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Kreischalarm: In einem Tank mit Schlangen, Fröschen und Mini-Krokodilen müssen die Kandidaten ein Labyrinth-Rätsel lösen. Mike hat es bereits geschafft und versucht ein hysterisch agierende Zoe anzuleiten.
© Stefan Gregorowius

RTL-Dschungelshow: Ich war ein Star - macht endlich Schluss!

Wann, wenn nicht jetzt, wäre der richtige Zeitpunkt, das Dschungelformat sanft entschlafen zu lassen? Einen ersten Verlierer gibt es schon.

Immerhin etwas Gutes kann man über die neue Ausgabe von „Ich bin ein Star“ sagen. RTL versucht gar nicht erst zu kaschieren, dass eine „Dschungelshow“ zwischen Chemiewerk und Wurstfabrik industriell gefertigtes Kommerzfernsehen zwischen Scripted Reality und Trash-TV ist. Wer die notdürftig zusammengezimmerte Urwald-Kulisse in Köln-Hürth für einen adäquaten Dschungelersatz hält, der verwechselt auch das Tropical Island mit der Südsee und hofft im Londoner Hogwarts-Themenpark tatsächlich auf eine Begegnung mit Harry Potter.

Für die 2021er Ausgabe von „Ich bin ein Star“ gibt es vielmehr nur eine Daseinsberechtigung: die Werbegelder – auch wenn RTL „Die große Dschungelshow“ brav als Assessment Center für die Rückkehr in eine Nach-Corona-Welt des Jahres 2022 verkauft, in der einer der zwölf Teilnehmer ein Ticket für das nächste Dschungelcamp gewinnen kann.

Auf besondere Prominenz wird dafür komplett verzichtet. Nicht einmal ein Günther Krause und ein Rainer Langhans oder eine Ingrid van Bergen und eine Brigitte Nielsen sind dabei. Als bekanntester Teilnehmer kann gerade noch der Kölner Frank Fussbroich durchgehen, der seit einem WDR-Realityformat von 1979 unter TV-Dauerbeobachtung steht.

Lästermäuler im Dschungelstudio: Désirée Nick (li.) und Dolly Buster erinnerten an die 2004er Staffel.
Lästermäuler im Dschungelstudio: Désirée Nick (li.) und Dolly Buster erinnerten an die 2004er Staffel.
© TVNow/Stefan Gregorowius

Seine beiden Mitkandidaten der ersten drei Tage – das Teilnehmerfeld wird zunächst in vier Kleingruppen aufgeteilt – erreichen nicht einmal diesen Status. Ex-„Topmodel“-Kandidatin Zoe Saip („Ich lebe zu 70 Prozent vegan“) versucht mit aller Macht, in die Fußstapfen der Zicken-Königinnen Sarah Knappik und Larissa Marolt zu schlüpfen. Und „Love Island“-Teilnehmer Mike Heiter („Ich habe die Haare schön“) möchte Thorsten „Kassala“ Legat als Motivationscoach beerben. Aus RTL-Sicht sorgte immerhin ein Mini-Skandal um die Ausladung der Berliner Dragqueen Nina Queer für eine Schlagzeilen.

Mini-Haus mit Mülltüten-Klo

Der Höhepunkt der Sendungen bestand bislang aus jeweils zwei Prüfungen. Bei der inoffiziellen handelte es sich um das Überleben im Minihaus mit Mülltüten-Klo – Sägespäne bitte nicht vergessen! Billiger kann Trash nicht sein. Bei der anderen, offiziellen mussten die Kandidaten-Kandidaten am Freitag in einem Tank mit Fröschen, Schlangen und Kleinkrokodilen ein Labyrinth-Rätsel lösen – was durch die tierische Begleitung minutenlanges Dauerkreischen von Zoe („Gott, steh’ mir bei“) auslöste. Besser wurde es auch am Samstag nicht.

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Die restliche Zeit zwischen den Werbeblöcken wird mit Reminiszenzen an vergangene Dschungeltage gefüllt. Die zeigen jedoch nur eines: Noch ekliger als jede Dschungelprüfung sind die Selbstdarstellungs-Marathons der übergroßen Teilnehmer-Egos. Zum Beweis wurden Désirée Nick, die Dschungelkönigin von 2004, und ihre damalige Konkurrentin Dolly Buster am zweiten Tag ins Studio geladen, um noch einmal daran zu erinnern, zu welchen Zickenkriegen echte B-Promis in der Lage sind.

Derweil bekamen die Möchtegern-Kandidaten von 2021 offenbar nur eine Stunde Ausgang für ihre kurzen, aber erfolglosen Prüfungen. Ansonsten mussten sie im Tiny-House im eigenen Saft schmoren – was zu Psycho-Dramen im Zeitraffer-Modus führt. Was sich sonst noch geändert hat? Gag-Schreiber Micky Beisenherz bringt es bei Twitter auf den Punkt.

„Ich bin ein Star – Die große Dschungelshow“ wirkt wie das letzte Aufgebot. Wie wäre es, liebes RTL, dieses Format sanft entschlafen zu lassen? Wann sonst, wenn nicht jetzt, wäre der geeignete Zeitpunkt, den Titel der Sendung in „Die letzte Dschungelshow“ zu ändern.

Die Hoffnung auf ein Einsehen von RTL ist freilich gering, so lange wie am Freitag 4,2 Millionen Zuschauer (Marktanteil 18,5 Prozent) und am Samstag 3,6 Millionen (19,6 Prozent) einschalten. Möglicherweise ist Jan Hofer die Rettung, den RTL nach 36 Jahren bei der „Tagesschau“ für die Tanzshow „Let’s Dance“ verpflichtet hat. Vielleicht kann der Sender nun künftig auf den Dschungel verzichten.

Einen ersten Verlierer gibt es schon. Am Sonntag stimmten die meisten Zuschauer für Mike Heiter und Zoe Saip ab, das Kölner Reality-Urgestein Frank Fussbroich ist somit raus. Aber nach Hause hat er es ja nicht weit.

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