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Gefällt mir nicht. Noch bastelt Facebbook am Button
© dpa

Facebook führt "Dislike"-Button ein: Ich liebe euch doch alle

Schluss mit nur lustig: Facebook plant "Gefällt mir nicht"-Knopf. Zum Freund kommt jetzt der Feind im sozialen Netzwerk.

Schätze mal, Mark Zuckerberg ist Fan der „Rolling Stones“. Jedenfalls ist der Facebook-Gründer mit 31 Jahren jung genug, dass er diesen Songtext inhaliert hat: „I know it's only rock'n roll but I like it, like it, yes, I do.“ Nur deswegen (?) wird das soziale Netzwerk den vielleicht berühmtesten Button aller Zeiten anbieten: „Like“. Das war 2009, seitdem sind schätzungsweise eine Milliarde Nutzer dazugekommen. Sie sind eine Macht, auf jeden Fall mächtig genug, dass Facebook einen neuen Button testet: „Dislike“.

Lange wollte Facebook als reine rosa Wolke um den Planeten schweben. Menschen verbinden sich, mögen sich und das, was andere posten. Mehr Uno geht nicht: High sein, frei sein, Facebook muss dabei sein. Aus diesem Kokon sind das Netzwerk, vielmehr seine Nutzer längst geschlüpft. Raus aus der Kuschelecke und rein in die Wirklichkeit. Krisen, Kriege, Katastrophen im Großen, Ablehnung, Abrechnung, Aversion im Kleinen – der „Dislike“-Button wird dem zur News-Drehscheibe gewandelten Netzwerk mehr gerecht als die schlichte „Like“-Orientierung.

"Like" und "Dislike" - zwei Seiten des Empathie-Dollars

Muss jetzt keiner jubeln. „Like“ oder „Dislike“, das sind die zwei Seiten des Empathie-Dollars. Schwarz oder Weiß? Das Leben wird in den Zwischentönen gelebt. Facebook rückt an die (Gefühls-)Welt seiner Nutzer näher heran, zum Hurra-Gefühl – sofern der gedrückte „Dislike“-Button unter einer traurigen Nachricht das auch ausdrücken will. Oder doch nur, dass das Posten dieser Nachricht als falsch angesehen wird? Ein „Like“ löst viel weniger Missverständnisse aus als ein „Dislike“. Facebook, diese Wärmestube von Zustimmung und Zuneigung, wird realer, jedenfalls ein bisschen.

Die Misanthropie mal beiseitegeschoben, dass Zuckerberg seine neue Daumenschraube nur einsetzt, um neue Dollars aus dem Facebook-Markt zu quetschen. Der „Gefällt mir nicht“-Button wird mehr Nutzer veranlassen, über ihre Posts nachzudenken. Wahrscheinlich war die willkommene Annahme immer schon eine willkommene Illusion, dass meine „Freunde“ mich und all meine fantastischen Aktionen und Abenteuer mögen. Jeder „Like“ war eine Bestätigung.

Was, wenn mein mir nur über Facebook verbundener „Freund“ via „Dislike“ mitteilt, dass ich, ein Teil oder nur ein Post von mir ihm nicht gefällt. Sofort „disliken“, kommentieren, entfreunden? Jetzt ist Schluss mit nur lustig. Der Text, den Sie hier und jetzt lesen, der wird auch über Facebook verbreitet. Wer ihn mag, der wird ihn „liken“, wer ihn nicht mag, der ist gekniffen. Wie wunderbar. Ich liebe Facebook dafür. Auf dieser Ebene liebe ich Euch alle. Selbst wenn Ihr meine Feinde seid.

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