern komme es nur darauf an, Mediakraft millionenschwer an Investoren zu verkaufen und sich so die Taschen zu füllen. Nach monatelangem Rechtsstreit lässt Unge nun seine beiden von Mediakraft vermarkteten YouTube-Kanäle "Ungespielt" und "Ungefilmt" sterben und beginnt mit dem Kanal "Unge" nochmal neu. Er nennt das die "schwerste Entscheidung seines Lebens". Damit verliert der 24-Jährige insgesamt mehr als zwei Millionen Abonnenten, was ja zunächst auch mal ein funktionierendes Geschäftsmodell in Frage stellt. Innerhalb von wenigen Stunden und noch bevor ein einziges Video erschienen ist, subskribierten allerdings über 200.000 Fans Unges neuen Kanal.
Simon Unge behauptet in seinem Abschiedsvideo, das in wenigen Stunden über 500 000 Klicks und über 100 000 Kommentare sammelte, für eine Reihe von bekannten YouTubern zu sprechen. Die bemühten sich ebenfalls darum, von Mediakraft loszukommen, wollten aber anonym bleiben. "Ich möchte in meinem Leben nie wieder was mit euch zu tun haben", sagt Unge. Auch der bekannte YouTuber LeFloid war im Oktober bei Mediakraft ausgestiegen. Der SWF prangerte im März die üblen Methoden an, mit denen Mediakraft Schleichwerbung bei seinen YouTubern platziert und damit die jugendlichen Fans täuscht.
Mediacraft nimmt Stellung
Offenbar stimmt etwas grundsätzlich nicht im Verhältnis von Youtube, Youtubern und deren Vermarktern, den Netzwerken, eine Art Produktionsfirmen für YouTube-Blogger. Geld verdienen mit Youtube, über 11,3 Milliarden Views monatlich und rund 30 000 Videos, die jeden Monat hochgeladen werden – das weckt Begehrlichkeiten. Für IT-Anwalt Christian Solmecke können die Verträge der großen Youtube-Netzwerke „in vielen Fällen als Knebelverträge“ bezeichnet werden. Die Youtuber bezahlen die erhöhte Reichweite, die sie durch den Beitritt zu einem Netzwerk erhalten, mit einem hohen Preis.“ Etliche Klauseln der großen Youtube Netzwerke seien nicht transparent, da diese viel zu schwammig formuliert sind.
Das ist starker Tobak- Inzwischen hat Mediakraft mit einer Stellungnahme auf Unges Vorwürfe reagiert. "Der Videomacher Simon Unge, auf YouTube bekannt als ,Ungespielt', hat mit uns eine juristische Auseinandersetzung begonnen. Das bedauern wir sehr. Wir hätten uns gewünscht, diesen Streit auf andere Weise beilegen zu können." Vor gut einem Jahr habe man sich auf eine Zusammenarbeit geeinigt, mit klaren Vertragsregeln, die keine Fragen offen lassen. "Wir halten uns daran und sind deswegen begeistert, dass wir zu einer Steigerung der Reichweite von rund zwölf Millionen auf bis zu 30 Millionen monatliche Videoabrufe und zu einem Zuwachs von einer Million Abonnenten seit Beginn der Partnerschaft aktiv beigetragen haben. Nun ist es so, dass Simon Unge einen gültigen Vertrag unterschrieben hat, der nicht einseitig aufgehoben werden kann."
Viele Leistungen, die Mediakraft Simon Unge angeboten habe (Zahlung sämtlicher Leistungen für den Besuch bei der VidCon in den USA, Finanzierung eines Roadtrip durch Europa mit befreundeten YouTubern, Hilfe bei der Organisation der Longboardtour) habe dieser ausgeschlagen. Darüber hinaus sei es falsch, dass Mediakraft Networks "Ungespielt" bei der Longboardtour nicht unterstützt haben soll. "Er hat ein Product Placement in fünfstelliger Höhe angeboten bekommen. Dennoch hat er – nicht vertragsgemäß - ein Vermarktungsangebot eines Wettbewerbers von Mediakraft angenommen."
Wege vor Gericht?
Eine gleichzeitige Vermarktung über Dritte schließe Mediakraft nicht aus – "sie muss aber in Absprache mit uns erfolgen und geregelt werden. Und das ist bei Simon Unge nicht passiert." Damit schädige er das gesamte Netzwerk mit allen Mitarbeitern und Partnern. "Mediakraft Networks hat eine Verantwortung für seine Mitarbeiter und seine Vertragspartner. Wenn unsere Verträge nicht eingehalten werden, würden wir unsere Geschäftsgrundlage in verantwortungsloser Weise gefährden. Den Weg vor Gericht hat ,Ungespielt' eingeschlagen. Nun sind wir als Unternehmen gezwungen, diesen Weg mitzugehen."
Das wird nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit sein. Mediakraft bedauere diesen Streit und hofft auf "ein schnelles, gütliches Ende". Auf Facebook spricht Simon Unge indes von einer „MK Hate-Welle“.
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