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Mathias Döpfner steht gewöhnlich für Offensive, jetzt übt er sich in Defensive
© Mike Wolff

Springer-Chef Döpfner übt sich in Demut: „Ich bedauere persönlich zutiefst“

Journalisten sind nur Propaganda-Assistenten? Mathias Döpfner rudert zurück. Muss er auch, wenn er BDZV-Präsident bleiben will.

Springer-Chef Mathias Döpfner übt sich sich gerade in einer für ihn ungewohnten Haltung: Demut und Reue. Hintergrund ist seine SMS, die im Zuge der Demission von Julian Reichelt als "Bild"-Chefredakteur in der "New York Times" lanciert wurde. Darin stand zu lesen,  Reichelt sei der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ aufbegehre. Fast alle anderen seien zu „Propaganda Assistenten“ geworden.

Springer und Döpfner hatten dieses Urteil nach Bekanntwerden als "Ironie" verkleiden und entkräften wollen, sind damit aber gescheitert. In nicht wenigen Verlagen, die dem Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) angehören, wurde deutlicher Unmut bis hin zu Rücktrittsforderungen an BDZV-Chef Döpfner laut. Auch im Springer-Konzern gab es Empörung, dass unter den vielen Journalistinnen und Journalisten des Konzerns nur ein wahrer Journalist zu finden sei: Julian Reichelt.

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Nun versucht der 58-jährige Döpfner, den Schaden zu begrenzen. In einem Schreiben, das der dpa vorliegt, drückt er sein Bedauern aus. "Ich nehme diese Kritik sehr ernst", schreibt er (die Kritik muss er auch ernstnehmen). Er sei dankbar für die Offenheit, "die mir eine Orientierung und bessere Einschätzung ermöglicht. Wenn der Ruf der Branche, des BDZV und insbesondere des Präsidentenamts in dieser Woche hierdurch Schaden genommen haben, bedauere ich dies persönlich zutiefst."

Döpfner ging, so berichtet dpa-Korrespondentin Anna Ringle, in dem Verbands-Rundschreiben, das auf Freitag datiert ist, auf die SMS erneut ein: „Sie alle wissen, dass meine kritisierten Äußerungen - Stichworte: DDR-Obrigkeitsstaat und PR-Assistenten - in einer privaten SMS gefallen sind. Sie war Teil eines vertraulichen Dialogs. Worte werden dabei gewöhnlich - Sie werden das nachempfinden können - nicht auf die Goldwaage gelegt. Es gibt so etwas wie ein emotionales, provokantes, irrationales und spontanes Innenleben einer bilateralen Unterhaltung unter vermeintlich sich vertrauenden Leuten. Außenstehende werden das zwangsläufig gar nicht oder bestenfalls falsch verstehen.“

Ein Herz für den Journalismus

Der BDZV-Präsident schreibt weiter: „Die Aufregung kann ich vor diesem Hintergrund nachvollziehen. Es tut mir daher sehr leid, dass diese unvorhersehbare Entwicklung auch den BDZV, die Verlage sowie das Empfinden der Journalistinnen und Journalisten getroffen hat.“ Wer ihn kenne, der wisse, dass „mein Herz für den freien Journalismus schlägt - und ebenso für den Rechtsstaat in dem wir leben“. Sein Wirken und Denken seien genau hierauf ausgerichtet. Er werde nicht nachlassen, hierfür zu kämpfen.

Kleinlauter, bittender, um Nachsicht heischender war noch kein Text aus der Feder des Mathias Döpfner. Denn jetzt es nicht um Reichelts Kopf im Springer-Reich, jetzt geht es Döpfners Kopf im BDZV-Universum.

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