Zukunft der TV-Duelle: Herausforderer gesucht
Nicht nur in Bayern ist das TV-Duell möglicherweise ein Auslaufmodell. Ob es bei der Landtagswahl in Bayern eines geben wird, ist ungewiss. In Berlin war es nicht zustande gekommen.
Am 14. Oktober entscheiden die Bürger des Freistaates Bayern, welche Parteien in den Landtag einziehen werden. Doch erst einen Monat zuvor wird entschieden, ob der Bayerische Rundfunk (BR) den Wahlkampf erneut mit einem TV-Duell begleiten wird. Der Grund ist so einfach wie kurios: Derzeit ist nicht klar auszumachen, wer gegen den amtierenden Ministerpräsidenten Markus Söder von der CSU als Duellant antreten soll. Zu dicht liegen SPD, Grüne und AfD beieinander. Erstmals seit 2008, als sich Günther Beckstein von der CSU dem SPD-Herausforderer Franz Maget stellte, könnte es darum im BR-Fernsehen kein Duell geben. Letzte Gewissheit soll nun der „BayernTrend“ vom 12. September bringen, der von den Meinungsforschern von infratest dimap exklusiv und repräsentativ für das BR-Politmagazin „Kontrovers“ erhoben wird, wie der Sender dem Tagesspiegel mitteilte.
Der Verzicht auf ein TV-Duell wäre allerdings kein Novum. Bei der Abgeordnetenhauswahl 2016 in Berlin kam kein Duell zustande. Im nächsten Jahr wählt Berlins Nachbarland Brandenburg. Auch dort sieht es zumindest aus heutiger Sicht so aus, als ob es schwer werden könnte, ein Duellanten-Paar zu finden, sagt Christoph Singelnstein, der Chefredakteur des Rundfunk Berlin-Brandenburg. Nach einer aktuellen Insa-Umfrage liegen die Parteien dicht an dicht. Die SPD wäre entsprechend der Sonntagsfrage mit 23 Prozent zwar stärkste Kraft, kurz danach folgen aber AfD (21 Prozent), CDU und Linke (jeweils 18 Prozent).
ARD denkt an neue Sendungsformen
Die Frage nach der Zukunft der TV-Duelle beschäftigt die Sender indes nicht nur auf Landes-, sondern auch auf Bundesebene. Auch dort steht hinter diesem Format zumindest ein Fragezeichen. „Wir werden vor der nächsten Bundestagswahl, die voraussichtlich im Herbst 2021 stattfindet, die aktuelle Situation bewerten und dann entscheiden, ob ein TV-Duell sinnvoll ist“, erklärte ARD-Chefredakteur Rainald Becker auf Anfrage. Spannend wird es bei der weiteren Erläuterung: „Elefantenrunden, Wahlarenen und Townhall-Meetings haben sich grundsätzlich bewährt und stoßen auf großes Publikumsinteresse. Ich gehe davon aus, dass wir diese Formate auch in drei Jahren im Ersten haben werden. Für andere Modelle gibt es derzeit keine Pläne“, sagt der ARD-Chefredakteur weiter, ohne das TV-Duell zu nennen. „Ich will aber nicht ausschließen, dass bis 2021 neue Sendungsformen entwickelt werden.“
Das ZDF möchte sich zum jetzigen Zeitpunkt in Sachen TV-Duell nicht in die Karten schauen lassen. Die Frage, ob solche direkten Aufeinandertreffen von Spitzenkandidaten von zwei Parteien in Zeiten, in denen viele Parteien prozentual so eng beieinander liegen, noch zeitgemäß sind, will ZDF-Chefredakteur Peter Frey nicht beantworten. Das gilt auch für die Frage, ob es für das ZDF denkbar ist, den nächsten Bundestagswahlkampf ohne Duell zu begleiten. Aus dem Sender ist allerdings zu hören, dass man die Vorteile eines solchen Formats durchaus zu schätzen weiß, und keineswegs ohne Weiteres darauf verzichten möchte. TV-Duelle mit dem Aufeinandertreffen von Spitzenvertretern der verschiedenen Parteien versprächen immer einen Informationsmehrwert für die Wählerinnen und Wähler, heißt es vom Mainzer Lerchenberg.
Sender drängen auf eine Auflockerung
Ohnehin drängen die Sender bei den TV-Duellen im Bund auf Veränderungen. Zum einen wünschen sich die Öffentlich-Rechtlichen und Privaten eigene Duelle der beiden stärksten Parteien. Zum anderen möchten sowohl ARD und ZDF als auch RTL und ProSieben das durch zahlreiche Reglementierungen äußerst starre Format gerne auflockern – wogegen sich speziell Amtsinhaberin Angela Merkel (CDU) bislang standhaft und erfolgreich gewehrt hat. Sollten sich die Mehrheitsverhältnisse aber im Bund bis 2021 ähnlich entwickeln wie in einigen Bundesländern, könnte es gut sein, dass die Sender das Zustandekommen eines Duells von neuen Bedingungen abhängig machen könnten.
Die bayerischen Wähler werden sich aber auch dann über den BR auf die Wahl vorbereiten können, wenn es kein Duell gibt. Mehrere Formate sind bereits geplant. Dazu gehört neben vier Wahlarenen eine große Runde am 12. September mit allen Parteien, die an oder über der Fünf-Prozent-Hürde liegen. Nach derzeitigem Stand wären das CSU, SPD, Grüne, Freie Wähler, FDP und AfD, wobei Markus Söder von CSU-Fraktionschef Thomas Kreuzer vertreten würde. Denn wer weiß, vielleicht kommt ja doch noch ein Duell zustande.